Forschung gegen SARS-CoV-2 könnte auch die Krebstherapie revolutionieren

#1 von Excubitor , 20.11.2020 22:35

FOCUS ONLINE Gesundheit - "„Riesiger Schub nach vorne“ - Onkologe erklärt: Auch Krebspatienten werden von Corona-Impfstoff profitieren"

"Freitag, 20.11.2020, 22:16

[...]

In Rekordzeit arbeiten Pharma-Konzerne daran, einen Corona-Impfstoff auf den Markt zu bringen. Es liegen bereits vielversprechende Studienergebnisse mit einer großen Zahl an Probanden vor – und das, obwohl die Suche nach einem Impfstoff erst vor wenigen Monaten begonnen hat und in der Vergangenheit manchmal Jahrzehnte dauerte.

Von dieser rasanten Entwicklung könnten am Ende nicht nur die Menschen profitieren, die damit einer Covid-19-Erkrankung entgehen, sondern auch Krebspatienten. Denn im Kampf gegen Tumore könnte das spezielle Impfverfahren, an dem Unternehmen wie Biontech, Moderna und CureVac derzeit arbeiten, ebenso wirksam sein.

mRNA-Impfstoffe auch für Krebsmedizin relevant

Dabei handelt es sich um eine sogenannte mRNA-Impfung. Sie enthält nur die Erbinformationen eines Virus, nicht das Virus selbst. Zum Vergleich: Bei einer Grippe-Impfung bekommt ein Patient abgeschwächte Grippe-Viren gespritzt. Gegen diese unschädlich gemachten Eindringlinge bildet das Immunsystem dann Antikörper. Bei einer mRNA-Impfung gelangt nur eine „Bauanleitung“ in den Körper. Mit ihrer Hilfe kann das Immunsystem aber ebenfalls Antikörper bilden.

Ein Vorteil: Der Impfstoff lässt sich komplett im Labor herstellen, schnell und in hoher Stückzahl. Für die Produktion von Grippe-Impfstoffen werden dagegen jedes Jahr mehrere Hundert Millionen Hühnereier benötigt, in denen die Viren heranreifen.

Onkologe: „Geeignetes Krebsmedikament innerhalb von vier bis sechs Wochen produzieren“

Dass mRNA-Impfstoffe nun mit Hochdruck weiterentwickelt werden, wird auch der Krebsmedizin zugutekommen. Sie könnten die Behandlung von Patienten erheblich einfacher, schneller und günstiger machen, erklärt Dirk Jäger im Gespräch mit FOCUS Online. Er ist Leiter der Abteilung Medizinische Onkologie am Nationalen Centrum für Tumorerkrankung in Heidelberg.

„Mit der mRNA-Technologie könnte man ein geeignetes Krebsmedikament innerhalb von vier bis sechs Wochen produzieren. Das Verfahren ist nicht so teuer wie einen Eiweiß-Impfstoff mit der notwendigen Reinheit herzustellen“, vergleicht Jäger.

Jeder Krebspatient braucht individuellen Impfstoff

Anders als bei einem Corona-Impfstoff, der für alle Patienten gleichermaßen geeignet sein soll, braucht jeder Krebspatient ein speziell auf die Mutationen seines Tumors abgestimmtes Medikament. Das sei ein riesiger Aufwand, sagt Jäger, den ein mRNA-Verfahren aber deutlich verringern könne. Daher forschen auch Onkologen bereits seit Jahren an mRNA-Impfstoffen. Mit der Suche nach einer Corona-Impfung bekomme die Technologie nun „einen riesigen Schub nach vorne“ - davon könnten diverse medizinische Bereiche profitieren.

Im Fokus der Krebsforschung steht dabei nicht primär ein Impfstoff, der vor einer Erkrankung schützen soll – so wie die Corona-Impfung vor Covid-19 –, sondern bereits vorhandene Tumore bekämpfen kann. Ein potenzieller Impfstoffkandidat wäre daher laut Jäger ein Patient, dessen Tumor bereits operativ entfernt wurde, der aber immer noch mikroskopisch kleine Tumorreste im Körper trägt. In einem solchen Fall könne ein Impfstoff „hoch effektiv sein“, um diese Reste zu entfernen.

Der Patient würde zunächst im Abstand von ein bis zwei Wochen, später seltener, eine Impfung erhalten, um die Immunantwort des Körpers immer wieder anzuregen. Jäger betont jedoch, dass Patienten immer zunächst eine klassische Therapie durchlaufen müssten, sei es eine Operation, Chemo- oder Strahlenbehandlung, bevor eine Impfung sinnvoll zum Einsatz kommen kann.

Die große Herausforderung: Im Gegensatz zu Sars-CoV-2 sind Krebszellen keine fremden Viren, die in den Körper eindringen, sondern mutierte Zellen des eigenen Körpers. Dadurch ist es wesentlich schwieriger, das Immunsystem mithilfe eines Impfstoffs dazu zu bringen, gegen diese Mutationen vorzugehen, als es gegen fremde Eindringlinge scharf zu machen.

Diese Impfungen gegen Krebs gibt es bereits

Ersetzen wird ein Impfstoff eine Krebstherapie in den meisten Fällen also nicht, aber möglicherweise ergänzen. Trotzdem gibt es bereits Impfungen, die vor einem Tumor schützen – und zwar vor solchen, die von einem Virus ausgelöst werden. Dazu zählt Gebärmutterhalskrebs, zu dem eine Infektion mit sogenannten Humanen Papillomaviren, kurz HPV, führen kann. Eine HPV-Impfung empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) für Kinder im Alter von neun bis 14 Jahren. Um Leberkrebs vorzubeugen, gibt es eine Hepatitis-Impfung.

Für alle anderen Krebserkrankungen kommt eine Impfung als Teil der Therapie infrage. Wie effektiv das Verfahren in der Praxis sein wird, werde sich bereits in den nächsten fünf Jahren zeigen, vermutet Jäger. [...]"

Siehe dazu die Quelle:
https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber...d_12680861.html


Beware of the Virus! - Vigilia Pretium Sanitatis!

 
Excubitor
Beiträge: 3.783
Registriert am: 18.07.2020

zuletzt bearbeitet 20.11.2020 | Top

   

Die neue E-Patientenakte startet

Xobor Einfach ein eigenes Xobor Forum erstellen
Datenschutz