Kommentare, (Experten-)Statements und Perspektiven zur aktuellen Lage der Pandemie

#1 von Excubitor , 02.09.2020 21:52

ZEIT ONLINE - "Corona-Maßnahmen : Hinterher ist man immer schlauer"
Florian Schumann, Alisa Schröter

"Läden zu, Schulen geschlossen, kein Besuch im Pflegeheim: gut möglich, dass wir solche Maßnahmen nicht noch mal brauchen. Das heißt nicht, dass sie im März sinnlos waren

Es war eine skurrile Szene am Montag in Bottrop. Eigentlich hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn eine positive Nachricht an die Demonstrantinnen und Protestierenden, die gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung auf der Straße waren: Einzelhandel und Friseure müssten, dem aktuellen Wissen über das Coronavirus sei Dank, heute nicht mehr schließen. Auch ein zukünftiges Besuchsverbot für Pflegeeinrichtungen hielt der Minister für unwahrscheinlich. Doch was Spahn als hoffnungsfrohe Botschaft für den zukünftigen Umgang mit dem Coronavirus formuliert hatte, klang in den Ohren mancher Protestierender wohl eher so, als würde er vergangene Handlungen bereuen. Als wollte er sagen: Die Maßnahmen im März waren zu hart oder gar unverhältnismäßig.

Wer aber einen Moment länger nachdenkt, dem wird schnell klar: So kann Spahn es nicht gemeint haben. Denn wichtig bei der Aussage des Ministers waren zwei Wörter: im Rückblick. Spahn beeilte sich dann auch, das Missverständnis aufzuklären. Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch sagte er: "Man kann nicht im September die Lage im März mit dem Wissen aus dem September bewerten." Der Lockdown sei damals notwendig gewesen, um die Bevölkerung vor dem Virus zu schützen. Doch genau das bezweifeln manche – und für sie sind Aussagen wie die von Spahn nur neue Munition, die nur noch wenigen aktuellen Beschränkungen infrage zu stellen.

Zugleich ist es immer angebracht, abzuwägen, wie sehr Maßnahmen nutzen und welchen Schaden sie auch mit sich bringen. Insbesondere wenn es um invasive Lockdowns und die Angst vor einem neuen Einbruch des sozialen und wirtschaftlichen Lebens geht. Gerade der März hat vielen Menschen Großes abverlangt. Doch wenn es heißt, dass wir die Maßnahmen vom Frühjahr eher nicht in dieser absoluten Form wiederholen müssen, bedeutet das noch lange nicht, dass sie im März sinnlos waren. Ganz im Gegenteil.

Was heute klar ist, war im März noch unbekannt
Anfang März breitete sich mit Sars-CoV-2 ein neues, kaum bekanntes Virus schnell in Deutschland aus. In Italien brachen die Intensivstationen unter dem Andrang schwer erkrankter Menschen zusammen. Die einzige Möglichkeit, Ähnliches in Deutschland zu verhindern, war, den Kontakt zwischen Menschen generell zu beschränken. Für genauer abgestimmte Maßnahmen blieb in dieser Situation, als sich täglich mehr und mehr Menschen ansteckten, keine Zeit. Gerade auch weil wissenschaftliche Evidenz fehlte und vieles über das Coronavirus schlicht noch nicht erforscht war.

[...]"

Den vollständigen Kommentar dazu siehe unter der Quelle:
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/co...DAgR?li=BBqg6Q9


Kommentar meinerseits
Ich gehe mit den Autoren konform. Man kann Minister Spahn bestimmt für einiges kritisieren, aber sicher nicht für etwas, das für ihn zum damaligen Zeitpunkt am Beginn der Pandemie gar nicht möglich war zu beurteilen, wie das mit dem heutigen Kenntnisstand der Fall ist. Zum damaligen Zeitpunkt waren die durchgeführten Maßnahmen zum Schutz vor dem SARS-Co-V-2-Virus absolut gerechtfertigt und wie man so schön sagt nach bestem Wissen und Gewissen getroffen worden.
Es gab auch sicherlich Pannen und Versäumnisse, Inkonsequenz sowie Fehlentscheidungen im bisherigen Verlauf der Pandemie, doch wären diese im Wesentlichen auf Länderebene zu kritisieren und betreffen überwiegend zu lasches und nachlässiges Vorgehen im Umgang mit dem Virus ...


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Helmholtz-Epidemiologin nennt Punkt wann die Pandemie kippt

#2 von Excubitor , 01.10.2020 18:53

FOCUS ONLINE Gesundheit - "Helmholtz-Expertin Lange im Gespräch - Zweite Welle im Herbst: Epidemiologin nennt Punkt, an dem Pandemie kippt"

"Donnerstag, 01.10.2020, 16:57
Künftig gelten bei lokal steigenden Fallzahlen fixe Obergrenzen für Feiern und Veranstaltungen. FOCUS Online hat mit Epidemiologin Berit Lange über deren Notwendigkeit gesprochen – und gefragt, wie realistisch Merkels Corona-Rechnung mit täglich mehr als 19.000 Infektionen ist.

Der Bund-Länder-Gipfel hat das Corona-Korsett für stark betroffene Regionen wieder enger gezurrt. Bei mehr als 35 Neuinfektionen pro 100.00 Einwohner über einen Zeitraum von sieben Tagen sollen lokal künftig wieder feste Obergrenzen für Veranstaltungen und Zusammenkünfte gelten. Im öffentlichen Raum dürfen sich dann nur noch maximal 50 Menschen treffen, im Privaten 25. Steigt die Zahl der relevanten Neuinfektionen auf 50 pro 100.000 Einwohner, verringert sich die maximal erlaubte Zahl auf 25 bzw. 10

[...]

FOCUS Online: Frau Lange, sind die jetzt vereinbarten Obergrenzen für Partys und Veranstaltungen notwendig und richtig, um eine weitere Eskalation der Fallzahlen zu verhindern?

Berit Lange: Solche Einschränkungen machen in der aktuellen Lage Sinn. Vor allem deshalb, weil es nach RKI-Informationen ja wohl so ist, dass ein relevanter Anteil der Ausbrüche auf Familienfeste zurückzuführen ist.

Zu der Begrenzung der Personenanzahl ab 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner ist zu sagen, dass es sogar sein kann, dass es lokal bei deutlich steigenden Infektionszahlen oder Kapazitätseinschränkungen im öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) und klinischen Bereich auch zu noch strengeren Regeln kommen kann. Regional reagieren zu können, ist aber in jedem Fall sinnvoll. Und es ist auch wichtig, dass jetzt im Vorhinein, wo die Infektionszahlen in vielen Regionen noch geringer sind, klar kommuniziert wird, was bei steigenden Zahlen an Maßnahmen nötig werden kann.

[...]

Kanzlerin Merkel betont darüber hinaus die immense Bedeutung des Lüftens – als Ergänzung zu den gelernten AHA-Regeln. Wie wichtig ist regelmäßiges Lüften für die Eindämmung der Pandemie?

Lange: Wir haben in den letzten Monaten gelernt, dass Ansteckungen besonders oft in Innenräumen – auch über Aerosole – stattfinden. Gerade jetzt, wo wir in eine Zeit gehen, in der man vielleicht eher nicht so gerne lüftet, weil es draußen sehr kalt werden kann, sind Lüftungskonzepte und das Erinnern daran deshalb sehr wichtig.

Die dritte Kernbotschaft von Kanzlerin und Ministerpräsidenten: Schulen und Kitas sollen über den Winter möglichst offen bleiben. Wie realistisch ist das? Die Wissenschaft ist zwar zunehmend zu der Einschätzung gelangt, dass die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Schulen zu Hotspots werden, gering ist. Trotzdem wird es bei hohen Infektionszahlen auch dort immer wieder Ausbrüche geben.

Lange: Ich habe die ganz große Hoffnung, dass das gelingt. Das halte ich auch für sehr wichtig. Zudem haben wir gelernt, dass das Infektionsrisiko von Kindern und mit großer Wahrscheinlichkeit auch ihr Übertragungsrisiko niedriger ist als das von Erwachsenen. Übrigens auch geringer, als man das zu Beginn der Pandemie angenommen hat. Die ursprüngliche Annahme, dass man von Schulen aus eine besonders große Ausbreitung auch in andere Bereiche der Gesellschaft sehen wird, hat sich bisher eher nicht bestätigt.

Das heißt natürlich nicht, dass wir in den Schulen und Kitas keine Fälle oder Ausbrüche haben werden. [...]

Sie sagen, wir müssen Maßnahmen regional anpassen – gehört dazu in den Schulen auch eine Maskenpflicht? Die wurde zuletzt ja massiv diskutiert. Die Meinungen dazu gehen stark auseinander.

Lange: Grundsätzlich wissen wir, dass das Tragen von Masken mit großer Wahrscheinlichkeit eine relevante Wirkung auf die Verbreitung des Virus hat. Gleichzeitig bedeuten sie eine relativ geringe Einschränkung für den Einzelnen. Ich finde, das muss man neben der Wirkung einer Maßnahme auch berücksichtigen. Deswegen bin ich eher für eine frühe Einführung von Masken, auch bei noch niedrigen Fallzahlen. Wenn Menschen in geschlossenen Räumen zusammenkommen, sollten im Moment Masken getragen werden, wann immer es geht.

[...]

Aus epidemiologischer Sicht braucht es die Masken aber auch im Unterricht?

Lange: Man muss ja überlegen: In welchen Situationen in den Schulen kommen Menschen in geschlossenen Räumen zusammen? Das ist nun mal hauptsächlich im Unterricht der Fall und eigentlich nicht auf dem Weg zur Sporthalle auf dem Schulgelände.

Statt das Maske-Tragen zur Pflicht zu machen, würde ich aber eher dafür werben, dass es eben eine gute Maßnahme ist. [...]

Eine Eindämmung der Fallzahlen ist in jedem Fall angezeigt. Die Infektionszahlen sind so hoch wie seit Monaten nicht. Ist der Bereich, in dem wir uns gerade bewegen, gerade noch „okay“ oder sind wir schon im roten Bereich?

Lange: Wir sehen seit Wochen einen Anstieg der Zahlen, der zwar langsam ist, aber stetig. Das ist letztlich das, was wir in Richtung Herbst erwartet haben. Bisher beobachten wir den Anstieg vor allem bei den Infektionszahlen; die Zahl der hospitalisierten Patienten ist bisher nicht stark angestiegen, genauso wenig wie die Todesfälle oder der Anteil der Älteren, die sich anstecken. Die Sorge ist jetzt aber schon, dass genau das passieren wird.

Was ist der kritische Wert an Neuinfektionen, den wir unbedingt vermeiden müssen?

Lange: Es gibt aus meiner Sicht nicht den einen kritischen Wert, sondern wir müssen uns immer verschiedene Indikatoren wie Maße der absoluten Infektionszahlen, der Verbreitung und auch Maße der Kapazitäten im Gesundheitssystem und ÖGD ansehen. Ich kann Ihnen deswegen keine konkrete Zahl nennen.

Aber ein wichtiger erster Anhaltspunkt dafür, ab wann es wirklich kritisch wird, ist die Situation in den Gesundheitsämtern. Wenn die sagen: Wir schaffen es nicht mehr oder wir sind am Rande unserer Kapazitäten mit der Nachverfolgung, dann ist das schon ein Alarmzeichen.

Weil das natürlich die Sorge beinhaltet, dass es dann auch zu einem schnelleren Anstieg der Infektionen kommt, wenn Infektionsketten nicht mehr unterbrochen werden können. Und erste Berichte hierüber gibt es ja jetzt bereits,[...]

Frau Merkel hat vorgerechnet, dass wir uns, wenn die Fallzahlen weiter so steigen wie in den vergangenen drei Monaten, zu Weihnachten auf 19.200 Neuinfektionen täglich einstellen müssen. Ist das eine realistische Prognose?

Lange: Die Überlegungen, die Frau Merkel hier für noch mehrere Verdoppelungsschritte anstellt, sind grundsätzlich in der Größenordnung korrekt. Aber natürlich ist das hauptsächlich davon abhängig, ob das Maß der Verbreitung in der nächsten Zeit eher ab- oder zunimmt.

Es gibt hier auch von wissenschaftlicher Seite verschiedene Prognosemodelle, die den aktuellen Trend für die nächsten Wochen, meist 2 bis 6 Wochen, weiterdenken und Neuinfektionen und Bettenbelegungen für diese Zeit vorhersagen. Natürlich immer mit Unsicherheiten, die aus den eingehenden Daten sowie dadurch entstehen, dass sich Maßnahmen und individuelles Verhalten über diesen Zeitraum ja auch ändern. [...]

Wenn es denn so wäre, dass sich 19.000 Menschen pro Tag neu infizieren – was würde das für das Gesundheitssystem konkret bedeuten?

Lange: Wenn die Infektionszahlen so massiv steigen, denke ich schon, dass es mindestens bei der Nachverfolgung Probleme geben wird – zumindest bei den aktuellen Kapazitäten. Man hat ja schon personell aufgestockt, aber so schnell geht das dann auch nicht. Außerdem ist es bei so vielen Infektionen sehr wahrscheinlich, dass es auch wieder mehr schwere Verläufe geben wird – die dann in den Kliniken behandelt werden müssen und auch sterben können.

Würde unser bisher sehr gut funktionierendes und gut vorbereitetes Gesundheitssystem 19.000 neue Fälle pro Tag noch bewältigen können?

Lange: Das ist schwer zu sagen und auch davon abhängig, wie lange solche Neuinfektionszahlen pro Tag bestünden und welche Bevölkerungsgruppen betroffen sind. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wäre die Auslastung der Kliniken und Intensivbetten dann aber erheblich."

Das vollständige Interview unter der Quelle:
https://www.focus.de/gesundheit/news/hel...d_12491280.html


Kommentar
Es haben sich bereits wieder mehr ältere Menschen angesteckt und die Zahlen steigen, was unter anderem daran erkennbar ist, dass die durch Covid-2019 verursachte Intensivbettenbelegung innerhalb einer Woche um ca. 33 % gestiegen ist. Insoweit sind die Angaben im Interview ungenau. (siehe dazu SARS-COV-2/ Covid-2019 - Aktuelle News (8))
Auch bezüglich der Angaben zur Infektionsgefahr durch Kinder kann man geteilter Meinung sein.
Darüber hinaus bestehen schon ohne Auslastung der Gesundheitsämter erhebliche Schwierigkeiten bei der Nachverfolgung von Infektionsketten, sei es durch Falschangaben oder andere faktische Gründe, so dass diese Auslastung kein Indikator dafür sein kann, ob noch Infektionsketten nachverfolgt werden können oder nicht.


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Wie brenzlig ist die derzeitige Situation?

#3 von Excubitor , 08.10.2020 19:35

FOCUS ONLINE Gesundheit - "Sprunghafter Anstieg der Zahlen - RKI warnt vor 10.000 Fällen und Kontrollverlust: Virologe erklärt, wie brenzlig Situation ist"

"Donnerstag, 08.10.2020, 19:11

[...]

Das Robert-Koch-Institut warnte jetzt vor einer „unkontrollierten Verbreitung“ des Virus, vor täglich über 10.000 Neuinfektionen.

FOCUS Online hat mit dem Virologen Martin Stürmer darüber gesprochen, wie realistisch diese Einschätzung, wie brenzlig die Lage in Deutschland ist – und, was uns im Herbst und Winter noch droht.

FOCUS Online: Seit Anfang September steigen die Fallzahlen in Deutschland wieder an, das RKI meldet zuletzt über 4000 Neuinfektionen. Gesundheitsminister Spahn fürchtet den Punkt, an dem wir wieder „die Kontrolle verlieren“. Was ist Ihre Einschätzung als Virologe – wie gefährlich ist die Situation?

Martin Stürmer: Die Situation ist ziemlich bedenklich. Es ging uns lange gut, wir hatten das Ganze gut im Griff. Aber wir sehen eben in den vergangenen Tagen und Wochen, dass das Infektionsgeschehen steigt - und das nicht nur in Hotspots, sondern auch in der Fläche. Es gibt nur noch ganz wenige Gebiete in Deutschland, in denen die 7-Tages-Inzidenz unter 5 liegt. Viele Landkreise weisen Werte von 25 oder sogar 50 auf. Das zeigt, dass wir flächendeckend sehr viele Infektionen haben.

Zur Person
Martin Stürmer ist Virologe, Facharzt für Mikrobiologie und Lehrbeauftragter für Virologe an der Universität Frankfurt. Zudem leitet er ein privates Labor für interdisziplinäre Medizin und Diagnostik.

10.000 Fälle klingen im ersten Moment verstörend. Wie realistisch ist diese Zahl?

Stürmer: Wenn das Infektionsgeschehen auf dem jetzigen Niveau bleibt, die jetzt erlassenen Maßnahmen also nicht greifen, wenn die Menschen sich nicht daran halten. Dann könnten wir relativ schnell auf einen solchen Wert kommen.

Das Problem bei den Fallzahlen ist jedoch, dass das, was wir jetzt als „aktuelles Infektionsgeschehen“ betrachten, eigentlich die Lage von vor rund 1,5 Wochen abbildet. Jetzt wurden zwar neue Maßnahmen erlassen – aber bis wir deren Auswirkungen sehen, kann es eben noch ein bis zwei Wochen dauern. Von dem her würde ich sagen: Es kann schon sein, dass wir auf diese scheinbar unrealistische, extrem hohe Fallzahl von 10.000 kommen.

Die Infektionszahlen steigen - gleichzeitig steigt aber die Zahl der Todesfälle nicht maßgeblich an.

Stürmer: Das ist richtig, und auch die der benötigten Intensivbetten nur langsam. Das hängt natürlich damit zusammen, dass sich sehr viele Jüngere infizieren. Diese belasten meist weder die Krankenhäuser noch die Intensivstationen.

Doch selbst wenn es sich bei den Neuinfektionen nicht vorrangig um Risikogruppen handelt – je mehr Menschen sich anstecken, desto größer ist auch die Gefahr, dass das Virus auf genau diese gefährdeten Gruppen übertragen wird. Dass wir den Schutz für diejenigen, die ihn brauchen, nicht mehr aufrecht erhalten können und, dass die Lage außer Kontrolle gerät – das darf uns nicht passieren.

Wenn die Gesundheitsämter Alarm schlagen, dass sie nicht mehr hinterher kommen mit der Kontaktverfolgung – dann ist das Virus außer Kontrolle geraten.

Diese „Unkontrollierbarkeit“, die auch RKI-Chef Lothar Wieler sowie Gesundheitsminister Spahn fürchten. Woran lässt sich die festmachen? Wann ist das Virus „außer Kontrolle“ geraten?

Stürmer: Ich kann das schwer an einer Zahl oder einem konkreten Wert festmachen. Manche Experten sagen, das ist dann der Fall, sobald der Anstieg nicht mehr linear, sondern exponentiell ist. Er erfolgt dann so schnell und nicht mehr moderat, man könnte hier sagen, die Lage ist nicht mehr „kontrolliert“.

Ich würde es aber eher an etwas anderem festmachen. An dem Punkt, an dem wir die Fälle und Infektionen nicht mehr nachvollziehen können. Wenn also die Gesundheitsämter Alarm schlagen, dass sie nicht mehr hinterher kommen mit der Kontaktverfolgung – dann ist das Virus außer Kontrolle geraten. Und das gilt es zu verhindern. Wir müssen alles tun, um die Zahlen wieder herunterbekommen.

[...]"

Mehr dazu unter der Quelle:
https://www.focus.de/gesundheit/news/spr...d_12520862.html


Kommentar
Der Anhaltspunkt, ob Gesundheitsämter Infektionsketten (noch) nachvollziehen können, ist nach meiner Ansicht kein verlässlicher Wert zur Einschätzung der Kontrollierbarkeit des Virus', da dies viel schneller der Fall ist, als deren Verantwortliche es sich oft selbst eingestehen wollen. Insbesondere bei privaten Feiern mit überregionalen Gästen in hoher Anzahl ist sehr schnell Schluss mit der genauen Nachverfolgung, wie wir bereits mehrfach erkennen mussten.
Darüber hinaus überschätzen die Verantwortlichen lokaler Gesundheitsämter nicht selten ihre personelle und materielle Leistungsfähigkeit. Auch deren Grenzen sind oft schnell erreicht.


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zuletzt bearbeitet 08.10.2020 | Top

"Epidemiologin erklärt, warum Merkels 10-Tages-Ultimatum problematisch ist"

#4 von Excubitor , 16.10.2020 19:30

FOCUS ONLINE Gesundheit - "Berit Lange im Gespräch - Zweite Welle rollt: Epidemiologin erklärt, warum Merkels 10-Tages-Ultimatum problematisch ist"

"Freitag, 16.10.2020, 15:16

[...]

„Wenn man diesen Verlauf auch im Gesamtbild aus dem März anschaut, sieht die Kurve der Neuinfektionen so aus, wie man sich die zweite Welle einer Pandemie vorstellt – auch mit Blick auf die europäischen Nachbarstaaten“, sagt Helmholtz-Expertin Berit Lange im Gespräch mit FOCUS Online. „Wir befinden uns in der Phase des exponentiellen Wachstums.“

Dieses exponentielle Wachstum gelte es zu stoppen, mahnte Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Sonst wird das kein gutes Ende nehmen.“ Bremsen soll die Corona-Ausbreitung daher ein Paket an Maßnahmen, beschlossen auf dem Bund-Länder-Treffen.

Merkel setzte ein Ultimatum von zehn Tagen, um deren Erfolg zu messen. Wörtlich heißt es in dem Beschluss von Kanzlerin und Ministerpräsidenten: „Kommt der Anstieg der Infektionszahlen unter den vorgenannten Maßnahmen nicht spätestens binnen 10 Tagen zum Stillstand, sind weitere gezielte Beschränkungsschritte unvermeidlich, um öffentliche Kontakte weitergehend zu reduzieren.“

Sprich: Wenn sich die epidemiologische Lage nicht bessert, ermöglicht die Verschärfungsklausel, dass zusätzliche restriktive Maßnahmen – ähnlich wie in der ersten Welle der Pandemie – denkbar sind.

„Es ist gut, dass man sich auf gemeinsame Maßnahmen einigen konnte“, beurteilt Epidemiologin Lange die Pläne. Gleichzeitig merke man, wie schwierig das zu sein scheint. Dennoch gehe es ihr ähnlich wie Frau Merkel und ihre „Unruhe ist mit diesem Maßnahmen-Paket nicht besänftigt“. Denn es verlange „nicht zu viel“, eher zu wenig. Ob es gelingt, die Verbreitung innerhalb der von der Politik gesetzten 10-Tagesfrist einzubremsen, sei fraglich.

[...]

Die aktuellen Pläne für 35 beziehungsweise 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche seien daher gut. „Aber es ist bisher wenig von Konzepten, die darüber hinaus gehen, die Rede“, kritisiert die Epidemiologin. „In Städten wie Berlin liegen die Zahlen längst oberhalb dieser Inzidenzen.“

Es fehlten Konzepte dafür, was zu tun sei, wenn immer mehr Kreise zum gleichen Zeitpunkt die 100er-Marke überschreiten, ohne dass die Maßnahmen, die bei 50/100.000 ergriffen wurden, erfolgreich waren. Besorgniserregend ist das vor allem, weil die Infektionen aktuell in die älteren Altersgruppen hineingetragen werden. Das wiederum führt vermehrt zu schweren Krankheitsverläufen.

Zweite Welle: Wie wir einen zweiten Lockdown verhindern können

Abstand halten, Hygieneregeln, Alltagsmasken – diese Corona-Regeln haben die meisten verinnerlicht. Ergänzt um das Stichwort „Lüften“ der Innenräume. Für eine noch konsequentere Einhaltung der AHA-Regeln plus „L“ plädiert Berit Lange. Noch mehr Menschen sollten auch die Corona-Warn-App nutzen und die Gesundheitsämter sollten noch mehr als bisher personell und gegebenenfalls durch digitale Instrumente unterstützt werden, die Kontaktnachverfolgung effizient leisten zu können.

[...]

Drei Kriterien sind bezüglich der Maßnahmen wichtig:

1. Sie sollten lokal angepasst sein.
2. Sie sollten stufenweise verschärft werden können.
3. Sie sollten konsequent durchgesetzt werden.

[...]

Die aktuellen Corona-Maßnahmen im Check

Um auch solch diffuse Verbreitung einzudämmen, gelten in Berlin sowie in allen Orten Deutschlands nun die neuen Corona-Maßnahmen. Wie sinnvoll diese sind, schätzt die Helmholtz-Expertin ein:

- Beschränkungen für Treffen:

Sinnvoll: Sämtliche Maßnahmen sollen Kontakte reduzieren, damit es nicht zur weiteren Verbreitung kommt. Im Augenblick hat man sich auf die Reisenden und Zusammenkünfte, sowohl private als auch im öffentlichen Raum, fokussiert. „Das ist sicher richtig, weil hier in den vergangenen Wochen und Monaten ein Großteil der Verbreitung stattgefunden hat“, urteilt die Epidemiologin.

Aber: Wenn wir allerdings nach vorne blicken, wird ein relativ großer Teil der Verbreitung auch in kleineren Zusammenkünften, z. B. im Rahmen von erweiterten Familienfeiern oder Treffen mit Freunden stattfinden.

- Sperrstunde in Corona-Hotspots:

Eingeschränkt sinnvoll: An den Orten, an denen klar ist, dass Barbesuche der Grund für die Ansteckungen sind, sieht die Expertin diese Maßnahme als sinnvoll an.

- Erweiterte Maskenpflicht („überall, wo sich Menschen näherkommen“):

Sinnvoll: Masken sind eine relativ geringe Einschränkung, die wir Menschen auferlegen. Wissenschaftlich ist inzwischen erwiesen, dass Masken einen deutlichen Effekt haben auf die Verbreitung und gleichzeitig einen individuellen Schutzeffekt. Darum ist die zunehmende Verwendung von Masken ganz folgerichtig. Besonders sinnvoll ist es natürlich in geschlossenen Räumen. Draußen bringen Masken dort, wo sich Menschen auf Plätzen oder Einkaufsstraßen näher kommen, sicherlich einen gewissen Effekt.

Wichtig ist Lange zu betonen: „Jeder sollte sich fragen, ob er noch mit Menschen in Innenräumen zusammensitzt ohne eine Maske zu tragen – unabhängig davon, ob in dieser speziellen Situation gerade eine Maskenpflicht gilt oder nicht.“ Hier kann jede Einzelne Verantwortung übernehmen, auch wenn es keine Maskenpflicht gibt.

Das gelte genauso für den Arbeitsplatz wie für Treffen mit der erweiterten Familie. „Gerade dann, wenn jemand sich mit den Risikogruppen trifft“, führt die Expertin aus. Besonders gelte das für Familienfeiern, die an einigen Orten noch möglich sind. Denn hier sei das Infektionsrisiko nicht geringer als auf anderen Veranstaltungen.

- Antigentests:

Sehr sinnvoll: Epidemiologin Lange erläutert: „Das ist ein sehr sinnvoller Baustein, speziell etwa in Altenheimen. Die schnellen Antigentests spüren besonders infektiöse Menschen auf. Dadurch lässt sich der Kontakt zu den extrem verwundbaren Risikogruppen verhindern.“

So steht Deutschland im Vergleich zum Frühjahr da

Werden wir also ähnlich wie im Frühjahr die Kurve der Neuinfektionen erfolgreich drücken können? Besser ist der Expertin zufolge: „Wir haben mehr Indikatoren und wissen deutlich mehr darüber, wie sich das Virus verbreitet. Wir wissen, wie unsere Krankenhäuser ausgelastet sind und sehen durch die hohe Testkapazität, wo auch gerade eine starke Verbreitung stattfindet. Erfahrung und Instrumente in der Behandlung von Menschen mit symptomatischen und schweren Verläufen der Erkrankung sind gestiegen.“

Dem entgegen steht allerdings: „Wir gehen gerade erst in den Herbst und Winter. Da können wir im Gegensatz zum Frühjahr nicht auf einen Sommereffekt hoffen – und halten uns aktuell überwiegend in Innenräumen auf. Das macht einem Sorgen. Denn wir haben eine starke Verbreitung und befinden uns gerade erst im Oktober.“

Was Deutschland nach wie vor braucht, sind Konzepte, um ältere Menschen zu schützen.

[...]"

Siehe sehr ausführlich dazu die Quelle:
https://www.focus.de/gesundheit/news/ber...tter_GESUNDHEIT


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Ein verfassungsrechtler zur Frage der Akzeptanz der Corona-Regeln

#5 von Excubitor , 18.10.2020 19:55

Tagesspiegel - "Aggression gegen Polizisten: „Maskenmuffel verhalten sich unsolidarisch und undemokratisch“"

"[...]

Mit deutschlandweit steigenden Corona-Fallzahlen wächst die Kritik an Maskenverweigerern. „In einem demokratischen Rechtsstaat ist es unverzichtbar, dass rechtlich bindende Regeln auch akzeptiert und eingehalten werden“, sagte der Berliner Verfassungsrechtler Ulf Buermeyer am Sonntag dem Tagesspiegel.

„Beispielsweise verhalten sich Maskenmuffel zutiefst undemokratisch, wenn sie rechtliche Grenzen nicht anerkennen.“ Sie verhielten sich auch unsolidarisch, „weil sich Krisen wie jetzt die Corona-Pandemie nur effektiv bewältigen lassen, wenn alle Menschen mitziehen“.

Buermeyer ist einer der Gründer der Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) [...].

Buermeyer sagt, die Politik habe wesentlichen Einfluss darauf, dass die Menschen Vorschriften akzeptieren. Zwei Faktoren seien dabei entscheidend: „Zum einen müssen Anti-Corona-Maßnahmen verhältnismäßig sein, also insbesondere auf einer wissenschaftlichen Grundlage beruhen, zum anderen müssen sie plausibel begründet und kommuniziert werden.“ Bei den meisten Maßnahmen der vergangenen Monate sei dies der Fall gewesen. „Fehler wie etwa das Totalverbot von Demonstrationen im Frühjahr wurden schnell korrigiert.“

Polizisten werden angepöbelt, bespuckt und angehustet

Trotzdem eskalieren die Auseinandersetzungen über die Einhaltung der Corona-Regeln immer häufiger. Das jedenfalls erklärt die Gewerkschaft der Polizei (GdP). Ihr Vizechef Jörg Radek sagte am Wochenende der Nachrichtenagentur dpa: „Nach wie vor gibt es immer noch eine hohe Akzeptanz für die Corona-Regeln, aber wir spüren auch, dass die Stimmung beginnt, aggressiver zu werden - zum Beispiel wenn wir als Polizei die Maßnahmen durchsetzen wollen.“

Und: „Da kommt es dann zu Widerstand. Das fängt an mit Beleidigungen, dann wird gepöbelt, gespuckt, angehustet. Das alles erleben unsere Kolleginnen und Kollegen in dieser Pandemie.“"

Siehe dazu die Quelle:
https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-s...9dGg?li=BBqg6Q9


Kommentar

Mit der Einschätzung liegt der Verfassungsrechtler grundsätzlich richtig. Nur hat er leider nicht berücksichtigt, dass so mancher Bürger eine völlig andere Vorstellung von dem hat, was Verhältnismäßigkeit bedeutet, als er oder andere Rechtswissenschaftler. Auch das was darunter zu verstehen ist müsste den Bürgern erst einmal plausibel gemacht und für diesbezügliche Akzeptanz gesorgt werden.
Eines der Hauptprobleme ist die unzureichende Kommunikation seitens der Politik. Es reicht nicht mit Hilfe von Fachleuten nur das Problem und die zu dessen Bewältigung erforderlichen Maßnahmen zu erläutern. Man muss auch die Konsequenzen bei Maßnahmenverweigerung mindestens ebenso deutlich erklären und Wilens und in der Lage sein, diese konsequent durchzusetzen, wann immer es die Lage erfordert.
Die Beamten der Ordnungs- und Sicherheitsbehörden ernten nun die Früchte ihrer eigenen und derer Politiker Nachsichtigkeit und Nachlässigkeit im Lauf der Pandemie. Spätestens als man erkennen musste, dass zahlreiche Aufrufe an Vernunft, Solidarität und Eigenverantwortung immer mehr verhallten, hätte man die Maßnahmen gegenüber den Verweigerern wesentlich konsequenter durchsetzen müssen. So ist bei den renitenten Mitbürgern ein Lerneffekt ausgeblieben, da sie kaum Konsequenzen zu spüren bekamen, was sich nun in noch mehr Widerstand äußert, dem man immer schwerer Herr werden kann. Wer nur von höheren Bußgeldern redet, diese dann zwar beschließt, dann aber nicht mit der notwendigen Konsequenz durchsetzt, wird eben nicht ernst genommen und ist letztlich der Verlierer, weil sich der Widerstand ausweitet, den man im Keim hätte ersticken können und müssen.

Werden Poizisten beleidigt, bespuckt oder angegriffen, so kommen zu grundsätzlich erst mal nur Ordnungswidrigkeiten eben noch Straftaten hinzu und die Konsequenzen weiten sich aus, was dann erheblich negativere Auswirkungen auf das gesamte Leben der Quertreiber haben kann. Und das müssen sie zu spüren bekommen, damit sie das lernen. Wer weil er eine notwendige Maske nicht aufsetzen will, wegen dieser Kleinigkeit letztlich im Knast landen möchte, kann das durchaus haben. Da sehe ich das Problem nicht. Das einzige große Problem ist, dass die Beamten jetzt eine Situation ausbaden müssen, die Politiker und auch letztlich sie selbst heraufbeschworen haben. Das war abzusehen.


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zuletzt bearbeitet 18.10.2020 | Top

Zu den aufbrandenden Forderungen nach Beendigung des Lockdowns

#6 von Excubitor , 23.01.2021 19:10

Mittlerweile breiten sich drei Mutanten, wahrscheinlich alle gefährlicher als das Ursprungsvirus in Deutschland aus.
Zur Erinnerung: Höhere Ansteckungsgefahr ist schlimmer und führt letztlich zu mehr Todesfällen als höhere Tödlichkeit eines Virus'.

Die aktuellen Fallzahlen beginnen anscheinend schon wieder, trotz nur noch leichter Absenkung im Vergleich zur Vorwoche insgesamt zu stagnieren,
d. h. sie verbleiben schwankend auf nahezu gleichem hohen Niveau. Die Fallzahlen müssen aber drastisch gesenkt werden, wenn wir an Entlastung auch nur denken wollen.
Es ist keinerlei Entwarnung in Sichtweite, eher das Gegenteil ist der Fall und die Zahl derer die es kapiert haben schwindet von Tag zu Tag, ein Armutszeugnis.

Demgegenüber steigt von Tag zu Tag die Zahl derer die groß herumlamentieren und sich wichtig machen, obwohl sie in der Pandemie absolut gar nichts geleistet haben.
Augenscheinlich sind immer wieder Figuren der FDP dabei ganz weit vorne und damit dabei die eigene Partei für die nächsten Wahlen zu disqualifizieren.

Wie die Realität tatsächlich aussieht kann man hier nachlesen:


BUNTE.de - "Christian Drosten: Schlimme Befürchtungen: Was im Frühling und Sommer passieren könnte"

"[...]

Gegenüber dem "Spiegel" stellt der Vertraute von Bundeskanzlerin Angela Merkel schlimme Befürchtungen an, was im Frühjahr und Sommer in Deutschland passieren könnte: "Wenn die alten Menschen und vielleicht auch ein Teil der Risikogruppen geimpft sein werden, wird ein riesiger wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, politischer und vielleicht auch rechtlicher Druck entstehen, die Corona-Maßnahmen zu beenden."

Die Folge könnte sein, dass sich dann innerhalb kurzer Zeit sehr viele Menschen infizieren. "Mehr, als wir uns das jetzt überhaupt vorstellen können", so Drosten. "Dann haben wir im schlimmsten Fall Fallzahlen von 100.000 pro Tag." Freilich treffe das Virus dann vor allem jüngere Leute, die oft weniger stark betroffen sind. Doch wenn es so viele seien, würden sich die Intensivstationen trotzdem füllen.

Drosten ist zudem grundsätzlich pessimistisch, dass auf den lauen Corona-Sommer 2020 ein weiterer Sommer mit niedrigen Infektionszahlen folgt. Dem "Spiegel" sagte Drosten: "Ich denke nicht, dass wir auf niedrigere Fallzahlen hoffen können." Im Frühjahr 2020 sei Deutschland unter einer kritischen Schwelle geblieben. Das sei inzwischen "aber nicht mehr so". Und die Beispiele Spanien und Südafrika hätten bereits gezeigt, dass die Fallzahlen dann auf hohem Niveau bleiben, trotz Hitze.

Merkel-Berater: Verbreitung der Mutation muss verhindert werden

Der R-Wert müsse deshalb weiter möglichst gesenkt werden. Auch Drosten gibt 0,7 als Zielwert aus. Dann würden sich die Fälle wöchentlich halbieren. Einen großen Anteil daran werde haben, wie gut es gelinge, die britische Mutation einzudämmen, so Drosten im "Spiegel".

"Nach allem, was wir wissen, beginnt B.1.1.7 gerade erst, sich in Deutschland auszubreiten. Ich glaube, dass jetzt noch die einmalige Gelegenheit besteht, die Verbreitung dieser Variante bei uns zu verhindern oder zumindest stark zu verlangsamen. Es könnte bei B.1.1.7 einen gewissen Schwelleneffekt geben. Wenn wir es schaffen, die Variante unterhalb einer kritischen Marke zu halten, könnten wir zumindest hoffen, dass sie sich hier nicht so rasant ausbreitet."

[...]"

Mehr dazu unter der Quelle:
https://www.msn.com/de-de/unterhaltung/c...ZgcP?li=BBqgbZL


Kommentar

Das ist mal eine auf Realismus gegründete Einschätzung mit begründeten Prognosen.

Auf hohem Niveau verbleibende Fallzahlen haben auch andere Länder belegt, in denen es generell heiß ist. Sommer ist allgemein kein Garant für niedrige Fallzahlen.

Bleibt man in der deutschen Bevölkerung so unvernünftig wie bisher, so treten weit eher diese Prognosen ein, als das was sich die "Träumer der Republik" so vorstellen.
Zwar befinden sich die Unvernünftigen in der Bevölkerung in der Minderheit. Doch sollte es mittlerweile auch der letzten Person in diesem Land bekannt sein, was allein eine einzige infektiöse solche anrichten kann.
Nach letzten Umfragen liegt die Zahl derer die extrem unvernünftig denken und damit wahrscheinlich auch handeln bei deutlich über 30%, zu Spitzenzeiten lag diese Zahl sogar bei über 40%. An diesen Zahlen kann sich jeder ausmalen, was uns noch erwarten könnte. Schaffen es die (bislang häufig durch inkonsequenz glänzenden) Sicherheits- und Ordnungskräfte und die vernünftigen Bürger weiterhin nicht ihre Quertreiber, Rücksichtslosen und Gleichgültigen endlich unter Kontrolle zu bekommen, so könnte die Quittung dafür noch wesentlich bitterer ausfallen als sie es ohnehin schon tut.

Wacht endlich auf!


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Kommentar zur aktuellen Lage

#7 von Excubitor , 27.01.2021 22:18

Bill Gates hat kürzlich in einem Interview gesagt ""Wir sind auf die nächste Pandemie nicht vorbereitet" und der Mann hat absolut recht. Wenn man sieht wie egoman und ignorant viele Verantwortlichen mit der Situation umgehen und sich objektiv betrachtet konstant weigern dazuzulernen obwohl sie oft genug das Gegenteil behaupten, so ist die Menschheit arm dran.

Wie ich schon des Öfteren, bislang unwiderlegbar, statuiert habe, wäre eine Pandemie mit einem noch gefährlicheren Virus eine Bedrohung der heute lebenden biologischen Art Mensch (homo sapiens sapiens) und dabei ist von Pilzsporen oder Bakterien, die nicht minder gefährlich werden können, noch nicht einmal die Rede. Denn der heutige Mensch verfügt zwar über die Fähigkeit intelligent zu sein, doch er nutzt sie viel zu häufig in nur untergeordnetem Maß, so dass sie in einer Gesamtbetrachtung immer weiter verkümmert, was nicht zuletzt von einigen genau so gewollt ist, da das große Menschenmengen leichter regierbar macht.

Schon der ursprüngliche Homo sapiens war anscheinend besser in der Lage mit großen Krisen umzugehen als der heute sich eher in rückwärtiger evolutionärer Entwicklung befindliche Mensch, indem er seine kreativen Fähigkeiten und Fertigkeiten nutzte, anstatt zu jammern und lamentieren, wie es heute viel zu oft üblich ist. Unter anderem diese Krisenbewältigungsstrategie hat ihn letztendlich die andere zeitgleich lebende menschliche Unterart Homo sapiens neandertalensis (Neandertaler) überleben lassen.

Anstatt es, wie es wirklich intelligente Wesen tun würden, Probleme zu prognostizieren soweit möglich und sich darauf vorzubereiten, läuft man Problemen immer hinterher. Anstatt Probleme zu vermeiden, die man vermeiden kann, ist man meist über Jahre mit der Schadensbeseitigung beschäftigt, die oft gar nicht hätte sein müssen. Auch ist es überwiegend wesentlich ökonomischer Vorbereitungen zu treffen, obwohl das vermutete Problem vielleicht gar nicht eintritt, als ein Problem und den dadurch verursachten Schadenseintritt abzuwarten, den man dann teuer beseitigen muss.
Ein Beispiel in diesem Zusammenhang ist
die schon vor 10 Jahren (!) erfolgte Warnung des Virologen Drosten zur unterschätzten Gefahr der Coronaviren, die schlicht ignoriert wurde und heute sehr teuer bezahlt werden muss.

Das aktuell überwiegend vorliegende Verhalten bzw. Vorgehen vieler Verantwortlicher scheint daher auch aus diesem Grund eben nicht intelligent. Der Mensch ist als Art schlicht überschätzt. Und wenn er die Selbstüberschätzung nicht aufgibt, wovon auszugehen ist, wird diese ihn früher oder später zugrunde richten.

Erst gerade wieder hat Christian Drosten sich deutlich
gegen zu frühe Lockerungen des aktuellen Lockdowns ausgesprochen. Wir werden sehen, ob man ihm nun zuhören und der vernünftigen Expertenansicht zu folgen bereit ist.


Anm.: Ab sofort werden Hintergrundlinks in blauen Texten zwecks besserer Erkennbarkeit in Orange hervorgehoben.


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Die "No Covid-Strategie"

#8 von Excubitor , 04.02.2021 23:31

FOCUS ONLINE Gesundheit - "Neue Pandemie-Perspektive - "No Covid": So könnte Deutschland schon im März fast coronafrei sein"

"Donnerstag, 04.02.2021, 21:49

Am 10. Februar entscheiden Bundeskanzlerin Merkel und die Ministerpräsidenten, wie es mit den Corona-Maßnahmen weitergeht. Für eine deutliche Verlängerung des Lockdowns sprechen sich immer mehr Mediziner mit der "No-Covid-Strategie" aus: So könne Deutschland im März schon fast coronafrei sein.

[...]

"No-Covid-Strategie": So könnte Deutschland bald fast coronafrei sein

Eine Gruppe von 13 Wissenschaftlern, Medizinern und Ökonomen rät davon ab und warnt vor einem Teufelskreis: Lockdown-Lockerungen führen zu mehr Ansteckungen und die machen wiederum neue Einschränkungen nötig. "Für viele ist der Gedanke bedrückend, dass dieser Jojo-Lockdown noch bis Jahresende weitergehen könnte", sagte Michael Hallek, Direktor der Klinik für Innere Medizin an der Uniklinik Köln, auf einer Pressekonferenz am Montag. Die bisherige Strategie Deutschlands sei im Umgang mit dem Virus ineffizient.

Die Forscher schlagen deswegen vor, dass Lockerungen des Lockdowns nicht bereits bei einer Inzidenz von 50 Fällen pro 100.000 Einwohner ermöglicht werden – sondern erst, wenn die Zahl der Neuinfektionen bei nahezu Null liegt. Dafür müsste der aktuelle Lockdown um zwei bis vier Wochen verlängert werden, Hallek könnte sich sogar bis zu sechs Wochen vorstellen. Doch das könnte sich lohnen und das ganze Land im März fast coronafrei sein, so Hallek.

Gremium empfiehlt Unterteilung in "grüne und rote Zonen"

Mitte Januar veröffentlichte die Gruppe, zu der neben Hallek auch Virologin Melanie Brinkmann und weitere Experten aus diversen Fachgebieten gehört, die erste Version ihres Strategiepapiers. „No-Covid“ heißt die Strategie, die immer mehr diskutiert wird und besagt, dass Einschränkungen nicht mehr bundesweit gelten sollen, sondern nur noch in Gebieten, in denen eine bestimmte Inzidenz überschritten wird. Gebiete, in denen wenige bis gar keine Infektionen auftauchen, könnten dann zu „grünen Zonen“ erklärt werden und sich Menschen freier bewegen. Solche Gebiete müssten wiederum vor Hereintragen des Virus aus „roten Zonen“ mit hoher Inzidenzzahl geschützt werden.

[...]

Wie genau solche Zonen definiert wären, müsse noch besprochen werden, sagt Dirk Brockmann, Leiter der Forschungsgruppe für komplexe Systeme an der Humboldt-Universität Berlin, der das das Ausbreitungsgeschehen von Krankheiten modelliert. Geografische Grenzen seien nur bedingt sinnvoll, da sie nicht immer Mobilitätsströme abbilden. Pendeln beispielsweise viele Menschen aus dem Umland regelmäßig in eine Stadt, ist es wenig sinnvoll, in beiden Gebieten unterschiedliche Maßnahmen zu ergreifen.

"Positiver Wettbewerb" könnte Landkreise schneller zur grünen Zone machen

Die australische Stadt Melbourne sei ein gutes Beispiel dafür, dass sich mit einem strikten Lockdown über einige Wochen eine Neuinfektionszahl von unter zehn erreichen lasse. Auch nach der ersten Welle sei in Deutschland eine Inzidenz von 2,5 erreicht worden. Es sei also möglich. Hallek sprach sich dafür aus, durchaus „ein bisschen positiven Wettbewerb zwischen Städten und Regionen“ zu schaffen, der dafür sorgen könnte, dass Landkreise schneller zu einer grünen Zone werden. Dass ein solches Modell von Australien auf das zentral in Europa gelegene Deutschland übertragbar sei, sehen die Experten als „gegeben an, da auch große urbane Ballungsräume von Covid-19 befreit werden konnten“.

Sind die Infektionszahlen einmal niedrig, können die derzeit weiterhin überforderten Gesundheitsämter einzelne Ausbruchsgeschehen besser nachverfolgen. [...] Je schneller getestet und isoliert werden kann, desto erfolgreicher ist die Eindämmung.

"No-Covid-Strategie" als neue Perspektive und "Motivationspush"

Für den Strategiewechsel spreche außerdem, dass ein klares Ziel helfe, sich an Regeln zu halten, und einen „Motivationspush“ bedeute. „No-Covid“ führe heraus aus dem Teufelskreis von (Wieder-)Einführung und Aufhebung von Verboten und Grundrechteinschränkungen. Sie zeige den Bürgern eine Perspektive auf, sich aus dem Jojo-Lockdown zu befreien, sagte Hallek. „Eine planbare, klare Strategie wirkt motivierend“, sagte auch Cornelia Betsch, Heisenberg-Professorin für Gesundheitskommunikation der Universität Erfurt.

In der von ihr ins Leben gerufenen COSMO-Studie haben in der jüngsten Befragungsrunde von 1000 Personen 79 Prozent für eine längerfristige Lösung plädiert. In der Befragung zeigte sich, dass eine Mehrheit eine schnellere Öffnung erwarte, wenn gemeinsam niedrige Fallzahlen erreicht würden, als wenn der Lockdown durch ein Datum beendet würde. Ebenfalls eine Mehrheit der Befragten schätzte, dass es noch sieben bis acht Wochen dauere, bis die Einschränkungen gelockert werden könnten. Die No-Covid-Strategie war lediglich 29 Prozent der Befragten bekannt."

Siehe dazu die Quelle:
https://www.focus.de/perspektiven/no-cov...d_12946621.html


Kommentar

Das scheint eine nicht nur durchaus praktikable, sondern auch der Erwartungshaltung der Betroffenen angemessene und diesen zumutbare Strategie, die tatsächlich funktionieren könnte. Wie alles an Maßnahmen bisher, wäre das jedoch zunächst ebenfalls in entscheidendem Maß von der konsequenten Befolgung der Vorgaben durch alle und später dann seitens der dann in roten Zonen befindlichen Bürger abhängig. Besonders hervorzuheben ist hierbei der nicht zu unterschätzende Motivationseffekt, den ein solches Vorhaben in sich trägt. Das beinhaltet eine wesentlich positivere Umgangsweise mit dem Problem Pandemie als das bisher der Fall war. Vom reinen Aushalten von Verboten hin zum positiven "Wettbewerb" die eigene Zone grün zu bekommen, mit der klaren Perspektive der Wiedererlangung der Kontrolle und Beendigung der Pandemie immer vor Augen. Es fällt nicht nur der/dem Einzelnen sondern insbesondere auch größeren Menschenmengen definitiv leichter, sich an Vorgaben zu halten, wenn sie im eigenen Lebensraum (anstatt mehr oder weniger abstrakt für alle), also persönlich spürbar, etwas sichtbar Positives bewegen, hier die Erreichung der Bewertung als grüne Zone, und damit mehr Freiheiten für sich selbst erlangen können.

Alles in allem scheint das im Gegensatz zu den momentan anscheinend wieder beabsichtigten vorschnellen Lockerungen einiger Ministerpräsidenten der wesentlich effektivere, effizientere und damit besser gangbare Weg. Diesem Lösungsansatz ist es immanent, dass es dabei im Gegensatz zu den bislang im Ganzen völlig verfehlten Konzepten, wenn man das teilweise überhaupt so nennen kann, mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu einem erbneuten JoJo-Effekt kommen wird.
Die Wissenschaftler und anderen Beteiligten müssen sich jedoch etwas ranhalten mit der klaren Definition der Zoneneinteilung.
Ich sehe dieser Strategie mit begründet großer Hoffnung entgegen, insbesondere da diese im Zusammenhang mit dem Impffortschritt, welcher derzeit zwar nur schleppend vorwärts kommt, aber zukünftig immer schneller voranschreiten wird eine Kombination ergibt, die uns tatsächlich in die Lage versetzen könnte, die Pandemie so zu kontrollieren, dass ein eingermaßen normales Leben wieder möglich sein könnte, vorausgesetzt die verantwortluichen Politiker werden durch immer wieder aufflackernden kleingeistigen Eigennutz und Profilneurosen nicht wieder alles ruinieren. Gebt den Wissenschaftlern die Chance dieses Konzept auszuführen. Das ist das Beste, was mir bislang untergekommen ist.



Ergänzend dazu siehe auch den Beitrag mit Kommentar vom 28.01.2021
SARS-COV-2/ Covid-2019 - Aktuelle News (20)


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Die Lockerungs-Strategie der "No-Covid"- Initiative

#9 von Excubitor , 10.02.2021 14:47

FAZ.net - "VORSCHLAG VON WISSENSCHAFTLERN: Wie sich die No-Covid-Initiative Lockerungen vorstellt"

"Wissenschaftler der No-Covid-Initiative haben am Mittwoch davor gewarnt, sich an ein Leben mit dem Virus und viel zu hohe Infektionsraten zu gewöhnen. [...]
Die Vorschläge gründen auf den international erfolgreichsten Anti-Corona-Maßnahmen.

Statt eines Dauerlockdowns mit anhaltenden Neuinfektionen hat die Initiative Handlungsoptionen für sogenannte grüne Zonen unterbreitet, in denen die Corona-Beschränkungen gelockert werden können. Lockerungen halten die Forscher erst von einem Inzidenzwert von zehn Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen für vertretbar.

Grüne Zonen sind kleine Regionen wie Landkreise in Deutschland, in denen im Idealfall keine Infektionen mehr auftreten. Ziel der Wissenschaftler ist es, eine lokale Kontrolle jedes Ausbruchs unter Minimierung von Schäden für die Gesellschaft zu ermöglichen. Im besten Fall weiten sich die Zonen über ganz Europa aus.

Kleinteiliges Handeln: Aus der Schwäche eine Stärke machen

Grenzschließungen betrachten die Wissenschaftler als unrealistisch, Mobilitätseinschränkungen sollen sich an der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Wirklichkeit orientieren. „Das Konzept wandelt eine zentrale Schwäche unseres derzeitigen Pandemie-Managements – die Zergliederung in Zuständigkeiten im föderalen System – in eine Stärke um“, heißt es in dem Text. Die Regionen sollen auf diese Weise motiviert werden, ihre eigene Situation durch entsprechendes Engagement zu verbessern. Das bedeutet aber auch, dass sie die Grenzen zu anderen Zonen entsprechend sichern und kontrollieren müssen.

No-Covid baut auf eine konsequente und schnelle Isolationsstrategie, vor allem im Niedriginzidenzbereich auf, um die grünen Zonen rasch zu erreichen und anschließend zu schützen. Das funktioniert allerdings nur, wenn sich Menschen bei den geringsten Symptomen schon einmal selbst isolieren und testen lassen. Infizierte sind schon ein bis zwei Tage vor Beginn der Symptome ansteckend, die im Mittel erst fünf Tage nach der Ansteckung auftreten. Verdachtsfälle müssten daher so schnell wie möglich gefunden und isoliert werden. Bei jeder Infektion müsse die Vermutung gelten, dass sie Teil eines größeren Infektionsclusters ist. Daher sei es entscheidend, die Infektionsquelle und deren Kontaktpersonen systematisch nachzuverfolgen. Wenn beides gelinge, sei die Wirkung auf die Eingrenzung der Pandemie erheblich. Doch was geschieht mit asymptomatisch Infizierten? Darauf gibt es keine Antwort.

Allerdings dringen die Forscher darauf, die Hürden zur Testung abzubauen, die Testangebote zu erhöhen und die Testergebnisse schnell zu erzielen und diese dann auch sofort zu übermitteln (häufig bekommen die Infizierten erst Tage nach dem positiven Ergebnis eine Nachricht). Die Prozesse in Gesundheitsämtern und allen beteiligten medizinischen Einrichtungen müssten erheblich beschleunigt werden. Um eine Kontrolle zu erlangen, muss bereitwillig und großzügig getestet werden, was etwa durch eine Ausweitung der Testinfrastruktur einschließlich von Selbsttests möglich werden soll.

Den Widerspruch zwischen Gesundheitsschutz und Schadensbegrenzung für Wirtschaft und Industrie will die No-Covid-Initiative vor allem durch eine Ausweitung der Teststrategien, PCR-Abwassertests, frühe Selbstisolation und Tracking-Lösungen auflösen. Eine präventive Quarantäne könne überdies nur funktionieren, wenn dies arbeitsrechtlich wie eine Krankmeldung behandelt werde.

Schließen muss, wer Standards nicht erfüllen kann

Die Wissenschaftler plädieren daher weiter für Home-Office, weniger Individualverkehr und die Anpassung der Hygienekonzepte in allen Unternehmen an klinische Hygienestandards (Einzelarbeitsplätze, Lüftungstechnik, FFP2-Masken). [...]
Um den Unternehmen und Betrieben Planungssicherheit zu geben, könnten grüne Zonen als Richtwert dienen. Spätestens von einer Inzidenz von 10 an, drohten staatliche Einschränkungen bis hin zu temporärer Stilllegung.

Den Grenzverkehr zwischen Grünen und Roten Zonen wollen die Wissenschaftler auf essenzielle Mobilität inklusive Pendler- und Güterverkehr unter gewissen Test- und Quarantänebedingungen beschränken. Flughäfen und Bahnhöfe müssten so ausgestattet werden, dass sie die Mobilitätseinschränkungen zwischen roten und grünen Zonen kontrollieren könnten."

Siehe vollständig dazu die Quelle:
https://www.faz.net/aktuell/politik/inla...Ee4T3zQBhLH6JG8


Kommentar

Bei der Bewertung des Konzepts der
"No-Covid-Strategie" ist zu berücksichtigen, dass es auf den weltweit erfolgreichsten Anti-Corona-Maßnahmen beruht, also auf einem reichhaltigen Erfahrungsschatz im Umgang damit.

Es handelt sich hierbei um ein alles in allem schlüssiges Vorgehenskonzept, das zwar an zwei Stellen Schwächen aufweist, die aber zumindest in einem Fall kompensierbar erscheint. Die Fragestellung des Umgangs mit asymptomatisch nicht erkennbar Infizierten ließe sich durch qualitativ und quantitativ verbesserte und ausgeweitete Teststrategie kompensieren. Damit verbleibt als einziger Schwachpunkt der, dass es nicht unerheblich von der freiwilligen Mitarbeit jeder einzelnen Person abhängt, inwieweit es funktionieren kann. das jedoch ist zurzeit auch nicht anders und wird auch kaum jemals anders sein.
Daher komme ich zu dem Schluss, dass dieses Konzept das derzeit einzige mutmaßlich schlüssig funktionsfähige im Angebot der Ausstiegsstrategien aus dem derzeitigen Lockdown darstellt.


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Können Schnelltests ein Ausweg aus dem Lockdown sein?

#10 von Excubitor , 14.02.2021 20:19

Tagesspiegel - „Wir müssen jetzt wirklich auf Zack sein“: Corona-Schnelltests als Ausweg aus dem Lockdown?"

"[...]

Die Aussicht auf die baldige Zulassung von Corona-Schnelltests für Laien hat eine Debatte über Lockerungen von Restriktionen ausgelöst. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) rechnet damit, dass die ersten Schnelltests für Laien in Deutschland bereits Anfang März in den Handel kommen.

Die bisherigen Antigen-Schnelltests dürfen nur von geschultem Fachpersonal verwendet werden. Das soll sich nach dem Willen des Bundesgesundheitsministeriums ändern, um möglichst vielen Menschen den Test zu ermöglichen. Eine Gesetzesänderung, die die Anwendung der Tests auch Laien gestattet, wurde vor wenigen Tagen verabschiedet.

Die Tests müssen vor Verkaufsstart aber für eine Anwendung von Laien entweder gesondert zugelassen oder aber als Medizinprodukt zertifiziert werden. Bislang wurden bei dem Bfarm knapp 30 Anträge auf Sonderzulassung von Laien- Tests gestellt. Die Anträge würden mit höchster Priorität behandelt, um sie so schnell wie möglich verfügbar zu machen, sagte ein Sprecher des Bundesinstituts dem Tagesspiegel. „Damit die Tests von Laien sicher angewendet werden können und einen wirksamen Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten, muss Sorgfalt das oberste Prinzip in den Prüfverfahren sein.“

[...]

Die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Karin Maag (CDU), sagte, [...] Allerdings müssten die Menschen auch verantwortungsvoll damit umgehen und sich etwa nach einem positiven Schnelltest-Ergebnis einem PCR-Test unterziehen und bis zur Diagnose selbst isolieren.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach nannte die Schnelltests für Laien einen „der wenigen Lichtblicke gegen die dritte Welle“ von Covid-Infektionen. „Wenn Antigentests zwei Mal die Woche in Schulen/Betrieben gemacht werden, nach guter Anleitung auch als Selbsttests (plus der Warnung vor falscher Sicherheit), würde das eine massive Verbesserung sein“, schrieb Lauterbach auf Twitter. [...]

Dagegen warnte Ulrike Protzer, Direktorin des Instituts für Virologie am Helmholtz Zentrum München, vor falschen Hoffnungen. „Antigen-Schnelltests können nur eine zusätzlicher Baustein in unserem Konzept seien“, sagte sie dem Tagesspiegel: „Sie geben keine wirkliche Sicherheit, da sie je nach Test zehn bis 15 Prozent der Infektionen übersehen.“ Dies gelte vor allem für infizierte Menschen, die keine Symptome haben.

Ein negatives Schnelltest-Ergebnis dürfe also „kein Freibrief sein“. Dies gelte vor allem in Bereichen, in denen ein hohes Infektionsrisiko für andere bestehe. Für Lockerungen in Einzelhandel, Restaurants und Kinos sei „eher entscheidend, wie hoch die Infektionszahlen in der jeweiligen Region sind“.

[...]"

Siehe dazu ausführlich die Quelle unter
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/ot...nout&li=BBqg6Q9


Kommentar

Der Ansatz ist zwar grundsätzlich nicht schlecht, doch hat erhebliche Schwächen. Angesichts dessen, was sich bislang während der Pandemie schon feststellen ließ, werden mit hoer Wahrscheinlichkeit viel zu viele Menschen das genau als Freibrief für ungehemmte eigene Aktivitäten verstehen.
Darüber hinaus wäre es sehr naiv anzunehmen, dass sich tatsächlich genügend Menschen mit positivem Test freiwillig in Quarantäne begeben und sich noch einem PCR-Test unterziehen.
Das alles kommt zu den technischen Unzulänglichkeiten, wie der Fehlerquote von bis zu 15 %, die den Corona-Schnelltests immanent sind, noch erschwerend hinzu. In Anbetracht der Tatsache, was allein eine einzige Person mit vielen Kontakten in einer Pandemie anrichten kann, ist eine Fehlerquote von bis zu 15 % deutlich zu hoch, ein solcher Test also zu unsicher.
Hier wird demnächst mit der Vorspiegelung einer Scheinsicherheit jede Menge Geld gemacht.
In einer Gesamtbetrachtung können solche Tests also bestenfalls eine Ergänzung bestehender Maßnahmen bilden, aber sicher keine davon ersetzen.


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Statement Deutschlands oberster Amtsärztin zur Lage von Gesundheitsämtern und Pandemie

#11 von Excubitor , 17.02.2021 19:58

FOCUS ONLINE Gesundheit - "Ute Teichert im Gespräch - Ärzteverbands-Chefin: Damit wir aus dem Lockdown kommen, müssen sich nun 3 Dinge ändern"

"Mittwoch, 17.02.2021, 18:46

Sie sind eine zentrale Stelle, um die Pandemie zu bekämpfen: Gesundheitsämter. Innerhalb eines Jahres hat sich wenig verbessert, beklagt Ute Teichert das „Flickwerk“. Die Ärzteverbands-Chefin über Mittel aus dem Lockdown und was sie an der NoCovid-Strategie sinnvoll findet.

[...]

[...] Deutschlands oberste Amtsärztin weiß, dass die Mitarbeiter in den Gesundheitsämtern am Limit sind. Es fehlt an Personal und Technik. Nach wie vor.

Unterschiedliche Regelungen sind ein Problem

„Für die Gesundheitsämter ist es sehr schwer, die beschlossenen Maßnahmen in der Praxis umzusetzen“, beklagt Teichert ganz grundsätzlich. Wenn es auch wissenschaftlich gut begründet sein möge, bedeute das nicht, dass die Umsetzbarkeit gegeben sei.

Beispielhaft nennt sie die unterschiedliche Quarantänedauer für Infizierte und deren Kontaktpersonen. Die Hilfskräfte in den Gesundheitsämtern müssten erst einmal viele Nachfragen stellen: Sind Sie ein Covid-19-Fall? Oder hatten sie nur Kontakt zu einer Corona-positiven Person? Wo arbeiten Sie? Danach variieren die Tage der Quarantäne. Wäre das etwa einheitlich geregelt, „wäre alles einfacher und würde Zeit sparen“.

Gesundheitsämter können nicht miteinander kommunizieren

Woran sich seit Beginn der Pandemie wenig geändert hat: „Die Gesundheitsämter haben nach wie vor keine Möglichkeit auf digitalem Weg miteinander zu kommunizieren“, kritisiert Teichert. Hier müsse dringend etwas passieren.

Ein weiteres Problem: „Im Monat zwölf der Pandemie wissen wir immer noch nicht, wo die Menschen in Deutschland sich anstecken“, sagt Teichert. „Weil wir nicht in der Lage sind, unsere eigenen Daten zu erheben und auszuwerten.“

Gut die Hälfte der 376 Gesundheitsämter nutzen inzwischen Sormas. Die Abkürzung steht für Surveillance Outbreak Response Management and Analysis System und ist ein digitales Nachverfolgungssystem, welches das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) federführend entwickelte.

„Mein Eindruck ist, dass die bisherige Umsetzung nur schleppend verläuft“, beklagte die Patientenbeauftragte der Bundesregierung Claudia Schmidtke schon Mitte Januar. „Jetzt sind die Kommunen gefordert, dieses Angebot auch tatsächlich anzunehmen und Sormas endlich flächendeckend einzusetzen. Das wäre ein wichtiger Schritt, um zu einer effektiven Nachverfolgung und Eindämmung der Fälle zurückkehren zu können.“

Ganz offensichtlich fehlt der Wille auf Seiten vieler Gesundheitsämter. Sie lehnen die neue Corona-Software ab. Die von Bund und Ländern bis Ende Februar angestrebte Einführung einer einheitlichen Software zur Corona-Kontaktnachverfolgung stößt bei den Gesundheitsämtern auf wenig Akzeptanz. [...]

[...]

Aktuell können die Ämter ihre Daten nicht zusammenführen, sodass jedes einzelne sich bei einem Ausbruch mit der benachbarten Gemeinde am Telefon austauschen muss. „Auf digitalem Wege ginge das natürlich schneller.“

Lange fehlte zudem eine Schnittstelle zum Meldesystem für das Robert-Koch-Institut. Die Gesundheitsämter mussten die Daten also doppelt eingeben. Das ist nun umgestellt. Seit dem 8. Februar arbeitet das erste Gesundheitsamt mit einem Sormas, das über Schnittstellen zu den etablierten Systemen des Robert-Koch-Instituts im Echtbetrieb verfügt. Weitere Gesundheitsämter könnten der Amtsärztin zufolge schnell angeschlossen werden.

An diesen drei Punkten sollte Deutschland agieren, um aus dem Lockdown zu kommen

Weiterer Knackpunkt neben der Digitalisierung: Personal. „Je mehr Inzidenzzahlen hochgehen, desto mehr Personal brauchen wir“, sagt Teichert. Letzten Berechnungen zufolge bräuchte es fünf Mitarbeiter pro 20.000 Einwohner bei einer Inzidenz von 50. Und die hat Deutschland noch längst nicht flächendeckend erreicht. „Dementsprechend muss weiter Personal aufgerüstet werden – und zwar langfristig.“ Aktuell hangelten sie sich durch die Wochen, immer mal wieder unterstützt von Studierenden beispielsweise. Doch es bleibe ein „Flickwerk“.

[...]

NoCovid ist ein gutes Ziel

Darum ist Teichert auch gegen Lockerungspläne. „NoCovid als Strategie ist sinnvoll, um ein Ziel vor Augen zu haben“, urteilt sie. „Es ist eine gute Vision, besser als wenn wir weiter irgendwelchen Inzidenzen hinterherlaufen.“ Denn diese brächten zwangsläufig Ping-Pong-Effekte mit sich. Zudem sei aktuell ein Ziel nicht klar definiert. Wenn sich alle dagegen einer Strategie verpflichtet fühlten, könnte es die Menschen wieder vereinen, gemeinsam dafür zu kämpfen."

Siehe sehr ausführlich dazu die Quelle:
https://www.focus.de/gesundheit/news/ute...d_12985078.html


Kommentar

Die Schwachstellen und Schlampereien schonungslos offengelegt und eine sehr vernünftige Einstellung zu einer Gesamtvorgehensweise,
die man besser praktizieren sollte, wie ich es von einer Amtsärztin so nicht unbedingt erwartet hätte.


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Interview mit Top-Virologin Sandra Ciesek, Frankfurt

#12 von Excubitor , 20.02.2021 18:27

BUNTE.de - "Top-Virologin Sandra Ciesek: „In Zukunft werden sich vor allem Kinder mit Corona infizieren“"

"[...]

Zu schnell dürfen wir jedoch nicht mit den Lockerungen rechnen, warnt Virologin Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt. Im Gespräch erklärt die Medizinerin, wann für sie der richtige Zeitpunkt für Lockerungen gekommen ist – und warum das Ende der Pandemie nicht gleichzeitig das Ende von Sars-CoV-2 bedeutet.


Frau Ciesek, haben wir Corona unter Kontrolle gebracht – oder müssen wir uns noch einmal auf einen Infektionsanstieg gefasst machen?

Sandra Ciesek: Nun, ganz einfach: Das liegt an uns. Wenn wir zu schnell alles öffnen würden, dann würden auch die Zahlen in den nächsten Wochen garantiert wieder ansteigen. Denn so findet das Virus schnell wieder viele Menschen, die es infizieren kann. Es liegt also sozusagen in der Hand der Regierung.

Aber es hängt auch von unserem Verhalten ab. Ob wir uns an die Regeln halten, zuhause bleiben. Das Virus spaziert ja nicht allein über die Straße – es braucht jemanden, an den es sich heften kann.

Da muss Spielraum für Individualität bleiben

Wann ist denn dann der Punkt erreicht, an dem man guten Gewissens lockern kann?

Ciesek: Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Von den Fallzahlen, der Inzidenz, dem R-Wert – all diese Werte müssen gemeinsam betrachtet werden. Und dann ist es sinnvoll, vorausschauend zu agieren. Und wir müssen auch regional unterschiedlich entscheiden, wenn die entsprechenden Werte regional unterschiedlich sind.

Das heißt, Sie stimmen unterschiedlichen Maßnahmen in den Bundesländern zu?

Ciesek: Ja und Nein. Es hat schon Vorteile, wenn überall die gleichen Regeln gelten würden. Andererseits sollten sich die Maßnahmen am jeweiligen Infektionsgeschehen orientieren. Ich fände ein Prinzip gut, bei dem jeder Bürger erkennen kann, welche Maßnahme wann droht. Da kann man sich an verschiedenen Werten orientieren – werden diese überschritten, folgen schrittweise weitere Maßnahmen.

Sie sehen beispielsweise „Ah, jetzt sind wir Stufe 5, jetzt folgte Maßnahme XY“.

Aber trotz allem muss da Spielraum für Individualität bleiben. Wir machen ja auch individuell Medizin, nicht jeder Patient ist gleich. Und das gilt auch für verschiedene Regionen.

[...]

Israel erlebt ja eine erneute Infektionswelle, obwohl es bereits mit den Impfungen begonnen hatte.

Ciesek: Genau, und auch das ist ein wichtiges Learning: Es geht nicht von einem auf den anderen Tag. Wir müssen vorsichtig sein. Der Impfeffekt tritt erst verzögert ein, das darf man nicht unterschätzen. Ebenso wenig wie den Selektionsdruck der Viren, der durch Impfungen entstehen könnte.

[...]

Einmal angenommen, wir sind in wenigen Jahren alle geimpft. Sind außerdem in der Lage, diese Impfung aufzufrischen, falls nötig. Ist die Sars-CoV-2-Pandemie dann vorbei? Haben wir das Virus dann besiegt?

Ciesek: Die Pandemie ja, das Virus wird allerdings bleiben. Es wird wahrscheinlich heimisch werden, endemisch nennen wir Virologen das. Dann gibt es hierzulande die sogenannte Herdenimmunität. Teils durch durchgemachte Infektionen, teils durch Impfungen. „Besiegt“ ist das neue Corona-Virus damit allerdings nicht.

Es könnte ähnlich wie bei der Influenza kommen, auch da haben wir eine Art Grund-Immunität. Einige sind geimpft, andere hatten im Laufe ihres Lebens bereits eine Grippe, haben somit also zumindest eine Teil-Immunität. Sie haben also nicht so schwere Verläufe. Trotzdem gibt es jedes Jahr wieder Neuinfektionen.

Denn es kommen ja immer wieder „neue Menschen“ in diese Welt. Wird ein Kind geboren, hat es den Immunschutz nicht. Spätestens im Kindergartenalter wird es erstmals auf eine größere Gruppe an Menschen treffen und sich voraussichtlich infizieren. Wenn man Kinder also nicht gegen das Virus impft, und das schon im Säuglingsalter, kommt es immer wieder zu Infektionen. In Zukunft werden sich also vor allem Kinder mit Sars-CoV-2 infizieren.

Aber selbst wenn Kinder nicht oder nur leicht krank werden – übertragen können sie das Virus ja dennoch, oder?

Ciesek: Das ist richtig, allerdings wissen wir noch nicht, ob auch Geimpfte das Virus weitergeben können. Da müssen wir künftige Forschungsergebnisse abwarten. Was aber wichtig ist: Natürlich gibt es auch Kinder, die einer Risikogruppe angehören, die Vorerkrankungen haben – diese sollte man nach der Zulassung in der entsprechenden Altersgruppe dann auf jeden Fall impfen."

Siehe sehr ausführlich dazu die Quelle:
https://www.msn.com/de-de/gesundheit/sma...P2uc?li=BBqgbZL


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Wie kommt man zu einer tragfähigen Beurteilung der aktuellen Sachlage?

#13 von Excubitor , 22.02.2021 23:38

Um eine schlüssige, die Grundlage für ein weiteres Vorgehen bildende Sachlage-Beurteilung vornehmen zu können,
reicht es nicht, sich irgendeine Zahl der vielfältigen Bewertungskriterien herauszugreifen,
sondern man muss immer mehrere Werte gleichzeitig dazu heranziehen:

Die wichtigsten Zahlen, die dabei immer alle berücksichtigt werden müssen sind

- die R-Werte: Die Zahlen die angeben, wie viele weitere Personen von einer(m) Infizierten angesteckt werden.
- die Fallzahlen(-Raten): Neuansteckungen und Todesfälle/24 h
- die Inzidenz: Die Häufigkeit von Ereignissen, hier Neuansteckungen, in einer Zeitspanne und Personengruppe, hier in 7 Tagen/100000 Einwohner
- die Corona-Intensivpatienten-Zahl: um frühzeitig eine Überlastung des Gesundheitssystems erkennen zu können.

Bei exponentiellem Wachstum der Neuinfektionen käme mindestens noch eine Beachtung der sogenannten Verdopplungszahl hinzu, die angibt in welchen Zeitraum sich die Neuinfektionen verdoppeln.

Nur in einer Gesamtbetrachtung aller diese Werte lässt sich ein momentanes Abbild
der Gesamtsituation und deren zukünftig wahrscheinlich zu erwartender Entwicklung erstellen,
welches eine Beurteilung, ob ein Lockdown erforderlich ist bzw. gelockert werden kann oder nicht erlaubt.


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Ist eine konkrete Öffnungsperspektive überhaupt möglich?

#14 von Excubitor , 01.03.2021 19:28

Die aktuelle Sachlage

- Mehr Neuinfektionen als am gleichen Tag der Vorwoche
- Die Corona-Intensivpatienten-Zahl steigt seit zwei Tagen wieder
- Die Todesrate ist ebenfalls wieder gestiegen
- 7-Tage-Inzidenz 65,8 (Tendenz: Nach dem Wochenende eher steigend)


Eine Öffnungsperspektive, die Viele fordern, kann es derzeit schon deshalb nur unter dem extremen Vorbehalt jederzeitigen Abbruchs geben,
da
- unter Bedingungen gelockert wird, unter denen man (noch) gar nicht lockern dürfte
- Gesundheitsämter unter diesen Bedingungen nicht in der Lage sind Infektionsketten nachzuverfolgen (was unabdingbar für eine Pandemie-Kontrolle erforderlich ist)
- die weitere Mutanten-Entwicklung nur sehr schwer abschätzbar ist (mit Ausnahme dessen, dass sich diese weiter sehr schnell ausbreiten)
- die Viren aus jeder Art von Öffnung mit höherem Kontaktaufkommen nahezu unvermeidlich ihren Verbreitungsvorteil ziehen
- es bislang keinerlei sinnvolle Lockerungsstrategie gibt
- es bisher ebenfalls keine brauchbare Teststrategie gibt
- die Impfkampagne viel zu langsam läuft, obwohl Deutschland in Kürze vor Impfstoffen überquellen wird
(siehe dazu Die Jagd nach einem Impfstoff und die weitere aktuelle Entwicklung auf dem Impf(stoff)sektor (9) )
- keine faktisch ausreichende Möglichkeit besteht, die Öffnungen auf Regeleinhaltung zu kontrollieren (was unabdingbar erforderlich ist, will man nicht total die Kontrolle verlieren)

- nicht zuletzt die Bürger selbst schon im Vorhinein von Öffnungen hochgradig unvernünftig sind, wie einige Berichte quer durch Deutschland zeigen.

Was nützt im Übrigen eine Perspektive, deren tatsächlichen Fortgang man aus einer derartigen Reihe von Unwägbarkeiten nicht abschätzen kann?


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Eine realistische Möglichkeit aus dem Lockdown zu kommen

#15 von Excubitor , 02.03.2021 18:26

Nach langer reiflicher Überlegung bei Berücksichtigung einer Reihe von Möglichkeiten unter Zugrundelegung der derzeit fragilen Pandemie-Situation bin ich zu folgendem Schluss gekommen:

Es könnte eine Möglichkeit geben, mit vorsichtigen, schrittweisen Öffnungen aus dem Lockdown zu kommen.

Diese Möglichkeit basiert auf der Grundidee eines
Vorschlags welchen Michael Mina, Assistenzprofessor für Epidemiologie an der Harvard Harvard TH Chan School of Public Health schon vor Weihnachten 2020 gemacht hat, der zumindest teilweise erst heute ernsthaft Berücksichtigung finden kann, nicht zuletzt, weil erst jetzt "Corona-Schnelltests" eine Stufe ausreichend guter Qualität erreicht haben.
Denn ein Problem ist immer noch deren Unzuverlässigkeit in Bezug auf asymptomatisch Infizierte. Während die qualitativ guten heute verfügbaren Schnelltests bei Infizierten, die Symptome aufweisen, teilweise bis zu 100 % ausfindig machen sollen (laut Herstellern), beträgt die Erfolgsquote bei asymptomatisch Infizierten lediglich 6 von 10, das heißt 4 würden nicht erkannt. Das würde laut Ass.-Prof. Mina und dem deutschen MdB und Epidemiologen Karl Lauterbach aber dann nichts ausmachen, wenn man konsequent Cluster- oder Gruppentestungen durchführte. Eine vom Test "übersehene" infizierte Person könnte so durch eine anderweitig erkannte ersetzt werden.

Diese Möglichkeit besteht darin, nur unter konsequenten Testungen Öffnungen, bzw. zum Beispiel die Nutzung geöffneter Geschäfte zuzulassen. Diese soll in den USA bereits einen umfangreichen Praxistest bestanden haben.
Sie besteht konkret darin, dass man lockern kann, wenn man gleichzeitig ausreichend viele qualitativ hochwertige Schnelltests, beispielsweise zwingend in Schulen und Betrieben, etc. durchführt. Das hat aber zur unabdingbaren Voraussetzung, dass zunächst schnell eine allgemeine Test-Infrastruktur geschaffen werden muss, was bedeutet, die Tests müssen vorher am Ort der Testung sein, bevor man irgendetwas öffnen kann.
Das ist ein Punkt der offensichtlich von Vielen, die jetzt am liebsten schnell alles wieder beim Alten hätten, immer noch nicht verstanden oder bewusst ignoriert wird.
Wir müssen uns unausweichlich an den Gedanken gewöhnen, dass es nie wieder so werden wird, wie vor der Pandemie. Wir werden mit dem Virus leben müssen, wenn auch unter hoffentlich erleichterten Umständen.

Das Ganze könnte wie folgt laufen:

1. Schnellstmögliche Schaffung einer Test-Infrastruktur für Schulen, Betriebe und andere Einrichtungen mit hohem Kontaktaufkommen

Das Problem hierbei ist, dass noch nicht genügend qualitativ hochwertige Tests
gleichzeitig für den Frei-Verkauf und für diese Infrastruktur produziert wurden.
Hier müsste die notwendige Infrastruktur auf jeden Fall bevorrangt werden.

Gleichzeitig müssten hier weitere Kräfte, wie Lehrer, Betriebsangehörige, etc. zur Testung "ausgebildet" werden.
Das könnte sehr schnell erfolgen, denn so anspruchsvoll ist die Abnahme eines Schnelltests nun auch wieder nicht.
Eine Einweisung durch Fachpersonal sollte da durchaus genügen.

2. Nachfolgend dann Testungen, zunächst einmal pro Woche in Schulen und Betrieben, etc. .

Später, bei ausreichend vorhandenen Tests dann zweimal, was nach Ass.-Prof. Mina ausreichend sein soll.
Ich persönlich würde da lieber einmal mehr als weniger vorziehen.
Nach dem Vorschlag Karl Lauterbachs, der auch
von anderen Epidemiologen als sinnvoll angesehen wird,
soll es dann beispielsweise möglich sein, am Tag des Tests shoppen zu gehen.

3. Dann könnten nach und nach schrittweise weitere Öffnungen erfolgen, nicht eher.

Es ist unabdingbare Voraussetzung für die Funktionalität des Ganzen, dass die Testungen bereits laufen,
bevor es zu einer Öffnungswelle kommt, die ohnehin gänzlich zu vermeiden ist.
Dies gilt insbesondere in Zeiten der aggressiven Mutanten, deren Übernahme des pandemischen Gesamtgeschehens
durch die britische B.1.1.7 bereits kurz bevorsteht. Es ist damit zu rechnen, dass diese in zwei bis drei Wochen bereits
80 % der Neuinfektionen in Deutschland ausmachen wird.

Das zweite Standbein einer solchen Öffnungsstrategie ist unabdingbar die signifikante Beschleunigung und Ausweitung der Impfkampagne.

Was immer bleibt, ist der Unsicherheitsfaktor Mensch und die bislang zu oft inkonsequente Vorgehensweise bei Kontrollen, die ebenfalls signifikant verbessert werden müsste.
Es wäre naiv anzunehmen, dass jeder der bei Selbsttests positiv getestet wird auch dann freiwillig
14 Tage, die aufgrund der Mutanten wieder erforderlich erscheinen, in Quarantäne bleibt.
Man wird leider davon ausgehen müssen, dass die Anzahl derer, die bei Positiv-Tests dieses Ergebnis ignorieren werden, nicht unerheblich sein wird. Hinzukommen die tatsächlich nicht durch
Schnelltests auffindbaren asymptomatisch infizierten, was sich aber, wie erwähnt, durch konsequentes Cluster- oder Gruppentesten in den Griff bekommen lassen sollte.

Zusammenfassend könnte es nur unter allen genannten Voraussetzungen und einem zusätzlichen, die Regelkonformität der Öffnungen sichernden,
konsequenten Kontrollvorgehen insgesamt gelingen vor die Welle zu kommen, um diese kontrollieren zu können, wo wir derzeit definitiv noch nicht sind.
Nur mit der Möglichkeit, die aufkommende dritte Welle zu kontrollieren, haben wir eine echte Chance es bis zum Greifen der Impfkampagne zu schaffen.
Handelt man jetzt so unkoordiniert und inkonsequent wie bislang, ohne bundesweites Gesamtkonzept, ist jeder Versuch einer "Öffnungsstrategie",
insbesondere bei ausbrechendem Öffnungswahn, zum Scheitern verurteilt. Nur ein bundesweites Gesamtkonzept, das begrenzt Raum für regionale
Anpassungen lassen muss und zwar mit der Option des sofortigen Not-Abbruchs unter Berücksichtigung von Neuinfektionen, Todesfällen, R-Werten,
Inzidenzen und Corona-Intensivpatienten-Zahl könnte eventuell Erfolg verheißen. Jeder kocht weiter sein eigens Süppchen bedeutete den "pandemischen Suizid".

Der weitere Fortgang der Pandemie wird davon abhängen, wie vernünftig die Öffnungsentscheidungen sein werden (tatsächlich dürfte momentan erstmal keine
weiteren Öffnungen geben, und zwar bis man die Wirkung der jetzigen Öffnungen belastbar einschätzen kann, dann nur kontrolliert schrittweise) und wie vernünftig
das Verhalten der Menschen sein wird, sich weiter konsequent an die Schutzregeln zu halten, wobei in beiden Fällen mit nicht ausreichend Vernunft zu rechnen sein
wird, wie die bisherige Pandemie-Erfahrung zeigt.



Höre und siehe zum Thema auch die Pressekonferenz mit Michael Mina bereits vom 15.05.2020
https://www.hsph.harvard.edu/news/featur...-mina-05-15-20/


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