FOCUS ONLINE Gesundheit - "Deutsche Long-Covid-Studie - Millionen Deutsche leiden an Long-Covid – 2 Faktoren reduzieren Ihr Risiko"
"Donnerstag, 17.03.2022, 19:17
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Genesen und doch nicht gesund – so geht es vielen ehemaligen Corona-Patientinnen und -Patienten in Deutschland.
Wie viele Menschen es genau betrifft, ist schwer zu beziffern. Das Krankheitsbild Long-Covid oder Post-Covid ist noch
immer relativ diffus.
Es bringt einen Strauß an Symptomen mit sich und nicht immer ist eindeutig, wie Beschwerden mit einer
Corona-Infektion zusammenhängen. Wie häufig diese Langzeitfolgen auftreten und welches mögliche Risikofaktoren
dafür sind, hat eine Forschergruppe des Universitätsklinikums Tübingen in einer bevölkerungsbasierten Studie untersucht.
Die Ergebnisse der Befragung veröffentlichte sie im „Deutschen Ärzteblatt“.
Die Studienergebnisse im Überblick
46 Prozent der ambulant behandelten Patientinnen und Patienten leiden auch zwölf Wochen nach der Infektion unter
Beschwerden.
Mit 73 Prozent wesentlich häufiger berichteten schwer kranke Patienten und Patientinnen, die während der
Erkrankungsphase und im Krankenhaus behandelt werden mussten, über Langzeitsymptome.
Häufigste Symptome beider Gruppen:
- Müdigkeit beziehungsweise Antriebslosigkeit (41,5 Prozent, n = 297)
- rasche körperliche Erschöpfung (40,8 Prozent, n = 292)
- Konzentrationsstörungen (30,6 Prozent, n = 219)
- Geschmacksverlust (25,9 Prozent, n = 185)
- Geruchsverlust (25,5 Prozent, n = 182)
Die stärksten Risikofaktoren:
- weibliches Geschlecht: Das Risiko, nach einer Infektion Post-Covid zu entwickeln, war bei Frauen 1,8-fach erhöht.
- Gesamtmaß von Begleiterkrankungen: Je mehr Vorerkrankungen Betroffene bereits vor ihrer Infektion hatten,
desto häufiger traten Post-Covid-Beschwerden auf.
- Schweregrad der Akutphase von Covid-19
Außerdem beurteilten die Betroffenen ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität deutlich schlechter als Patientinnen
und Patienten ohne Langzeitsymptome.
„Dass es nach manchen Virusinfektionen zu anhaltenden Beschwerden kommen kann, ist nicht neu“, kommentierte
der Studienkoordinator Christian Förster die Ergebnisse in der Pressemitteilung der Universität Tübingen. „Trotzdem
hat es uns überrascht, dass so viele Betroffene nach dieser Zeit über so gravierende Symptome berichteten.“
Interessant ist der Vergleich der Beschwerden bei leichtem und schwerem Verlauf. Die Grafik zeigt die prozentuale
Häufigkeit aller Symptome, die für eine Dauer von weniger als zwölf Wochen beziehungsweise länger als zwölf
Wochen angegeben wurden:
Quelle: FOCUS/ Universität Tübingen
Die meisten Symptome traten bereits zu Beginn der Infektion auf. Lediglich Hautveränderungen und Haarausfall
zeigten sich häufiger mit Verzögerung.
Definition von Long-Covid
Die genaue Definition der Symptome nach Covid-19 (Long-Covid) diskutieren Fachleute aktuell noch. Die
Wissenschaftler um Instituts- und Studienleiterin Stefanie Joos erklären daher: In der vorliegenden Studie bezieht
sich der Begriff Post-Covid-19 auf alle Symptome, die mindestens zwölf Wochen nach Covid-19 bestehen, unabhängig
von ihrem Ursprung. Die Dauer von zwölf Wochen wurde definiert vom National Institute for Health and Care Excellence
(NICE) sowie einer Konsensuskonferenz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und in die deutsche S1-Leitlinie
übernommen.
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Einschränkungen der Studie
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Zwei Dinge machen Hoffnung, dass Long-Covid bei den derzeit Infizierten weniger häufig auftritt als in den vergangenen
Welle. Das sind:
1. Omikron verursacht weniger schwere Entzündungsreaktionen
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2. Die Impfung schützt vor Long-Covid
Schutz vor Langzeitbeschwerden bietet zudem die Impfung. Medizinerin Jördis Frommhold, Chefin der Median Reha-Klinik
Heiligendamm und Präsidentin des Ärzte- und Ärztinnen-Verbands Long-Covid, erklärte im Gespräch dass Menschen mit
dem Pieks besser vor Long-Covid geschützt seien. Konkret heißt das: „Laut der UK Zoe Covid Study haben zweifach
geimpfte Erwachsene, die sich mit dem Coronavirus infizieren, ein um 47 Prozent geringeres Risiko, an Long-Covid zu
erkranken als Ungeimpfte. Daten aus Israel, unlängst im Wissenschaftsmagazin ‚Nature‘ veröffentlicht, gehen sogar von
einem um 68 Prozent geringeren Risiko bei den Geimpften aus.“
Beide Faktoren reduzieren für jeden Einzelnen das Risiko, nach der Infektion an Long-Covid zu leiden. Dennoch warnen
Experten wie Frommhold: Allein die aktuell hohen Infektionszahlen werden in Deutschland zu vielen Long-Covid-Betroffenen
führen."
Siehe vollständig dazu die Quelle:
https://www.focus.de/gesundheit/news/deu...tter_GESUNDHEIT