Psychische Probleme durch SARS-CoV-2/Covid2019 und die Schutzmaßnahmen gegen die Pandemie

#1 von Excubitor , 26.08.2020 14:48

GMX Newxs Aktuelle News Coronavirus - ""Viele Menschen sind wahnsinnig erschöpft": Psychiater erklärt Sorglosigkeit in der Coronakrise"
"Aktualisiert am 26. August 2020, 13:14 Uhr
[...] Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt der Psychiater Jan Kalbitzer, wie sich unsere Wahrnehmung einer Ausnahmesituation verändert, wenn sie lange Zeit andauert und welche Faktoren zu einer Überdrüssigkeit beitragen.

Herr Kalbitzer, immer mehr Menschen scheinen der Pandemie-Bekämpfung überdrüssig zu sein. Können Menschen einen Zustand der Alarmiertheit überhaupt über so viele Monate aufrechterhalten?

Jan Kalbitzer: Wenn wir Dinge, die uns Angst machen, nicht verdrängen würden, würden wir gar nicht überleben. [...]

Das ist eigentlich ein nützlicher Mechanismus. Er fällt uns jetzt aber ein bisschen auf die Füße, weil wir hierzulande bisher sehr gut durch die COVID-19-Krise gekommen sind und die Gefahr abstrakt bleibt. Und es gibt einfach sehr viele Menschen, die lange Einschränkungen in Kauf genommen haben, die jetzt wahnsinnig erschöpft davon sind.

Gleichzeitig fällt es Menschen schwer, Gewohnheiten zu ändern. Markus Söder hat das Beispiel des Anschnallgurts im Auto gebracht. Daran mussten sich Leute auch erst gewöhnen und sind mit empfindlichen Strafen dazu gezwungen worden. Dann haben es viele gemacht und jetzt ist es normal.

Sie sehen also Zwang als ein zielführendes Mittel an?

Die Regeln nicht konsequent durchzusetzen, ist problematisch. Durch diejenigen, die sich nicht daran halten, entsteht das Bild, man müsse die Maßnahmen gar nicht befolgen.

Es ist aber wichtig, dass der Streit darüber, ob, wann oder wo eine Maske zu tragen ist, nicht auf der Straße zwischen einzelnen Bürgern stattfindet. Das führt eher zu einer weiteren Polarisierung. Es muss über die Instrumente des Staates durchgesetzt werden.

Dass Menschen etwa bei der Kontaktverfolgung unleserliche Daten angeben, zeugt auch davon, dass fehlendes Vertrauen eine Rolle spielt.

[...]

Wenn man keine gute Begründung dafür hat, warum die befürchteten Folgen nicht eintreten, wenn Menschen im Freien ohne Maske demonstrieren, dann haben diejenigen, die Regeln durchsetzen wollen, ein Problem. Deswegen ist es aus meiner Sicht wichtig, nur wenige, einfache Regeln aufzustellen, die den Tatsachen wirklich entsprechen und deren Einhaltung durchzusetzen.

Gleichzeitig ist es wichtig, anzuerkennen, dass bisher nicht nur die Strengen Recht hatten. Während des Lockdowns gab es Menschen - zu denen auch ich gehörte - die am liebsten sehr strenge Maßnahmen sehr lange aufrechterhalten hätten. Aber wir haben gemerkt, dass das nicht notwendig war.

Es wurde gelockert und die Infektionszahlen sind nicht in der direkten Folge gestiegen. Wir haben durch die Risikofreudigeren gelernt, dass viele Einschränkungen nicht nötig sind, um die Pandemie im Griff zu haben. Deswegen finde ich es wichtig, anzuerkennen, dass wir die Vielfalt brauchen.

Dazu muss man Andersdenkenden gegenüber aufgeschlossen sein.

Man muss mit Kritikern anders umgehen, weil die größte Gefahr für unsere Gesellschaft nicht das Virus, sondern die Spaltung ist. Wenn wir die Solidarität verlieren, hätte das weitreichendere Folgen.

Man muss dabei unterscheiden: Es gibt diejenigen, die sich auf pseudowissenschaftliche Quellen beziehen und an Dinge glauben, die nicht real sind. Aber es gibt auch ernstzunehmende Kritik - und mit der muss man sich auseinandersetzen.

Es gab beispielsweise schon zu Anfang der Pandemie Epidemiologen, die gesagt haben, dass Armut auch zu vielen Erkrankungen führt, sowohl zu psychischen als auch zu physischen. Dass es deswegen bei dem Argument, wegen der Ökonomie den Lockdown nicht zu lange aufrechtzuerhalten, nicht nur um Geld geht, sondern eben auch um Gesundheit.

Und solche Wissenschaftler, die vielschichtige Argumente vorgebracht und abgewägt haben, sind zu wenig einbezogen worden.

Die einen ärgern sich über die Maßnahmen, die anderen über diejenigen, die sie nicht einhalten wollen: Was macht man mit diesen Emotionen?

Das Wichtigste ist, dass man mit den Menschen kommuniziert, mit denen man auch im Alltag im direkten Kontakt ist. Für deren Motive und Verhalten kann man leichter Verständnis und Mitgefühl entwickeln und so entsteht ein echter Dialog.

[...]

Zur Person: Dr. Jan Kalbitzer ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er leitet die Stressmedizin der Oberberg Kliniken. Über den Umgang mit Krisen wie der durch die aktuelle Pandemie ausgelöste hat er kürzlich das Buch "Krise als Neustart" veröffentlicht."

Mehr dazu unter der Quelle:
https://www.gmx.net/magazine/news/corona...igkeit-35026240


Kommentar
Das Meiste an der Argumentation ist nachvollziehbar, insbesondere, dass manches mit Zwang durchgesetzt werden muss, was nur leider nicht mit der notwendigen Konsequenz seitens der Verantwortlichen erfolgt. Doch in einigen Punkten kann man auch anderer Ansicht sein.

Selbstverständlich sind durch die Lockerungen die Infektionsraten wieder gestiegen. Das tun sie auch nicht sofort, wie der Psychiater vorausgesetzt hat, um das annehmen zu können, sondern mit zeitlicher Verzögerung. Wenn man beispielsweise die Geschäfte wieder öffnet, und die Arbeit wieder aufnimmt heißt das nicht, dass die Infektionsraten sofort am nächsten Tag messbar in die Höhe schnellen müssen ... Auch das flächendeckend gestiegene Infektionsgeschehen ist letztlich nur durch die allgemeinen Lockerungen logisch erklärbar.

Einschränkungen sind nötig, um die Pandemie im Griff zu behalten, was auch der Herr Kalbitzer spätestens im Herbst einsehen dürfte. Anhand des derzeitigen Party-Geschehens und den daraus entstandenen Infektionsherden sowie den allein durch Reiserückkehrer entstandenen 40 % mehr Neuansteckungen ist klar ersichtlich, dass es ohne Einschränkungen definitiv nicht geht. Letztere sollten aber den Erfordernissen besser angepasst sein.

Es gibt auch nur eingeschränkte Solidarität in diesem Land, von einer allgemeinen kann man da sicher nicht reden. Natürlich gibt es Menschen die gerne anderen beistehen. Doch wenn es hart auf hart geht und jeder selbst direkt betroffen ist, wird sich letztlich immer jeder selbst der Nächste sein. Je mehr die eigene Betroffenheit zunimmt um so mehr sinkt die Solidaritärt mit anderen.

Besonders vorsichtig sein muss man mit der Argumentation, die Nachlässigkeit der Regelbefolgung sei auf Erschöpfungszustände zurückzuführen, da das sonst sofort gerne als Ausrede für jedes Fehlverhalten Verwendung finden wird. Mag sein, dass Erschöpfung auf einige wirklich zutrifft. Bei der Mehrheit wird das jedoch definitiv nicht der Fall sein. Bei uns in Deutschland war der Lockdown längst nicht so lang und hart wie in anderen Ländern. Dafür, dass sie sich während des Lockdowns selbst nicht konstruktiv und sinnvoll beschäftigen und sich keinen strukturierten Tagesablauf verschaffen konnten, sind alle nicht pathologisch Beeinträchtigten Erwachsenen nun einmal selbst verantwortlich ... Eigenverantwortung ist ein großes Wort, das in diesem Land zwar gerne verwendet, aber wesentlich seltener ausgeübt wird ...


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"Die dritte unsichtbare Welle rollt schon über Deutschland"

#2 von Excubitor , 11.10.2020 18:47

WELT - "Die dritte, unsichtbare Welle rollt schon über Deutschland"

"[...]

Denn neben den finanziellen Einbußen leiden viele auch psychisch unter der Situation. Wie stark, das zeigen zwei Untersuchungen, die soeben veröffentlicht wurden. Demnach haben die Belastungen erheblich zugenommen, und ein nicht geringer Teil der Bevölkerung wurde dadurch in akute psychische Probleme gestürzt.

Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass psychische Erkrankungen in den vergangenen Jahren ohnehin stark zugenommen haben. Die Kosten für das Gesundheitswesen und die Volkswirtschaft drohen daher nun weiter zu steigen.

„Angesichts der Erfahrungen mit Notlagen in der Vergangenheit ist zu erwarten, dass der Bedarf an psychologischer und psychosozialer Unterstützung in den kommenden Monaten und Jahren erheblich zunehmen wird“, stellt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einer Botschaft anlässlich des Welt-Tages der mentalen Gesundheit, der an diesem Samstag stattfindet, fest. So einleuchtend das ist, so unklar ist jedoch gleichzeitig, wie groß die Probleme sind, die auf die Gesellschaften zukommen.

Der Axa-Konzern, der auch einer der größten privaten Krankenversicherer in Deutschland ist, hat daher eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die dem mentalen Wohlbefinden und der Psyche der Menschen in der Krise nachgehen sollte. Und die Ergebnisse sind beunruhigend.

„Mentale Probleme sind die dritte, unsichtbare Welle der Corona-Pandemie“, fasst Alexander Vollert, Chef des Axa-Konzerns in Deutschland, die Ergebnisse der europaweiten Untersuchung zusammen. „Ein Drittel der Deutschen hat während der Corona-Krise eine Verschlechterung der psychischen Verfassung erlebt.“

Unterschiedliche Bevölkerungsgruppen sind dabei unterschiedlich stark betroffen. Besonders beunruhigend: Personen, die ohnehin schon unter psychischen Problemen leiden, haben deutlich stärker mit der Krise zu kämpfen. Von ihnen sagten 45 Prozent, dass sie in den vergangenen Monaten das Gefühl hatten, die Kontrolle über das eigene Leben verloren zu haben. Unter den Befragten ohne psychische Vorerkrankungen sind es dagegen nur 15 Prozent.

Gefährdet sind zudem eher extrovertierte als introvertierte Menschen – ihnen fehlt das Ausgehen, das Treffen mit anderen Menschen stärker. Auch das Alter spielt eine Rolle: Je älter die Personen sind, desto stärker leiden sie psychisch. Und bei allen, die in dieser Zeit auch noch eine Beziehungskrise durchleben mussten, potenzierte sich das.

Allerdings steht Deutschland im europäischen Vergleich noch relativ gut da. So erklärten hierzulande insgesamt nur 25 Prozent, dass sie in der Krise zumindest teilweise das Gefühl haben, die Kontrolle über ihr Leben verloren zu haben.

[...]"

Sehr ausführlich dazu mit tabellarischem Anschauungsmaterial siehe:
https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-s...TxMP?li=BBqg6Q9


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zuletzt bearbeitet 23.03.2021 | Top

Jugendliche laut Studie durch die Pandemie stark belastet

#3 von Excubitor , 23.03.2021 19:56

Business Insider Deutschland - "Im Stich gelassen in der Pandemie: Jugendliche laut Studie stark belastet"

"Die Ergebnisse der Studie der Bertelsmann Stiftung und der „Jugend und Corona" Befragungen bezeichnen die Autoren als Weckruf. Aus den Umfragen wird klar, wie stark Jugendliche in Deutschland in der Pandemie belastet sind. [...]

Demnach gaben 65 Prozent der Befragten während des zweiten Lockdowns im November 2020 an, dass ihre Sorgen eher nicht oder gar nicht gehört werden. In der Befragung im Frühling waren es weniger (45 Prozent), die sich nicht gehört fühlten. 58 Prozent der befragten Jugendlichen fanden, dass die ihre Situation den Politikern nicht wichtig sei. [...]

Doch die allermeisten Jugendlichen haben die Ausnahmesituation der Pandemie großartig gemeistert, schreiben die Autoren der Studie. „Sie handeln solidarisch und halten sich an die Corona-Regeln. Sie verzichten ohne großes Klagen und arrangieren sich mit dem, was möglich ist," schreiben Jörg Dräger, Mitglied des Vorstands der Bertelsmann Stiftung und Programmdirektorin Anette Stein. [...]

Trotzdem nimmt das Gefühl der Unsicherheit und der Einsamkeit unter den Jugendlichen zu: 61 Prozent der Befragten in der Studie geben an, sich teilweise oder dauerhaft einsam zu fühlen. 64 Prozent stimmen zum Teil oder voll zu, psychisch belastet zu sein. 69 Prozent der Befragten sind teilweise oder sehr von Zukunftsängsten geplagt.

[...]"

Siehe dazu ausführlich die Quelle:
https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-s...nout&li=BBqgbZL


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