... das Golfstromsystem
GMX News Wissen Natur & Umwelt - "Alarmierende Studie zu Klimawandelfolgen: Das Golfstromsystem macht schlapp"
"Aktualisiert am 15. September 2020, 12:13 Uhr
Mehr Brände, Hitzewellen und Niederschläge - viele Vorhersagen der Klimaforschung sind Realität geworden. Nun könnte auch die lang befürchtete Golfstromsystem-Abschwächung eintreffen, mit Folgen für Europa.
In Macapá, ganz im Norden Brasiliens, direkt am Äquator, ist die Kraft des Amazonas am größten. Bis hier hat der Fluss über Hunderte Kilometer Wasser unzähliger Nebenflüsse aufgenommen, das er dann wenige Kilometer östlich der Hauptstadt des Bundesstaats Amapá in den Atlantik entlässt.
Doch auch der wasserreichste Fluss der Erde kann es an seinem Endpunkt nicht einmal ansatzweise mit den großen Kräften des Meeres aufnehmen.
Seit Achtzigerjahren warnen Klimaforscher vor Abschwächung
Das Golfstromsystem bewegt pro Sekunde knapp 20 Millionen Kubikmeter Wasser und damit fast das Hundertfache der Amazonasströmung. Dabei fließt warmes Oberflächenwasser nach Norden und kehrt als kalter Tiefenstrom nach Süden zurück.
Er ermöglicht so einen gigantischen Wärmetransport mit einer Leistung von mehr als einer Million Gigawatt, fast das Hundertfache des Energieverbrauchs der Menschheit. Diese Wärme wird im nördlichen Atlantik an die Luft abgegeben und beeinflusst nachhaltig unser Klima.
Doch schon seit den Achtzigerjahren warnen Klimaforscher vor einer Abschwächung oder gar einem Versiegen dieser Strömung infolge der Erderwärmung. "Unangenehme Überraschungen im Treibhaus?" titelte 1987 der berühmte US-Ozeanologe Wallace Broecker einen Aufsatz im Fachblatt "Nature" dazu.
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Regionaler Kühlungseffekt mitten im Klimawandel
Eine langfristige Abschwächung sollte zu einer Abkühlung im nördlichen Atlantik führen. Einen solchen regionalen Temperatureffekt inmitten der globalen Erwärmung haben Klimamodelle seit Langem vorhergesagt. Und tatsächlich zeigt die Auswertung von Daten der Meerestemperaturen, dass der nördliche Atlantik sich als einzige Weltregion der globalen Erwärmung widersetzt und seit dem 19. Jahrhundert sogar kühler geworden ist.
Zudem sieht man eine besonders starke Erwärmung vor der nordamerikanischen Küste, die laut Modellsimulationen zum charakteristischen "Fingerabdruck" einer Abschwächung der Golfstromzirkulation gehört.
Dieser Fingerabdruck gilt als wichtiger Beleg, und nicht zuletzt deshalb hat der Weltklimarat IPCC vor einem Jahr in seinem Sonderbericht zu den Ozeanen erstmals festgestellt, dass Beobachtungsdaten "darauf hinweisen, dass die Atlantische Umwälzzirkulation sich abgeschwächt hat".
Zwei Studien liefern unabhängige Belege
Zwei neue Studien liefern nun ganz unabhängige weitere Belege dafür. Im August erschien eine Studie von Christopher Piecuch von der Woods Hole Oceanographic Institution über den Floridastrom - den Teil des Golfstromsystems entlang der Küste Floridas.
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Der Salzgehalt verrät Forschern eine Abschwächung des Golfstroms
Das Ergebnis: Der Floridastrom hat seit 1909 deutlich an Kraft verloren und war in den letzten zwanzig Jahren wahrscheinlich so schwach wie nie zuvor. Berechnungen von Piecuch zeigen zudem, dass die damit verbundene Abschwächung des Wärmetransports ausreicht, um die Kälteblase im nördlichen Atlantik zu erklären.
Am Montag erschien in "Nature Climate Change" eine weitere Studie, von Forschern der Peking University und der Ohio State University. Erstmals werden hier Daten von außerhalb des Nordatlantiks als Indizien herangezogen. Modellsimulationen zeigen, dass eine Abschwächung der Golfstromzirkulation zu einer Ansammlung von Salz im subtropischen Südatlantik führt.
Das liegt daran, dass in dieser Region die starke Verdunstung ständig den Salzgehalt erhöht, während der obere Zweig der Meereszirkulation das salzreiche Wasser nach Norden abführt und salzärmeres von Süden heranbringt. Schwächt diese Strömung sich ab, wird das Wasser in dieser Region daher salziger.
Genau dies zeigen die Messdaten im Einklang mit Computersimulationen. Die Autoren sprechen von einem "Salzgehalts-Fingerabdruck" der Abschwächung der atlantischen Umwälzzirkulation.
"Kälteblase" beeinflusst Wetter in Europa
Neben diesen ozeanografischen Messbefunden deutet auch eine Reihe von Studien mit Sedimentdaten darauf hin, dass die Golfstromzirkulation inzwischen schwächer ist als seit mindestens einem Jahrtausend.
Die Strömungsveränderungen betreffen auch uns in Europa, denn die "Kälteblase" draußen im Atlantik beeinflusst unser Wetter. Es klingt paradox, wenn man an das Schockfrost-Szenario des Hollywood-Blockbusters "The Day After Tomorrow" denkt, aber britische Forscher fanden heraus, dass der Jetstream in der Atmosphäre im Sommer gern einen Bogen südlich um die Kälteblase herum macht - das bringt dann warme Winde aus südwestlicher Richtung nach Europa und führt hier zu Hitzewellen, wie im Sommer 2015.
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Ausführlich dazu siehe:
https://www.gmx.net/magazine/wissen/natu...chlapp-35084556