Ein Überblick zum aktuellen Forschungsstand zu SARS-CoV-2/ Covid2019

#1 von Excubitor , 15.08.2020 20:30

Handelsblatt - "Aktueller Forschungsstand: Was wir inzwischen über das Coronavirus wissen – und was nicht"
"Bisher steht fest: Das neuartige Coronavirus ist gefährlicher als die Grippe. Bei Immunität, Fallzahlen oder der Rolle von Kindern sind verlässliche Aussagen dagegen schwierig.

[...]

Fünf Dinge, die inzwischen über die Seuche bekannt sind:

Auf viele Fragen fehlen noch eindeutige Antworten, einige Aussagen über das Virus lassen sich aber schon jetzt mit ziemlich großer Sicherheit treffen.

1. Ursprung im Tierreich

Covid-19 ist eine sogenannte Zoonose – also eine Infektion, die zwischen Menschen und Tieren übertragen werden kann. Coronaviren wurden Mitte der 1960er-Jahre entdeckt. Mittlerweile sind sieben Erreger aus der Familie bekannt, die auch Menschen betreffen. Einige verursachen eher harmlose Erkältungen, andere können zu potenziell tödlichen Krankheitsverläufen führen. Das sind das Middle East Respiratory Syndrome (Mers), das Severe Acute Respiratory Syndrome (Sars) – und nun Sars-CoV-2.

Die Forschung geht davon aus, dass das neue Coronavirus zunächst bei Fledermäusen vorkam und über einen Zwischenwirt auf den Menschen übersprang. Die ersten Patienten steckten sich im November oder Dezember 2019 in der chinesischen Millionenstadt Wuhan an.

2. Von Wuhan in die Welt

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erhielt nach eigenen Angaben am 31. Dezember 2019 erste Informationen über eine unbekannte Lungenkrankheit in Wuhan. Eine Woche später erklärte China, dass die Ursache ein neuartiges Coronavirus sei. Die Abläufe in der Frühphase der Pandemie sorgten für Unsicherheiten. Peking agierte intransparent, der Vorwurf der Vertuschung steht im Raum.

Der erste Fall in Deutschland wurde Ende Januar bestätigt: ein Mitarbeiter der Firma Webasto im bayerischen Stockdorf. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden infizierte er sich bei einer Kollegin aus China, die bei dem Autozulieferer zu Besuch war.

3. Hochansteckend

Das neue Coronavirus konnte sich auch deshalb so schnell verbreiten, weil es viel ansteckender ist als zum Beispiel die Sars- und Mers-Varianten. Das liegt nach Erkenntnissen der Virologen daran, dass Infizierte eine hohe Viruskonzentration im Rachenbereich haben. Mit dem Erreger infizierte Menschen können bei Sars-CoV-2 auch schon für andere ansteckend sein, bevor sie Krankheitssymptome entwickeln.

Der Hauptinfektionsweg sind virushaltige Partikel, die beim Atmen, Husten, Sprechen und Niesen ausgestoßen werden. Neben der Infektion über größere Tröpfchen rücken auch zunehmen mikroskopisch kleinen Aerosole in den Fokus, die länger in der Luft wabern und sich vor allem in geschlossenen Räumen verteilen können. Die Bedeutung von Schmierinfektionen, also eine Ansteckung über mit dem Erreger kontaminierte Oberflächen wie Türklinken, scheint dagegen geringer zu sein als anfänglich befürchtet.

Nicht alle Erkrankten sind gleich ansteckend. Es gibt Erkenntnisse, dass ein Großteil von Infektionen auf wenige „Superspreader“ zurückgeht.

4. Gefährlicher als die Grippe

Sars-CoV-2 weist Ähnlichkeiten zu Grippeviren auf, die ebenfalls schwere bis tödliche Krankheitsverläufe auslösen können. Auch der Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, zog Mitte Februar noch eine Parallele zu einer „schweren Grippewelle“. Zwei Wochen später änderte das RKI die Einschätzung auf Grundlage der neuen Forschungsergebnisse. Die Gefahr ist größer als bei der Grippe – das zeigt sich schon an den Todeszahlen, die derzeit in Brasilien oder USA vermeldet werden.

Ein wichtiger Unterschied zur Grippe ist auch, dass es bei Sars-CoV-2 keine ausgeprägte Grundimmunität in der Bevölkerung gibt. Auch ein in der Breite wirksamer und nach europäischen Standards geprüfter Impfstoff fehlt.

5. Risikogruppen

Das neuartige Coronavirus ist aber nicht für alle Menschen gleich gefährlich. Oft merken Infizierte gar nicht, dass sie das Virus haben. Zahlen aus China zeigen, dass dort rund 80 Prozent der Erkrankungen mild bis moderat verliefen. Natürlich: Schwere und potenziell tödliche Verläufe können alle Altersgruppen betreffen, doch die Risiken sind klar verteilt.

Besonders gefährdet sind Senioren. Laut RKI waren 86 Prozent der in Deutschland an Covid-19 Verstorbenen 70 Jahre alt oder älter. Als Risikofaktoren für schwere Krankheitsverläufe fanden Studien auch Rauchen, Fettleibigkeit sowie eine Reihe von Vorerkrankungen, darunter Herz-Kreislauf-Probleme, chronische Lungenerkrankungen, Krebs und Diabetes.

Fünf Dinge, die wir über die Seuche noch nicht wissen:

In der Pandemie werden politische Entscheidungen unter hoher Unsicherheit getroffen. Nicht selten fehlen klare wissenschaftliche Erkenntnisse und verlässliche Zahlen. Auch für die Öffentlichkeit ist es bisweilen schwer erträglich, dass man in dieser Ausnahmesituation vieles einfach noch nicht genau weiß. Die Gefahr ist dann, dass in diese Lücken Verschwörungstheoretiker mit ihren einfachen, aber falschen Antworten vorstoßen.

1. Wie viele Menschen sind in Deutschland infiziert?

Seit Beginn der Pandemie wurden in Deutschland beim Roland Koch-Institut (RKI) rund 220.000 Corona-Fälle registriert. Abzüglich der Genesenen und Verstorbenen gibt es derzeit gut 10.000 aktive bestätigte Fälle. Allerdings verlaufen viele Infektionen unerkannt, die Dunkelziffer ist hoch. Wie hoch, lässt sich nicht eindeutig sagen.

Wissenschaftler versuchen, mit Studien zur Häufigkeit von Antikörpern gegen Sars-CoV-2 den Anteil der Bevölkerung zu ermitteln, der bereits eine Infektion durchgemacht hat. Eine Untersuchung im Kreis Heinsberg kam im Frühjahr zu dem Schluss, dass dort bis zu zehn Mal mehr Menschen infiziert waren als offiziell angegeben.

Allerdings sind Ergebnisse aus derartigen Corona-Hotspots nicht ohne Weiteres auf ganz Deutschland übertragbar. [...]

2. Wie viele Menschen sterben am neuartigen Coronavirus?

Eine verlässliche Angabe zur Infiziertenzahl wäre auch notwendig für eine genaue Aussage darüber, wie viel Prozent der Corona-Kranken versterben. Der Anteil von Verstorbenen an den bestätigten Fällen liegt in Deutschland bei 4,4 Prozent.

Zur Sterblichkeitsrate liegen laut RKI aber „keine verlässlichen Daten vor, weil die tatsächliche Anzahl erkrankter Menschen unbekannt ist und möglicherweise deutlich höher liegt als die Zahl der gemeldeten Erkrankungsfälle“. Einige Schätzungen gehen von einer Letalität von etwa 0,5 Prozent aus – was aber immer noch höher wäre als bei der saisonalen Grippe (0,1 bis 0,2 Prozent).

[...]

Rückblickend wird man die Opferzahlen der Pandemie anhand der Übersterblichkeit abschätzen können. Das Statistische Bundesamt stellt für den Monat April fest, dass dort mehr Menschen starben als in den Vorjahren. Seit Anfang Mai bewegen sich die Sterbefallzahlen demnach aber wieder etwa im Durchschnitt.

3. Welche Gefahr geht von Langzeitschäden aus?

Sars-CoV-2 ist ein neues Virus, zuverlässige Aussagen zu den Langzeitauswirkungen und möglichen Folgeschäden sind daher noch nicht möglich. Erste Untersuchungen deuten aber darauf hin, dass nach einer Corona-Erkrankung noch Wochen oder Monaten später Symptome auftreten können. Das Virus kann auch andere Organe befallen. Wissenschaftler gehen der Frage nach, welche gefährlichen Schäden im Herz oder im Nervensystem entstehen können.

Noch sind es aber weitgehend Verdachtsmomente. Bis eine breitere wissenschaftliche Basis vorliegt, sollte man mit Aussagen wie „Corona greift Gehirn an“ also vorsichtig sein.

4. Wann ist man immun?

Menschen bilden nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 Antikörper – allerdings ist noch unklar, wie robust und dauerhaft dieser Immunstatus tatsächlich ist. Studien zeigten bei einigen Patienten, dass die Konzentration von Antikörpern nach überstandener Infektion rasch abnahm. Forscher gehen aber auch der Fährte nach, ob eine frühere Infektion mit einem harmlosen Erkältungs-Coronavirus das Immunsystem auch beim neuartigen Sars-CoV-2 aktiviert.

5. Wie infektiös sind Kinder?

Auch hier fehlt eine klare Antwort – auch wenn sich diese Frage mit dem Ende der Sommerferien umso dringlicher stellt. In Studien finden sowohl Befürworter als auch Skeptiker der Schulöffnungen Argumente für ihre Positionen. Untersuchungen an sächsischen Schulen im Mai und Juni legen ein geringes Infektionsrisiko nahe. Und laut einer Studie aus Baden-Württemberg sind Kinder nicht so häufig infiziert wie ihre Eltern.

Eine Studie aus Südkorea kam zu dem Ergebnis: Während kleinere Kinder nur selten ansteckend sind, können Teenager ähnlich infektiös wie Erwachsene sein. Dagegen schlussfolgerten US-Forscher, die einen Ausbruch in einem Ferienlager untersuchten, dass Kinder jeden Alters sich infizieren und eine bedeutende Rolle bei der Übertragung des Coronavirus spielen können.

Ausführlich dazu die Quelle:
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/co...VEOh?li=BBqgbZL


Siehe auch die folgenden Links

- zum Infektionsrisiko
Ansteckungsrisiken bei SARS-CoV-2

- zu Artikeln betreffend die Immunität
Die Frage der Immunität

- zu möglichen Folgeschäden

SARS-CoV-2/Covid-2019 und die gesundheitlichen Folgen
Warnungen und Vorsorgetipps zu SARS-CoV-2/ Covid-2019 (10)


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