FOCUS ONLINE Gesundheit - Gewalt in der Pandemie - "Pöbeln, spucken, anhusten: Die neue Gewalt der Masken-Verweigerer"
"Sonntag, 25.10.2020, 18:00
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Seit April gilt vielerorts die Maskenpflicht, in den meisten Geschäften, in Bussen und Bahnen, mittlerweile auch in manchen Innenstädten. Doch nicht jeder will diese akzeptieren. Zuletzt wurden alle paar Tage besonders heftige Auseinandersetzungen wegen der Corona-Regeln bekannt.
So sollen drei Männer Ende September einen Mitarbeiter der Stadt Dortmund im Bereich einer U-Bahn-Haltestelle angegriffen und verletzt haben, nachdem der sie auf das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes hinwies. Seit Dienstag fahndet die Polizei öffentlich nach den Tatverdächtigen.
Im bayerischen Spiegelau griffen Anfang Oktober mehrere Männer einen Busfahrer an, nachdem dieser sie aufgefordert hatte, einen Mund-Nasen-Schutz im Bus zu tragen. Nach den Schlägen der Männer ist der Busfahrer nun auf unbestimmte Zeit arbeitsunfähig. Vor rund einer Woche schlug ein Mann in einem Supermarkt im sächsischen Zwickau mit einer Axt um sich, als er an die Maskenpflicht erinnert wurde.
Auch Polizisten werden von Maskenverweigerern verletzt
Im nordrhein-westfälischen Mülheim erfasste eine 66-Jährige nach einem Supermarkt-Einkauf mit ihrem Auto einen 55-Jährigen und verletzte ihn leicht. Dieser hatte die Frau zuvor zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und zum Abstandhalten aufgefordert.
In Marktredwitz in Bayern kam es vor zwei Wochen zu einer Massenschlägerei vor einer Kneipe. Weil sie wegen der Corona-Regeln nicht eingelassen wurden, prügelten sich etwa 100 Personen vor der Tür. Mehrere Streifen waren nötig, um das Gemenge aufzulösen. In Kaufbeuren wurden fünf Polizisten bei einer Kontrolle in einer Bar leicht verletzt.
GdP-Chef Radek: „Stimmung beginnt, aggressiver zu werden“
Auseinandersetzungen wegen der Corona-Regeln eskalieren nach Angaben der Polizeigewerkschaften immer häufiger. Vor allem die Maskenpflicht und das Abstandsgebot sorgten immer wieder für Streit. [...]wenn wir als Polizei die Maßnahmen durchsetzen wollen“, sagte der Vize-Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek. „Da kommt es dann zu Widerstand. Das fängt an mit Beleidigungen, dann wird gepöbelt, gespuckt, angehustet. Das alles erleben unsere Kolleginnen und Kollegen in dieser Pandemie.“
Bürger fordern Schutzrechte stärker ein
Doch auch Bürger, die geschützt werden wollen, hätten zuletzt ihre Schutzrechte stärker und zum Teil auch aggressiver eingefordert und zum Beispiel Maskenverweigerer auf ihr Fehlverhalten hingewiesen. „Daher kommt es nun insgesamt mehr zu solchen Einsätzen“, sagte Radek – mit Zahlen belegen ließe sich dieser Trend aber nicht.
Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, sieht einen Grund für die neuerlichen Ausraster in unklaren Regelungen. Die Akzeptanz politischer Entscheidungen nehme rapide ab, weil es der Politik nicht gelinge, die Sinnhaftigkeiten getroffener Entscheidungen zu erläutern, sagte Wendt auch mit Blick auf die Beherbergungsverbote.
Aus Sicht seines Kollegen Radek sind es hingegen weniger die widersprüchlichen Regelungen, die für Streit sorgen. „Viele Menschen fühlen sich von den Regeln einfach genervt. Wenn dann noch Alkohol dazukommt oder gruppendynamische Prozesse damit verbunden werden, kann das zu weiteren Eskalationen beitragen“, sagte der GdP-Vize.
„Klare Vorgaben und ihre Durchsetzung sind jetzt wichtig“
Ähnlicher Meinung ist Ulrich Wagner, Professor für Sozialpsychologie an der Universität in Marburg. Wagner sagte FOCUS Online, die zunehmende Gewalt sei damit zu erklären, dass die Regelungen schon über längere Zeit bestehen. Das löse Frust aus. [...]
Aktuell verstärkten sich die Konflikte, weil die Beschränkungen weiter zunehmen, sagt Wagner. Das sei eine Erklärung und keine Entschuldigung. Jetzt hält der Marburger Sozialpsychologe klare Vorgaben und ihre Durchsetzung für wichtig. „Ein Laissez-faire würde in noch stärkerem Maße zu Übertretungen und Auseinandersetzungen führen.“"
Mehr dazu unter der Quelle:
https://www.focus.de/panorama/welt/gewal...d_12566254.html
Kommentar
In all' den vorgebrachten Argumenten, was zu der steigenden Aggressivität geführt hat, findet sich ein kleiner Teil Wahrheit des Gesamtkomplexes. Hinzufügen muss man allerdings noch, dass erst viel zu spät durchgegriffen wurde, und jetzt immer noch nicht konsequent genug erfolgt, was maßgeblich zum Anstieg der Fälle geführt hat. Insoweit ist dem Sozialpsychologen eindeutig zuzustimmen, dass ein "Laissez-faire" in noch stärkerem Maß zu Auseinandersetzungen führt, was ja durch die oft viel zu nachsichtige Haltung von Sicherheits- und Ordnungsbehörden längst eingetreten ist. Daher sind spätestens jetzt unabdingbar klare, einheitliche Regeln erforderlich, die konsequent durchgesetzt werden müssen. Hier hat sich das politisch föderalistische System in Deutschland allerdings als absolut untauglich erwiesen. Darüber hinaus sind die jeweils Verantwortlichen oft nicht geeignet ein konsequentes Krisenmanagement auf die Beine zu stellen, da ihnen zumeist ihre eigene Persönlichkeit dabei im Weg steht, insoweit man ohne Ansehen dieser einzig im Sinn der Sache handeln muss, damit das funktioniert. Wahlpolitisches Taktieren, eine Praxis des Eigennutzes und Profilneurosen sind da völlig fehl am Platz, scheinen aber nicht von Vernunft und sachdienlichem Handeln abgelöst werden zu können. Bedauerlicherweise produzieren deutsche Politiker, wie auch sonst, in der Pandemie mehr Probleme als sie zu lösen in der Lage scheinen. Was als einigermaßen brauchbares Krisenmanagement begann, könnte in einem Desaster enden, wenn man sich nicht schnellstens darauf besinnt, zumindest wieder temporär ausschließlich die Pandemie und deren Bekämpfung mit den sich daraus ergebenden Notwendigkeiten in den Fokus zu stellen.
Siehe dazu auch die Beiträge unter (Die gleiche Anzeige täuscht. Es sind tatsächlich alles verschiedene Beiträge, alle auf Seite 10 des entsprechenden Thermenstrangs.)
SARS-COV-2/ Covid-2019 - Aktuelle News (10)
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sowie
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