Keine Lockerungen am Montag

#181 von Excubitor , 15.11.2020 20:13

FOCUS ONLINE Poitik - "Treffen am Montag -Umstrittener Plan von Merkel und Spahn: Hier kracht es beim nächsten Corona-Gipfel"

"Sonntag, 15.11.2020, 18:46

Hat Deutschland die zweite Corona-Welle im Griff, oder sind weitere Einschränkungen notwendig? Darüber wollen Kanzlerin und Länderchefs am Montag beraten. Experten und verantwortliche Politiker klingen nur wenig optimistisch. Eine Zurücknahme der Maßnahmen soll es nicht geben - aber auch keine Verschärfung.

Die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer werden beim Treffen am morgigen Montag keine Lockerungen der momentanen Ausgangsbeschränkungen beschließen – aber auch keine Verschärfungen. Das berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf eine Besprechung von Kanzleramtschef Helge Braun mit den Chefs der jeweiligen Staatskanzleien am Sonntagvormittag.

Keine Entscheidung am Montag geplant

Demnach fordern die Länder mehrheitlich, die Entwicklung der Pandemie noch für eine Woche zu beobachten. Am 23. November, also den Montag eine Woche später, ist eine weitere Besprechung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten geplant.

[...]"

Den konkreten Überblick über die anstehenden Themen dazu unter der Quelle:
https://www.focus.de/politik/deutschland...d_12651847.html


Kommentar

Derzeit ist nur ein sehr leichter Rückgang der Fall- und Inzidenzzahlen festzustellen. Dieser kann keinesfalls für Lockerungen ausreichen, da die Fallzahlen dann kurz darauf schon wieder steigen würden. Unabhängig davon, dass die Wirkungen des aktuellen Lockdowns noch gar nicht bewertbar sind, darf bezweifelt werden, ob innerhalb einer Woche ein Rückgang der Inzidenz auf 50 Neuinfektionen/100000 Einwohner erreicht werden kann, wie vorgesehen.
Am 23. November wird daher mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder Ärger ins Haus stehen.


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Die Beschlussvorlage des Bundes zu schärferen Beschränkungen zur Pandemieeindämmung

#182 von Excubitor , 16.11.2020 17:18

Handelsblatt - "Corona-Maßnahmen: Noch weniger Kontakte, keine Feiern bis Weihnachten – Das sieht die Beschlussvorlage des Bundes vor"

"[...]

Im Kampf gegen das Coronavirus will der Bund die Kontaktbeschränkungen nochmals drastisch verschärfen. Unter anderem sollen sich weniger Menschen verschiedener Haushalte treffen dürfen, auf private Feiern soll bis zum Weihnachtsfest ganz verzichtet werden. Zudem war geplant, die Maskenpflicht an Schulen ausweiten, bei zu kleinen Räumen sollen Klassen geteilt werden. Das geht aus dem Entwurf der Beschlussvorlage des Bundes für die Video-Konferenz von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten an diesem Montag hervor, die dem Handelsblatt vorliegt.

Im Kampf gegen das Coronavirus will der Bund die Kontaktbeschränkungen nochmals drastisch verschärfen. Unter anderem sollen sich weniger Menschen verschiedener Haushalte treffen dürfen, auf private Feiern soll bis zum Weihnachtsfest ganz verzichtet werden. Zudem war geplant, die Maskenpflicht an Schulen ausweiten, bei zu kleinen Räumen sollen Klassen geteilt werden. Das geht aus dem Entwurf der Beschlussvorlage des Bundes für die Video-Konferenz von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten an diesem Montag hervor, die dem Handelsblatt vorliegt. & gt; & gt; Hier können Sie das zehnseitige Originaldokument downloaden.

In dem Papier von Montagvormittag, 10.55 Uhr, heißt es zur Begründung: „Der Verlauf der letzten Tage lässt hoffen, dass die hohe exponentielle Infektionsdynamik gestoppt werden konnte, ein Sinken der Neuinfektionszahlen ist jedoch noch nicht absehbar [...]. Deshalb sind weitere Anstrengungen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens erforderlich.“ Vorgeschlagen wird zudem ein weiteres Treffen eine Woche später, am 23. November.

Inzwischen zeigt ein neuer Entwurf der Beschlussvorlage jedoch weniger drastische Einschränken: Eine Quarantänepflicht bei Erkältungssymptomen soll demnach wegfallen. Auch eine Ausweitung der Maskenpflicht in Schulen wurde zunächst verworfen.

Hier die Pläne im Überblick:

Kontaktbeschränkungen

Der Aufenthalt in der Öffentlichkeit soll nach dem Willen des Bundes nur mit den Angehörigen des eigenen und maximal zwei Personen eines weiteren Hausstandes gestattet sein. „Dies gilt verbindlich und Verstöße gegen diese Kontaktbeschränkungen werden entsprechend von den Ordnungsbehörden sanktioniert“, heißt es im Papier. Darüber hinausgehende Gruppen feiernder Menschen auf öffentlichen Plätzen, in Wohnungen sowie privaten Einrichtungen seien „angesichts der ernsten Lage in unserem Land inakzeptabel“.

Private Treffen

Trotz der bereits geltenden Bestimmungen zum Infektionsschutz würden die Ansteckungen weiterhin „im privaten Umfeld und außerhalb des öffentlichen Raumes stattfinden“, heißt es im Papier. Zur Senkung der Gefahr sollten Kinder und Jugendliche angehalten werden, sich nur noch mit einem festen Freund in der Freizeit zu treffen. Auch private Zusammenkünfte mit Freunden und Bekannten sollten sich generell nur noch auf einen festen weiteren Hausstand beschränken. Auf private Feiern solle zunächst bis zum Weihnachtsfest ganz verzichtet werden. Seit dem 2. November gilt, dass sich nur Angehörige des eigenen und eines weiteren Hausstands in der Öffentlichkeit aufhalten dürfen, maximal jedoch 10 Personen.

Quarantäne

In der ursprünglichen Beschlussvorlage empfiehlt der Bund allen Menschen mit Erkältungssymptomen und insbesondere bei Husten und Schnupfen, sich unmittelbar nach Hause in Quarantäne zu begeben. „Dort sollen sie fünf bis sieben Tage bis zum Abklingen der Symptome verbleiben“, heißt es. Dort sei darauf zu achten, die Distanz auch zu anderen Mitgliedern des Hausstandes und insbesondere zu Risikogruppen im Haushalt zu wahren. „Die Krankschreibung soll telefonisch durch den Hausarzt erfolgen zunächst ohne Präsenzbesuch in der Praxis.“ In Absprache mit dem Arzt werde auch geklärt, ob ein Corona-Test erforderlich sei. Der Punkt wurde aber offenbar verworfen.

Schulen

Eine Entscheidung zum Thema Schulen und Betreuungseinrichtungen soll heute nicht fallen. Laut der am Montagvormittag noch einmal aktualisierten Beschlussvorlage sollen die Länder vielmehr bis zur kommenden Woche einen Vorschlag vorlegen, wie Ansteckungsrisiken im Schulbereich weiter reduziert werden können. Die Offenhaltung der Schulen genieße eine hohe politische Priorität.

[...]

Im Vergleich zur ersten Version der Beschlussvorlage vom späten Sonntagabend gestrichen wurden dagegen weitere Passagen. Dort hatte es unter anderem noch geheißen: Zum Schutz vor Ansteckungen könnten aber auch hier die Maßnahmen verschärft werden, ein besonderer Fokus liegt dabei auf Jugendlichen, die älter als zwölf Jahre sind.

Bei ihnen sei das Infektions- und Übertragungsrisiko vergleichbar mit dem von Erwachsenen. Daher soll nach dem Willen des Bundes das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes für Schüler aller Jahrgänge und für Lehrer auf dem Schulgelände und während des Unterrichts vorgeschrieben werden. Dies ist bisher nicht in allen Bundesländern vorgeschrieben.

Zudem sollten die Klassen – sofern keine größeren Räume zur Verfügung stehen – halbiert und in festen Gruppen eingeteilt unterrichtet werden. Auch in Schulbussen sei der Mindestabstand von 1,5 Metern sicherzustellen. Im Falle von Quarantänemaßnahmen solle für alle betroffenen Schüler Distanzunterricht angeboten werden.

Schutz von Risikogruppen

Besonders gefährdete Menschen wie Alte, Kranke oder Personen mit Vorerkrankungen sollen nach dem Willen des Bundes zum Schutz vor dem Coronavirus von Dezember an vergünstigte FFP2-Masken erhalten. Um das Risiko einer Infektion zu reduzieren, werde der Bund auf seine Kosten für diese Bevölkerungsgruppe die Abgabe von je 15 dieser Masken gegen eine geringe Eigenbeteiligung ermöglichen. Das ergebe rechnerisch eine Maske pro Winterwoche. Zudem wird geraten, Besuche bei besonders gefährdeten Menschen nur dann zu unternehmen, wenn alle Familienmitglieder frei von Symptomen seien und sich seit einer Woche in keine Risikosituationen begeben hätten.

[...]

Mehr dazu unter der Quelle:
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/co...2Xzo?li=BBqg6Q9

Zum Download der Original-Beschlussvorlage:
https://www.handelsblatt.com/politik/deu...1TPfhs3EeiE-ap3


Kommentar

Was nützt es einen Beschluss an den anderen zu reihen wenn man weder willens noch in der Lage ist die erforderlichen Sanktionen bei Verstößen auch durchzuführen. Maßnahmen machen nur dann einen Sinn wenn man sie auch konsequent durchsetzen kann. Da immer noch keine Personalaufstockung bei den meisten Ordnungsämtern erfolgt ist, dürfte es wohl eine politische Traumvorstellung sein die Maßnahemn konsequent durchführen zu können. Ohne die notwendige Konsequenz jedoch ist das Ganze wieder einmal zum Scheitern verurteilt.


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LKW-Warnung vor Angriff auf den Bundestag

#183 von Excubitor , 17.11.2020 19:27

WELT - "LKA warnt vor Angriffen auf den Bundestag"

"Bei den für Mittwoch im Regierungsviertel angekündigten Protesten rechnet das Landeskriminalamt (LKA) Berlin mit Angriffen auf den Bundestag. Das geht aus einem Schreiben der Bundestagspolizei an Abgeordnete hervor, das WELT vorliegt. Das LKA Berlin geht demnach von Protesten mit einer „Teilnehmerzahlen im oberen vierstelligen Bereich, maximal im untersten fünfstelligen Bereich“ aus.

Nach zahlreichen Posts und Aufrufen in sozialen Netzwerken im Internet sei mit Protesten von Teilnehmern zu rechnen, die die Corona-Maßnahmen der Politik ablehnen. Die Bundestagspolizei warnt ausdrücklich, dass sich „politisch radikale und teilweise gewaltbereite Kreise an den Kundgebungen beteiligen“ könnten.

Am Mittwoch soll der Bundestag über die Novelle des Infektionsschutzgesetzes abstimmen. Kritiker der Corona-Politik der Bundesregierung hatten das geplante Gesetz mit dem Ermächtigungsgesetz vom 1933 verglichen. Regierungskritiker haben für den Tag fast ein Dutzend Demonstrationen und Kundgebungen gegen das Gesetz angemeldet, gegen ihre Proteste soll es wiederum rund ein halbes Dutzend Gegendemonstrationen geben. Eine ebenfalls angemeldete Demo des Netzwerks Impfentscheid wurde am Dienstag abgesagt, weil die Veranstalterin selbst Sorge vor Gewaltausbrüchen hatte.

[...]"

Mehr dazu unter der Quelle:
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/po...5ZN3?li=BBqg6Q9


Kommentar

Genau das ist es, was bei der Weichzeichnerpolitik in diesem Land herauskommt: allgemein steigende Aggressionen, Eskalation in und Zunahme der politischen Rand-Extreme. Wenn wirklich klare und konkrete Hinweise auf derartige Planungen vorliegen, muss das in einem Rechtsstaat ausreichen, um die Demonstration völlig zu untersagen. Nur hat man entweder nicht genug Konkretes in der Hand oder fürchtet wieder eine entgegenstehende Gerichtsentscheidung.


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Aufregung um Spahns "Pandemiegesetz"

#184 von Excubitor , 17.11.2020 21:50

Handelsblatt - "Bundestag: Mehr Macht für die Exekutive: Spahns Pandemiegesetz sorgt für Aufregung"

"[...]

Der Bundestag beschließt an diesem Mittwoch ein Gesetz, das den „Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ im Titel trägt. Es ist bereits das dritte Bevölkerungsschutzgesetz der Regierung seit Beginn der Corona-Pandemie – und das umstrittenste. In Berlin werden Demonstrationen erwartet, wilde Falschinformationen kursieren im Internet.

Neben haltlosen Vorwürfen gibt es durchaus begründete Sorgen, was die Reichweite der Befugnisse für die Exekutive und namentlich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angeht. Das umfangreiche Vorhaben beinhaltet auch finanzielle Unwägbarkeiten, die die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und mittelbar die Steuerzahler treffen könnten.

Im Kern des Pakets steht eine Konkretisierung der Regelungen im Infektionsschutzgesetz, mit denen die Bundesregierung die weitgehenden Alltagsbeschränkungen in der Pandemie auf ein festeres rechtliches Fundament stellen will.

Per Verordnung und abhängig vom Infektionsgeschehen darf eine Reihe von Maßnahmen angeordnet werden. Darunter sind Kontaktregeln und Maskenpflicht im öffentlichen Raum ebenso wie Veranstaltungsverbote, Auflagen für Geschäfte und Schließungen der Gastronomie.

In bestimmten Bereichen sollen Maßnahmen nur zulässig sein, „soweit auch bei Berücksichtigung aller bisher getroffenen anderen Schutzmaßnahmen“ eine wirksame Corona-Eindämmung „erheblich gefährdet wäre“. In diesem Zusammenhang werden religiöse Zusammenkünfte und Demonstrationen genannt. Besuchsregeln etwa in Pflegeheimen dürften „nicht zur vollständigen Isolation von einzelnen Personen oder Gruppen führen“.

Budgetrecht des Bundestags wird berührt

Angesichts der viele Zuschriften von Bürgern gab die Unionsfraktion ihren Abgeordneten am Dienstag eine Argumentationshilfe an die Hand. Das Dokument liegt dem Handelsblatt vor. In dem internen Schreiben werden Falschbehauptungen entkräftet, mit denen die Parlamentarier besonders häufig konfrontiert sind. Darunter: „Der Bundestag könnte wegen jedes Schnupfens eine epidemische Lage nationaler Tragweite anordnen.“ Oder: „Das 3. Bevölkerungsschutzgesetz führt eine Impfpflicht ein.“

Den großen Kritikpunkt hat die schwarz-rote Koalition allerdings auch mit einer Neufassung des umstrittenen Paragrafen 28a des Infektionsschutzgesetzes nicht ausräumen können: Bund und Länder dürfen mit einfachen Rechtsverordnungen in grundrechtliche Freiheiten eingreifen – ohne Vorbehalt des Parlaments.

Angekratzt ist auch eine weitere Hoheit des Bundestags: das Budgetrecht. Fraktionsübergreifend besteht im Haushaltsausschuss die Sorge, dass Spahn mit Verordnungen fiskalische Fakten schaffen könnte. So sagt FDP-Chefhaushälter Otto Fricke: „Der Gesundheitsminister entwickelt sich zum großen Haushaltsrisiko 2021. Er nutzt weitgefasste Verordnungsermächtigungen, deren Kosten niemand kalkulieren kann.“

Spahn wälzte bisher einen Großteil der Corona-Kosten im Gesundheitssystem auf die GKV ab. Im Lager der Krankenkassen wird befürchtet, dass der Minister den Gesundheitsfonds auch weiter als eine Art Notkasse in der Pandemie benutzen könnte – etwa beim Aufbau der geplanten Impfzentren. [...]

Faktisch müssten die Beitragszahler den größten Teil der finanziellen Mehrlasten allein tragen, kritisierte Doris Pfeiffer, Chefin des GKV-Spitzenverbands. „Die Coronakrise ist eine Aufgabe, die die gesamte Gesellschaft in die Pflicht nimmt.“

[...]"

Mehr dazu unter
https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-s...68wt?li=BBqg6Q9


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War Corona schon im September 2019 in Europa?

#185 von Excubitor , 19.11.2020 23:45

dw.com - "Corona war schon im September 2019 da, auch in Europa"

"[...]

"Das Coronavirus ist in Italien früher aufgetaucht, als bisher angenommen", titelt die Nachrichtenagentur Reuters und beruft sich auf die Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten italienischen Studie.

Die Probanden waren eigentlich Teilnehmer eines Lungenkrebs-Screenings. Weil aber gerade Pandemie war und es zu deren Ursprung und Verlauf mehr Fragen als Antworten gab, unterzogen die Forscher die zwischen September 2019 und Februar 2020 gesammelten Blutproben einer genaueren Untersuchung.

Was sie fanden, waren Antikörper gegen SARS-CoV-2. Und zwar im Blut italienischer Probanden gesammelt im September 2019.

Nicht früher als gedacht

Was die Krebsforscher ebenso erstaunen mag wie die Journalisten, die über die Studienergebnisse stolpern, ist für den Genetiker Peter Forster keine besonders große Überraschung.

Im Gegenteil: Diese neueste Erkenntnis deckt sich mit den Ergebnissen einer phylogenetischen Analyse des Virus, die Forster und seine Kollegen bereits Anfang April veröffentlicht haben.

"Wir haben im April anhand der damals vorliegenden Daten und der Mutationsrate des Virus geschätzt, dass es zwischen Mitte September und Dezember 2019 zu einer erfolgreichen Ausbreitung beim Menschen gekommen sein muss", sagt Forster.

Die Analyse des Wissenschaftlers im Frühjahr beruhte auf den ersten zur Verfügung stehenden Virusgenom-Daten vom Dezember 2019 bis März 2020. Forster und seine Kollegen erstellten einen Corona-Stammbaum und identifizierten drei verschiedene Zweige des Virus - genannt A, B und C.

Sie wollten wissen, welche SARS-CoV-2-Variante die älteste ist, um so dem geographischen Geburtsort des Virus auf die Schliche kommen zu können. "Damals waren alle Typen, A,B und C, in China vertreten", sagt Forster.

Der A-Typ habe bereits früh in Patienten aus Nordamerika und Australien nachgewiesen werden können. Der C-Typ wiederum sei in Singapur, Japan und Taiwan gefunden worden. "Unter den Infizierten war auch ein Italiener dabei, offensichtlich ein Tourist", sagt Forster.

"Der Großteil der Proben bestand aber aus der B-Variante, die besonders häufig in Wuhan in China vertreten war", so der Genetiker. Jener Ort, der seither als Ursprung allen Pandemie-Übels gehandelt wird.

Da die Fledermaus als wahrscheinlichster Überträger des SARS-Erregers gilt, verglichen die Wissenschaftler nun die drei identifizierten Varianten mit dem im Tier vorkommenden Coronavirus. Das Resultat überraschte auch Peter Forster: "Es zeigte sich ganz deutlich, dass A der älteste Typ ist", sagt er. Nicht B, wie er vor allem in Wuhan gefunden wurde. "Ich bezweifle, dass Wuhan wirklich der Ausbreitungsursprung ist."

Ursprung im südlichen China?

Die Daten sprächen vielmehr für einen anderen Ort, in dem alles seinen Anfang nahm - die südchinesische Provinz Guandong zum Beispiel. "Die Hälfte aller damaligen Proben waren A-Typen, zweitens gibt es dort Fledermaus-Populationen und drittens gab es dort früher schon Coronavirenausbrüche", sagt Forster.

Allerdings, sagt der Forscher, müsse berücksichtigt werden, dass die Anzahl der Proben, die den Wissenschaftlern für ihre Analyse im Frühjahr zur Verfügung standen, sehr klein war. Es gab einfach noch nicht so viele Infizierte.

Forsters Analyse ist nicht unumstritten. Auf der Homepage des Wissenschaftsjournals "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) äußern sich andere Wissenschaftler kritisch über die Methodik der Studie und die Interpretation der Ergebnisse. Auch Forsters Antworten sind hier nachzulesen. Sein Paper ist bereits mehr als 300 Mal in der wissenschaftlichen Literatur zitiert worden.

Die Studie, die das erste SARS-CoV-2-Vorkommen auf den September datiert ist nicht der einzige Hinweis darauf, dass das Virus bereits früher als gedacht in Europa gelandet war.

Eine im Juli veröffentlichte Untersuchung von Abwässern in Norditalien wies ebenfalls darauf hin, dass das Virus schon Ende des letzten Jahres im Land zirkulierte.


Trotzdem wurde der erste Fall eines infizierten Italieners, der nachweislich keinen Urlaub in China gemacht hatte, erst im Februar dokumentiert. Ab da ging alles ganz schnell und Italien erlebte einen der schwersten Pandemie-Verläufe in Europa mit mehr als 1,2 Millionen Infizierten und knapp 46.500 Toten.

D614G erobert die Welt

Peter Forster erklärt diesen plötzlichen Flächenbrand an Infektionen mit der Mutation des Virus, die einen wesentlichen infektiöseren Typ hervorbrachte:B-D614G, eine Mutante des B-Typs.

Diese Virus-Variante fiel auch einer Gruppe amerikanischer Forscher um die Biologin Bette Korber auf. Sie verglichen klinische Daten von Patienten, die sich mit der D614G-Variante infiziert hatten mit denen anderer SARS-CoV-2-Infizierter.

"Es zeigte sich ein entscheidender Unterschied bei den Patienten, die mit der neuen Mutante infiziert waren: ihre Viruslast in den Atemwegen war viel höher", erklärt Forster.

"Diese Patienten waren viel infektiöser, also konnte sich das Virus schneller und besser verbreiten." Bald machte dieser erfolgreiche Subtyp 97 Prozent der Virus-Varianten aus.

Mutation im Sinne des Virus

SARS-CoV-2 in Variante des D614G-Typs kann sich eines weltweiten Siegeszugs rühmen. Mit bisher mehr als 55 Millionen Infizierten rund um den Globus hat es seine Verbreitung sichern können.

Der Genetiker Forster vermutet, dass die Gefahr einer tödlicheren Mutante tendenziell abnimmt. "Ist ein Virus erstmal innerhalb einer Population etabliert, gibt es Immunantworten, die die Gefahr des Erregers mildern."

Damit das Virus weiter existieren könne, sei es am sinnvollsten, es würde infektiöser, aber nicht gefährlicher. Bringt das Virus seinen Wirt um, hat es auch selbst nur wenig davon.

"Ein neues Virus ist aber erstmal so infektiös wie möglich, ohne Rücksicht auf Verluste", sagt Forster. In Ländern wie Italien ist das besonders schmerzlich zu spüren.

Autor: Julia Vergin"

Siehe dazu die Quelle(n):
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/wi...aIrh?li=BBqg6Q9
https://www.dw.com/de/corona-war-schon-i...ropa/a-55626017

Reuters.com - "Coronavirus trat in Italien früher auf als gedacht, wie eine italienische Studie zeigt"
https://www.reuters.com/article/health-c...s-idINKBN27V0KH


Die Studie dazu finden Sie unter:

SAGE Journals - "Unexpected detection of SARS-CoV-2 antibodies in the prepandemic period in Italy"
SAGE Journals - "Unerwarteter Nachweis von SARS-CoV-2-Antikörpern in der Präpandemie in Italien"
https://journals.sagepub.com/doi/full/10...300891620974755


Näheres zur Ursprungsgeschichte des Virus' unter:
SARS-CoV-2 - Die Suche nach dem (evolutionären) Ursprung


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Teil-Lockdown in Deutschland bis 20. Dezember?

#186 von Excubitor , 20.11.2020 18:44

dw.com - "Deutscher Teil-Lockdown bis zum 20. Dezember?

"Die Corona-Einschränkungen sollen verlängert und teilweise verschärft werden, das berichten mehrere Medien unter Berufung auf Informationen aus den Ländern. Getrieben wird die Debatte durch neue Infektionshöchstwerte.

Knapp eine Woche vor den nächsten Beratungen der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über das weitere Vorgehen gegen die Corona-Pandemie zeichnet sich ab, dass es in Deutschland sobald keine Lockerungen geben wird. So bestehe ein weitreichender Konsens, den seit Anfang November geltenden Teil-Lockdown bis zum 20. Dezember zu verlängern, berichten die "Berliner Morgenpost" und das Portal "Business Insider" unter Berufung auf Quellen aus den Bundesländern.

[...]"

Mehr dazu unter:
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/po...db2G?li=BBqg6Q9


Kommentar

Die Zahlen der Neuinfektionen steigen weiter. Offensichtlich hat der Teil-Lockdown die erwünschten Wirkungen verfehlt. Es reicht nicht, die Infektionsdynamik zu brechen, sondern die Neuinfektionen müssen definitiv wieder zum Sinken gebracht werden und deutlich abnehmen, um nicht wieder in eine exponentielle Steigerung der Fallzahlen zu verfallen. Daher scheint es nicht nur unumgänglich, den Lockdown fortzusetzen, sondern eventuell muss dieser auch mit Verschärfungen versehen werden, da das Vorgehen bislang zu inkonsequent war, wie die steigenden Zahlen belegen. I:n einer Pandemie macht es überhaupt keinen Sinn an der falschen Stelle zu nachgiebig zu sein. Das rächt sich sofort. Nur scheinen die verantwortlichen Politiker diesen Umstand teilweise bislang immer noch nicht wirklich verstanden zu haben.


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Appell der Mutter eines dreijährigen(!) Covid-2019-Patienten

#187 von Excubitor , 21.11.2020 17:23

FOCUS ONLINE Nachrichten Focus Familie - ""Jeder Einzelne hat es in der Hand - "Dreijähriger kämpft seit Wochen gegen Covid-19 - Mutter hat wichtigen Appell"

Samstag, 21.11.2020, 14:16

Seit 20 Tagen kämpft ein dreijähriger Junge aus Österreich gegen das Coronavirus. Seine Mutter appelliert jetzt dafür das Virus ernst zu nehmen, denn nur so kann die weitere Ausbreitung verhindert werden.

Ein kleiner Junge aus dem österreichischen Bleiburg hat sich wahrscheinlich im Kindergarten mit dem Coronavirus angesteckt, so berichtet das lokale Nachrichtenportal „5 Minuten“. Zunächst habe der Dreijährige unter Husten, Gliederschmerzen, nächtlichem Fieber und Kopfschmerzen gelitten. Seine Eltern hatten bereits den Verdacht, dass es sich um eine Covid-19-Infektion handeln könnte, als sie einen Anruf aus dem Kindergarten bekamen und über zwei Verdachtsfälle informiert wurden. Wie ihr Sohn auch wurden diese beiden Kinder schließlich positiv auf das Virus getestet.

„Dieses Virus ist wie ein Chamäleon, man weiß nie was als Nächstes kommt“

Die Mutter des erkrankten Kindes beschreibt, wie sehr es unter seinen Symptomen leidet. Der kleine Junge sei müde und kraftlos, habe Bauchschmerzen und Schweißausbrüche. „Dann tun ihm mal die Füße weh, mal der Kopf. Der Husten ist mal besser, mal schlechter. Er bekam auch einen Ausschlag an den Achseln und angeschwollene Lymphknoten. Dieses Virus ist wie ein Chamäleon, man weiß nie was als Nächstes kommt“, so die 40-Jährige.

[...]

Eigentlich ist die Quarantäne für den Jungen und seine Familie am heutigen Samstag offiziell aufgehoben. Doch der Dreijährige ist noch immer noch zu schwach, um das Haus zu verlassen. „Er hat Müdigkeitsanfälle, Schweißausbrüche. Sein Körper kämpft und das Immunsystem wehrt sich“, schildert seine Mutter im Interview mit „RTL“. Auch habe er Probleme beim Atmen: „Er kriegt Kurzatmung. Sobald er mit dem Ball spielt, geht ihm schon die Luft aus. Dann muss er sich müde hinsetzen. Und wenn er viel redet, dann kriegt er Schnappatmung."

Mutter mahnt, das Virus ernst zu nehmen

Sie hofft, dass ihr Kind die Covid-19-Erkrankung bald überstanden hat und appelliert nun an alle, das Virus ernst zu nehmen. „Viele denken, es wird sie nie betreffen. Manche glauben sogar, das Virus existiere gar nicht. Oder Kinder können Corona eh nicht bekommen.“ Doch sie habe nun am eigenen Leib erlebt, wie es ist, mit dem Virus direkt konfrontiert zu werden. Sie ist wütend darüber, wie viele Menschen sich den Gefahren nicht bewusst sind, oder diese bewusst ignorieren. Mehrere Leute sollen sie beispielweise darum gebeten haben, sie nicht als Kontaktperson anzugeben.

„Die Leute haben Angst davor, zu Hause bleiben zu müssen. Wir haben in diesen Tagen so viel mitbekommen, was mich wütend macht und zugleich enttäuscht. Von der Hilfsbereitschaft vom Frühjahr, von der Nächstenliebe, von der Stille, ist nichts geblieben!“, resümiert die Österreicherin. „Jeder Einzelne von uns hat es selbst in der Hand“ und sich an die Corona-Maßnahmen zu halten, sei die einzige Möglichkeit das Virus zu besiegen, ist sich die 40-Jährige sicher."

Mehr dazu unter der Quelle:
https://www.focus.de/familie/eltern/jede...tter_GESUNDHEIT


Kommentar

Möge der Kleine bald wieder vollständig genesen.
Der Fall erinnert uns daran, dass eben nicht nur Ältere erkranken, sondern ausnahmslos jeder betroffen werden kann. Außerdem muss man auch Schulen und Kindergärten streng im Auge behalten.
Die zunehmende Rücksichtslosigkeit und Gleichgültigkeit habe ich auch hier in Deutschland schon des Öfteren kritisiert.
Den Appell der Mutter kann ich aus meiner Sicht und Kenntnis nur unterstützen. Je mehr jede Einzelperson dazu beiträgt, indem sie sich konsequent an die Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln hält, umso sicherer ist sie nicht nur selbst vor einer Ansteckung, sondern umso schneller können wir alle wieder ein halbwegs normales Leben führen.


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zuletzt bearbeitet 21.11.2020 | Top

US-Behörden rechnen bereits Mitte Dezember mit Impfbeginn

#188 von Excubitor , 22.11.2020 19:01

AFP - US-Behörden rechnen bereits Mitte Dezember mit Corona-Impfbeginn

Die Behörden in den USA rechnen bereits Mitte Dezember mit den ersten Corona-Impfungen. "Unser Plan ist es, die Impfstoffe binnen 24 Stunden nach der Zulassung an die Impfzentren liefern zu können", sagte der Leiter der Impfstoff-Arbeitsgruppe der US-Regierung, Moncef Slaoui, dem Sender CNN am Sonntag.

[...]

Die US-Arzneimittelbehörde FDA wird Medienberichten zufolge zwischen dem 8. und dem 10. Dezember über die Zulassung von Corona-Impfstoffen entscheiden. Er rechne deshalb "vielleicht am zweiten Tag nach der Zulassung, am 11. oder 12. Dezember", mit den ersten Impfungen, erklärte Slaoui.

Die Pharma-Unternehmen Pfizer und Moderna hatten zuletzt Erfolge bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs gemeldet. Ihre Impfstoffkandidaten weisen demnach eine Wirksamkeit von mindestens 95 Prozent auf.

Pfizer und ihr Mainzer Partner Biontech beantragten am Freitag bei der FDA eine Notfallzulassung ihres Impfstoffs. Es wäre die erste Zulassung eines Corona-Impfstoffs in den USA, dem Land mit den meisten Corona-Toten weltweit. Die USA haben bereits hunderte Millionen Dosen des Pfizer-Biontech-Impfstoffs vorbestellt."

Siehe dazu die Quelle
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/pa...fODo?li=BBqgbZL
sowie
Die Jagd nach einem Impfstoff (3)


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zuletzt bearbeitet 22.11.2020 | Top

BGM Spahn schlägt neues Schulkonzept vor

#189 von Excubitor , 22.11.2020 19:26

WELT - Isolation für Klassen, Schnelltests – Spahn schlägt neues Konzept für Schulen vor

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat ein neues Konzept zur Eindämmung von Corona-Infektionen in Schulen vorgeschlagen. „Infektionsketten wirklich unterbrechen und gleichzeitig lebenspraktisch bleiben, das ist die Aufgabe“, sagte Spahn dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Montag).

Konkret schlug er vor, dass beim Auftreten eines Infektionsfalls umgehend die betroffene Klasse in die häusliche Isolation geschickt wird. Bisher ist das teilweise nicht oder nur bei den unmittelbaren Sitznachbarn Infizierter der Fall. Außerdem sollen Schnelltests zum Einsatz kommen. „Nach negativen Schnelltests am fünften Tag könnten die Schülerinnen und Schüler wieder in die Schule zurückkehren“, sagte Spahn.

Ob das aus Sicht der Länder vor Ort umsetzbar sei, darüber müsse man am Mittwoch sprechen. Dann wollen die Länderchefs zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einer Schalte über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie entscheiden.

Zur gegenwärtigen Infektionslage sagte Spahn: „Wir haben sicheren Boden unter den Füßen, aber wir sind noch nicht über den Berg.“ Es komme darauf an, ob die Zahlen in den nächsten Tagen sinken. „Davon wird am Mittwoch viel abhängen.“

[...]"

Mehr dazu siehe unter der Quelle:
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/co...fJNx?li=BBqg6Q9


Kommentar

Die Aufgabenstellung hat Spahn treffend umschrieben. Nur, wie wird es mit der Umsetzung werden?
Rein theoretisch klingt der Vorschlag erst einmal nicht schlecht, selbst unter der Berücksichtigung einiger Unzuverlässigkeit der Schnelltests. Das Ganze machte jedoch nur Sinn, wenn die Länder endlich mal wirklich alle an einem Strang ziehen würden. Solange jede(r) Ministerpräsident(in) ihr/sein eigenes, oft mehr oder minder untaugliches, Konzept verfolgt, wird es in der Hinsicht keinen durchgreifenden Erfolg geben können.
In einem Punkt muss man Spahn allerdings widersprechen: Wir haben definitiv noch keinen sicheren Boden unter den Füßen, was die Entwicklung der Pandemie betrifft. Erst wenn die Fallzahlen dauerhaft und vor allem nachhaltig sinken, könnte man davon sprechen. Momentan geht die Entwicklung schon eine Weile nicht weit unterhalb eines exponentiellen Wachstums vorbei, so dass selbst ein kurzfristiges Absinken der Neuinfektionen kein ausreichend sicheres Indiz für festen Boden unter den Füßen wäre.


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In Ostasien hat man die Pandemie besser im Griff als in Deutschland - Daran sollte man sich ein Beispiel nehmen

#190 von Excubitor , 23.11.2020 17:58

FOCUS ONLINE Gesundheit - "Pandemie-Strategien: Ostasien meistert die Krise besser als wir - das liegt nicht nur an strengen Regeln"

"Montag, 23.11.2020, 17:03

Immer wieder ist die Rede davon, dass Deutschland die Corona-Krise gut meistert, insbesondere im Vergleich zu anderen Ländern. Das stimmt vielleicht, wenn man den Blick nur auf Europa richtet. Wer aber nach Asien schaut, wird schnell eines Besseren belehrt.

Dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern bisher verhältnismäßig gut durch die Krise gekommen ist, davon sind viele überzeugt. So titelten nicht nur die deutschen Medien nach der ersten Welle der Corona-Pandemie „Warum Deutschland die Krise besser bewältigt“ oder „Das sind die Gründe, warum Deutschland derzeit so viel besser dasteht“. Auch in der internationalen Berichterstattung fand man anerkennende Worte – von einer „effektiven Strategie“ im Kampf gegen das Virus war unter anderem die Rede.

[...]

Im Vergleich mit Asien geht Deutschland als klarer Verlierer hervor

Doch richtet man den Blick auf Asien, schneidet Deutschland im Pandemie-Vergleich deutlich schlechter ab. Denn dabei zeigt sich: In Vietnam, einem Land mit vergleichbarer Einwohnerzahl, haben sich bislang nur 1307 Menschen infiziert, und zwar insgesamt. Taiwan hat die Pandemie indes nahezu völlig unter Kontrolle – seit mehr als 200 Tagen infizieren sich nur noch vereinzelt Menschen mit Sars-CoV-2. Gerade einmal 618 Menschen haben sich dort seit Beginn des Ausbruchs mit dem Virus angesteckt, nur sieben sind gestorben.

Und in Japan, wo viel mehr Menschen auf dichtem Raum leben als bei uns, stecken sich pro Kopf achtmal weniger Menschen an als in Deutschland. In Südkorea sind es sogar zwölfmal weniger. Die Frage kann daher nicht lauten: Was macht Deutschland besser? Sondern vielmehr: Was machen die westlichen Länder falsch?

Dass Asien aus früheren Sars-Ausbrüchen gelernt hat, zeigt vor allem das Beispiel Taiwan. So konstatierte auch der ehemalige Gesundheitsminister Taiwans, Chen Chien-jen, in einem Interview: „Wir haben uns 17 Jahre lang auf diese Corona-Pandemie vorbereitet. Nach dem Sars-Ausbruch waren wir mit der Vogelgrippe und der Schweinegrippe konfrontiert – also das gesamte Gesundheitssystem und auch unsere Seuchenschutzbehörde konnten mehrfach üben, wie man eine Pandemie kontrolliert“.

Taiwan handelte schnell – und bekam das Virus so in den Griff

In dem Land mit 23 Millionen Einwohnern lagert die Regierung denn auch schon seit Jahren Masken und medizinisches Material ein. Bevor das neuartige Coronavirus ausbrach, wurden in Taiwan, nach China der zweitgrößte Maskenhersteller der Welt, täglich knapp zwei Millionen Masken hergestellt. Im Januar fuhr die Regierung die Produktion von Masken dann massiv hoch – auf bis zu 20 Millionen am Tag, also fast so viele, wie der Inselstaat Einwohner hat. Die Regierung brachte sogar eine „Masken-App“ auf den Markt, die in Echtzeit die Lagerbestände von Masken in Geschäften in der Nähe anzeigt.

Schnelles Handeln zeigte die Regierung auch bei der Durchsetzung anderer Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Als am 31. Dezember 2019 chinesische Behörden die erste Meldung zu einem möglichen Ausbruch in Wuhan verschickten, reagierte Taiwan sofort. „Als wir hörten, dass es in China einige geheime Fälle gab, in denen Patienten mit Lungenentzündungen isoliert wurden, da wussten wir, dass es etwas Ähnliches wie die Pandemien zuvor sein musste“, sagte Taiwans Außenminister Joseph Wu im September. So wurden Einreisende aus Wuhan noch vom selben Tag an auf Anzeichen einer Lungenentzündung kontrolliert.

Strenge Überwachung der Quarantäne-Maßnahmen

Am 20. Januar wurde dann ein Krisenzentrum aktiviert. Als es nur einen Tag später den ersten Corona-Fall in Taiwan gab, sprachen die Behörden direkt ein Einreiseverbot für Menschen aus Wuhan aus und testeten alle Einreisenden aus China, Hongkong und Macao. Trotzdem kletterte die Zahl der Infizierten in Taiwan auf über 100. Also wurden kurzerhand die Grenzen dicht gemacht – und hier profitierte Taiwan, ebenso wie Japan, durchaus von seiner geographischen Lage. Für die Inselstaaten ist es demnach ungleich leichter, sich vom Rest der Welt abzuschotten. Ein harter Lockdown war dabei nicht notwendig.

Derzeit ist die Einreise nach Taiwan laut Auswärtigem Amt noch immer nur einem eingeschränkten Personenkreis erlaubt, darunter Geschäftsreisenden, Familienangehörigen und Besuchern zu anderen Zwecken als Privatbesuchen oder Tourismus bis maximal drei Monate. Chinesischen Staatsangehörigen ist die Einreise bis auf Ehepartnern von Taiwanern weiterhin verboten.

Alle Einreisenden müssen sich 14 Tage lang entweder zu Hause in einer von der Regierung bestimmten Quarantäneunterkunft in Isolation begeben, die sie vor Einreise selbst buchen müssen. Ab dem 1. Dezember bis zunächst 28. Februar 2021 müssen Reisende nach Taiwan sowie im Transit durch Taiwan außerdem beim Check-in am Flughafen einen negativen PCR-Test vorlegen.

Diese Maßnahme überwachen die Gesundheitsbehörden in Taiwan auch konsequent. Wer etwa in Isolation oder Quarantäne trotzdem seine Wohnung verlässt, kann über sein Handy geortet werden – und muss eine hohe Geldstrafe zahlen. Gegen die Einschnitte in die Privatsphäre regt sich in der Demokratie Taiwan allerdings kein Widerstand, die strengen Maßnahmen werden zum Wohl der Allgemeinheit schlicht akzeptiert.

Die Kehrseite der Medaille

In Südkorea kam es dabei zu Problemen. Denn das sogenannte „Smart Management System“ der südkoreanischen Regierung kann auch auf die GPS- und Kreditkartendaten aller Bürger zugreifen. Neben erhöhten Testkapazitäten setzten die nationalen Gesundheitsbehörden schon im frühen Stadium der Pandemie Rückverfolgungs-Apps ein. Das Prinzip: Jeder, der ein Smartphone besitzt, wird automatisch über einen „Notfallhinweis“ alarmiert, wenn er oder sie in die Nähe eine Ortes kommt, der in Zusammenhang mit einem erfassten Infektionsfall steht.

Die Gesundheitsbehörden unterteilen das Kontakt-Tracing in vier Stufen: nachforschen, das Infektionsrisiko bewerten, die Kontakte klassifizieren und diese kontrollieren. Während der Nachforschung werden Basisinformationen wie die Aufenthaltsorte der Patienten in einer bestimmten Zeitperiode zunächst im Gespräch abgefragt.

Personen konnten leicht unfreiwillig identifiziert werden

Werden mehr Informationen benötigt, werden auch medizinische Aufzeichnungen, GPS-Daten, Kreditkarten-Transaktionen und Aufnahmen von Überwachungskameras herangezogen. Auf der Grundlage der Daten werden die Kontaktpersonen unter häusliche Quarantäne gestellt. Morgens und abends müssen sie über eine App darüber informieren, ob sie Symptome wie Fieber oder Husten haben. Bleibt der Eintrag aus, ruft ein Beamter an. Über GPS wird jede Bewegung kontrolliert.

Wegen der nur schwach anonymisierten SMS der Regierung konnten viele Personen aber auch leicht identifiziert werden, wie die „New York Times“ berichtete. Das führte nicht nur zu Online-Mobbing. Bei einer Ballung von Infektionen im Ausgehviertel Itaewon in der Hauptstadt Seoul im Mai dieses Jahres mussten Angehörige der LGBTQ-Szene fürchten, per Regierungs-SMS unfreiwillig geoutet zu werden.

Auch der „ThinkThank“ Freedom House warnt vor den Einschnitten in den Datenschutz und die Privatsphäre – so könne die Pandemiebekämpfung leicht in den Überwachungsstaat führen. Die Kontrolle durch GPS und andere Technologien in Zeiten der Pandemie ist zwar in Südkorea nicht unumstritten, wird aber in dem technikaffinen Land weitestgehend akzeptiert.

Effektive Cluster-Nachverfolgung in Japan

Japan konzentriert sich stattdessen darauf, Cluster zu finden – ein krasser Eingriff in den Datenschutz scheint hier nicht möglich. Was der Charité-Virologe Christian Drosten also Anfang September im NDR-Podcast zur Vermeidung eines zweiten Lockdowns in Deutschland forderte, war in Japan längst der Standard. Neben der klassischen Nachverfolgung der Kontakte von Infizierten sei in Japan nämlich auch mit „höchster Priorität“ gefragt worden, wo sich der Patient hätte angesteckt haben können: „Was da gemacht wurde in Japan, war, dass man eine Zusatzfrage gestellt hat, nämlich dass man nicht gefragt hat: ,Wen haben Sie in den letzten vier Tagen getroffen?', sondern auch gefragt hat: Wo könnten Sie sich eigentlich vor einer Woche infiziert haben? Wo kommt das her bei Ihnen?“

Durch die Fokussierung auf die Infektionsquelle werde ein neu diagnostizierter Patient zum Anzeiger eines unerkannten Quellclusters, das in der Zwischenzeit gewachsen sei, erklärte Drosten. Das bedeutet: „Die Mitglieder eines Quellclusters müssen sofort in die Heimisolierung.“ Denn viele von ihnen könnten hochinfektiös sein, ohne es zu wissen – für Tests fehle dann die Zeit.

Anstatt also viel und ungezielt zu testen, hat Japan im Vergleich zu Deutschland schon früh darauf gesetzt, Übertragungscluster zu unterbinden. „Dazu hat das Land offizielle Listen von typischen sozialen Situationen erstellt, in denen Übertragungscluster entstehen, und sie öffentlich bekannt gemacht“, führt Drosten aus. Daraufhin hätten die Gesundheitsbehörden in der Kontakthistorie eines erkannten Falls gezielt nach bekannten Clusterrisiken gesucht und Neuinfektionen begrenzen können.

Außerdem hat sich wie Taiwan auch Japan vom Rest der Welt abgeschottet: „Von April bis Oktober war es Ausländern nicht gestattet, nach Japan einzureisen“, sagt Peter Anders, Leiter des Goethe-Instituts in der japanischen Hauptstadt Tokio. Nur langsam dürfen Ausländer nach einer Ausreise auch wieder zurück in das Land kommen, sofern sie einen geregelten Aufenthaltsstatus haben. Für Geschäftsleute würde es wenige Ausnahmen mit einigen Ländern geben. Touristen hingegen, so Anders, seien weiterhin nicht erwünscht.

Kulturelle Faktoren weiterer Grund für Erfolg
Als weiterer Vorteil im Kampf gegen die Pandemie gilt aber auch die gesellschaftliche Etikette. Anders fasst diese so zusammen: „Die Japaner sind ein Volk des „Social Distancing“ – kein Händeschütteln, keine Umarmung, schon gar kein Bussi zur Begrüßung.“ Gleichzeitig werde das Thema Sauberkeit und Hygiene großgeschrieben.

Insofern seien die Anti-Corona-Maßnahmen keine Zumutung für die Menschen gewesen, erklärt Anders. „Das Tragen der Maske gehörte schon vor Corona zur Normalität – sie ist dazu da, andere zu schützen.“ Der gesellschaftliche Zusammenhalt habe in Japan denn einen hohen Stellenwert: „In Zeiten der Bedrohung gilt das Kollektiv in Japan als Garant des Überlebens – Individualität ist ein Störfaktor. Man reiht sich ein – zum Wohle des Ganzen.“

Japans Maßnahmen im Kampf gegen das Virus haben sich bewährt: Seit Sommer hat das Land kontinuierlich weniger als 1000 neue Ansteckungen pro Tag, gestorben sind bisher insgesamt 1946 Menschen.

Deutschland hat seine Zeit weitgehend verschleudert

Die australische Epidemiologin Zoë Hyde von der Universität von Westaustralien in Perth resümierte kürzlich bei „tagesschau.de“: „Die Länder, die die Pandemie zutreffend als größte Gefahr für die Bevölkerung überhaupt erkannt und entsprechend reagiert haben, haben sie bislang auch am besten im Griff.“

Sie hätten erkannt, dass eine weitgehende Unterdrückung die beste Strategie für öffentliche Gesundheit und die Wirtschaft gleichermaßen sei. „Viele asiatische Länder haben nach der Sars-Krise massiv in ihr Gesundheitssystem und die Pandemievorsorge investiert. Sie wussten, dass sie am Anfang der Pandemie schnell reagieren müssen und waren auf eine lange und andauernde Antwort vorbereitet."

Ihre Bilanz für Deutschland und Europa fiel dagegen ernüchternd aus: „Die Pandemie verlangt eine nachhaltige Antwort. Die Frühjahrs-Lockdowns in Europa waren ein effektives, wenngleich plumpes Mittel, um das Virus schnell zu unterdrücken.“ Die Zeit, die man sich damit erkaufte, sei allerdings „weitgehend verschleudert“ worden. So hätte die Zeit genutzt werden müssen, um die Test- und Kontaktverfolgungs-Infrastruktur deutlich besser aufzustellen."

Siehe dazu die Quelle:
https://www.focus.de/gesundheit/coronavi...d_12639571.html


Kommentar

In Deutschland gab und gibt es weder eine strenge Überwachung der Quarantänemaßnahmen, die für Reiserückkehrer wurden sogar von Gerichten verworfen, noch hat man teilweise schnell genug auf veränderte Umstände reagiert (der Nachteil des föderalistischen Systems, das man erst alles ausdebattieren muss, was man sich in einer solchen Pandemie-Situation nicht leisten kann). Darüber hinaus wurde Im Sommer massenhaft Zeit verplempert, notwendige Veränderungen der Nachverfolgungsstrategie hin zu Cluster-Verfolgungen wurden gar nicht oder erst viel zu spät berücksichtigt, und mangelnde Disziplin im Allgemeinen sind im Vergleich zu den aufgeführten Ländern (sieht man von dem ancheinend nicht vorhandenen Datenschutz in Südkorea mal ab), die Hauptgründe warum sich die Verantwortlichen in Deutschland besser nicht zu weit aus dem Fenster lehnen sollten, was ihr ach so gutes Krisenmanagement betrifft.
Bei einer Bevölkerung, in der nach den Angaben des aktuellen ZDF-Politbarometers 42 % (Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/p...e=1605209747429, Grafik 4/36) das Virus immer noch nicht als Gefahr für die eigene Gesundheit wahrnehmen, war eigentlich auch nichts anderes zu erwarten.


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AstraZeneca-Impfstoff für ärmere Länder gesichert

#191 von Excubitor , 24.11.2020 18:53

Reuters - "Impfallianz Gavi sichert sich AstraZeneca-Vakzin"

"Genf (Reuters) - Die internationale Impfallianz Gavi hat sich Hunderte Millionen Dosen des Corona-Vakzins von AstraZeneca für ärmere Länder gesichert. Die von Regierungen und privaten Partnern getragene Allianz begrüßte am Dienstag die positiven Ergebnisse zur Wirksamkeit des Impfstoffs und bezeichnete diese als gute Nachrichten für die Initiative Covax der Weltgesundheitsorganisation WHO, die eine gerechte Verteilung der Corona-Impfstoffe weltweit anstrebt. Für Covax seien Hunderte Millionen Dosen des Impfstoffkandidaten gesichert worden, erklärte die in Genf ansässige Gavi, die Covax zusammen mit der WHO leitet.

[...]"

Mehr dazu unter:
https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-s...jDfE?li=BBqg6Q9


Kommentar

Gut, dass auch an die ärmeren Länder gedacht wird. Der vertraglich gesicherte Impfstoff von AstraZeneca hat auf jeden Fall den Lagerungs- und Transportvorteil, dass er weniger Kühlung benötigt, was insbesondere in den häufig sehr warmen ärmeren Ländern von Vorteil sein dürfte, um das Vakzin verwendungsfähig bis zu den Impfzentren zu bekommen.


Zu dem Vakzin von AstraZeneca im Detail siehe auch:
Die Jagd nach einem Impfstoff (3)


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"Die Todeszahlen sind so hoch, als würde jeden Tag ein Flugzeug abstürzen"

#192 von Excubitor , 25.11.2020 20:04

WELT - "„Todeszahlen sind so hoch, als würde jeden Tag ein Flugzeug abstürzen“, sagt Söder"

"Um 14 Uhr sind Bundeskanzlerin Angela Merkel und die 16 Ministerpräsidenten zu Beratungen über neue Einschränkungen bis Jahresende zusammengekommen. Zu Beginn der Sitzung soll Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mit einer deutlichen Aussage auf eine Verlängerung und Verschärfung der Maßnahmen gedrängt haben.

Vor dem Bund-Länder-Treffen scheinen eine Verlängerung des Teil-Lockdowns und eine Verschärfung der Maßnahmen so gut wie sicher. FDP-Vorsitzender Christian Lindner hält das für die falsche Strategie.
„Wir dürfen keine Zeit verlieren. Die Todeszahlen sind aktuell so hoch, als würde jeden Tag ein Flugzeug abstürzen“, soll Söder laut „Bild“ in der Runde gesagt haben.

Bereits vor Sitzungsbeginn sprach sich Söder für strenge Kontaktbeschränkungen auch über Silvester aus – anders als von den meisten Ländern angestrebt. „Denn Weihnachten ist das Fest der Familie, Silvester natürlich mehr das Fest der Freunde“, sagte der CSU-Chef im ARD-„Morgenmagazin“. Ihm sei lieber, dass man über den Jahreswechsel konsequenter sei als über Weihnachten.

Für die von Corona-Infektionen stark betroffenen Regionen forderte Söder strengere Einschränkungen. „Wir brauchen insbesondere für die Hotspots, von denen wir in Deutschland sehr viele haben, klarere Regeln,“ sagte er. In Schulen müsse es eine einheitliche Maskenpflicht für Lehrer und Schüler geben. „Und wir brauchen natürlich auch Wechselunterricht, um die Dichte des Unterrichts gerade bei den älteren Schülern zu entzerren“, forderte Söder. Die Frist des Lockdowns bis zum 20. Dezember sei dem Infektionsschutzgesetz geschuldet, das Maßnahmen maximal für vier Wochen gelten lässt. [...]

Lauterbach macht sich für Vorquarantäne stark

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach hat eingeräumt, dass der derzeitige Teil-Lockdown die Corona-Infektionszahlen bei Weitem nicht so senkt wie erwartet. „Er wirkt etwa halb so stark, wie wir gerechnet haben“, sagte Lauterbach am Mittwochmorgen im ARD-„Morgenmagazin“. Grund dafür seien neue Infektionsherde etwa in Schulen.

Um dort Neuansteckungen zu verhindern, solle es nach Möglichkeit Wechselunterricht geben. „Das gelingt uns für die Fachhochschulen, für die Universitäten geben wir es jetzt für alle vor. Das muss auch an den Schulen möglich sein“, sagte Lauterbach. Die Einigung der Ministerpräsidenten vor den Verhandlungen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am heutigen Mittwoch sieht flächendeckenden Wechselunterricht bislang nicht vor.

Die Vorschläge der Länderchefs zu Regeln über die Weihnachtsfeiertage begrüßte Lauterbach. Demnach sollen vom 23. Dezember bis zum 1. Januar bis zu zehn Personen erlaubt sein, Kinder bis 14 Jahre ausgenommen. „Wir müssen auch einen Ansporn geben, dass sich jetzt alle zusammennehmen, um das möglich zu machen“, sagte Lauterbach dazu. Lockerungen seien nicht selbstverständlich, sondern vom Infektionsgeschehen abhängig. Wichtig vor den Weihnachtstagen sei in jedem Fall, dass sich vor den Feiern alle nach Möglichkeit in eine Art Vorquarantäne begeben würden.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) betonte die Notwendigkeit verschärfter Schutzmaßnahmen. Die Situation in den Krankenhäusern sei besorgniserregend, Betten auf Intensivstationen seien knapp, sagte Kretschmer am Mittwoch „MDR Aktuell“. Mit Blick auf die weiter hohen Infektionszahlen erklärte er: „Wir werden auf diesem hohen Niveau, was wir jetzt haben, nicht über den Winter kommen.“

Zu den Überlegungen, den Beginn der Weihnachtsferien an Schulen bundesweit vorzuziehen, sagte Kretschmer, Ziel der dadurch gewonnenen Zeit sei es, „dass man zu Hause bleibt, wenig Kontakt mit anderen Menschen hat und damit das Risiko für die Weihnachtszeit reduziert“. Zugleich appellierte der Ministerpräsident an die Eigenverantwortlichkeit der Bevölkerung: „Wenn sich alle wild rumbewegen, dann passiert genau das Gegenteil“, warnte Kretschmer. Es gebe nach wie vor „ein großes Infektionsgeschehen, das durch Unachtsamkeit und Leichtsinn passiert“.

Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) nannte als Bedingung für die Zustimmung Nordrhein-Westfalens neue Wirtschaftshilfen des Bundes. Im Landtag sagte er am Mittwochmorgen, dass es nach der sogenannten November-Hilfe nun eine Dezember-Hilfe geben müsse. Die Verlängerung der aktuellen Beschränkungen gefährde viele Selbstständige in ihrer Existenz. Das müsse man kompensieren.

Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus kritisierte, dass die Bundesländer nicht früher härtere Maßnahmen ergriffen haben. Mit Blick auf die aktuell hohe Zahl an täglichen Todesfällen im Zusammenhang mit dem Virus sagte Brinkhaus am Mittwochmorgen in der RTL/ntv-Sendung „Frühstart“: „Da hätte man vielleicht auch früher drangehen müssen mit härteren Maßnahmen.“ Die aktuellen Regeln hätten nicht ausgereicht, um Todesfälle zu verhindern, sagte Brinkhaus. „Deswegen müssen heute härtere Maßnahmen beschlossen werden“, sagte der CDU-Politiker.

Der Kandidat für den CDU-Vorsitz, Norbert Röttgen, rief Bund und Länder zu einheitlichen Maßnahmen auf. „Die Akzeptanz sinkt, wenn in jedem Bundesland andere Maßnahmen ergriffen werden – das verwirrt und stiftet Unmut“, sagte er der „Wirtschaftswoche“. Zudem seien „die Maßnahmen immer etwas zu spät und nicht immer konsistent“. Man müsse wieder hin zu der Einigkeit von Bund und Ländern zu Beginn der Pandemie. [...]

Auch die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, forderte langfristige und bundesweit einheitliche Corona-Regeln. „Was wir brauchen ist erstens Transparenz und Ehrlichkeit. Und wir brauchen Perspektive. Und dazu gehört es, dass wir Risikostufen haben“, sagte sie am Mittwochmorgen im ARD-„Morgenmagazin“. Die Regeln sollten bundesweit einheitlich gelten und je nach Infektionsgeschehen vor Ort angewandt werden.

[...]

Der FDP-Innenpolitiker Konstantin Kuhle verlangte ebenfalls eine langfristig ausgerichtete Corona-Strategie. „Wir können jetzt schon beobachten, dass erste Inhaber von Geschäften aufgeben, dass schlichtweg der Mut und die Hoffnung langsam verloren gehen“, sagte er in der RTL-Sendung „Guten Morgen Deutschland“. „Deshalb brauchen wir endlich eine Langfriststrategie bis ins Frühjahr.“

Kuhle warnte vor Überlegungen, vor Weihnachten noch weniger Kunden in die Geschäfte zu lassen als bisher. „Das ist ein Verödungsprogramm für die Innenstädte“, urteilte er. „Wenn Geschäfte ein funktionierendes Hygienekonzept haben, dann ist nicht erklärbar, warum die Zahl der Kunden jetzt weiter gesenkt werden soll. Hier müssen die Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerin dringend nacharbeiten.“

Die Ministerpräsidenten der Länder wollen an diesem Mittwoch mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) über eine Verlängerung der Corona-Regeln beraten. Am Montagabend hatten sie sich auf eine Linie geeinigt, mit der sie in die Beratungen gehen. Demnach sollen Kontaktbeschränkungen ab Anfang Dezember verschärft werden. Vom 23. Dezember bis zum 1. Januar aber soll es zu Lockerungen kommen. [...]

RKI meldete zuletzt 18.633 neue Infektionen

Laut einer Umfrage hält es eine Mehrheit der Bundesbürger für gerechtfertigt, wenn Bund und Länder angesichts der hohen Infektionszahlen private Feiern in der Weihnachtszeit begrenzen. In der repräsentativen Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der „Augsburger Allgemeinen“ sagten 57 Prozent der Befragten, es sei richtig, dass der Staat eine Höchstteilnehmerzahl für Feiern an Weihnachten in der Pandemie vorschreibt. Dagegen halten 36,5 Prozent der Bundesbürger es für unangebracht, wenn der Staat in die Privatfeiern an Weihnachten eingreift.

In der Nacht zum Mittwoch meldete das RKI 18.633 neue Infektionen mit dem Coronavirus binnen 24 Stunden. Das waren 1.072 mehr als am Mittwoch vergangener Woche. 410 weitere Menschen starben an oder mit dem Virus, sodass sich die Zahl der Todesfälle auf insgesamt 14.771 erhöhte. [...]"

Siehe vollständig dazu die Quelle:
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/po...lSx7?li=BBqg6Q9

Kommentar

Man ist auf dem besten Weg wieder großen politischen Murks zu machen, wie es scheint. Offensichtlich hat man aus den bisherigen zahlreichen Fehlern nichts gelernt. Zu Werihnachten zu lockern ist schon schlimm genug, könnte aber durch weniger Arbeits- oder Schulkontakte teilweise ausgeglichen werden. Doch ausgerechnet zu Silvester zu lockern ist exakt der falsche Weg, da genau zu der Zeit aufgrund von Alkoholmissbrauch und generell mangelnder Disziplin mit wesentlich mehr Infektionsgeschehen zu rechnen ist als zu Weihnachten. Es wäre angesichts der aktuellen Infektionszahlen absolut unverantwortlich zu Silvester Lockerungen zuzulassen. Genau das Gegenteil ist der Fall. Will man nicht nur heucheln, sondern tatsächlich die Infektionszahlen senken, sind starke Einschränkungen notwendig.

Das Jammern der Feuerwerkshersteller kann ich nicht mehr hören. Jahrzehnte haben sie riesige Gewinne eingefahren. Einige Jahre gab es von Jahr zu Jahr neue Umsatzrekorde. Wo sind die Gewinne geblieben? Die hätte man als verantwortungsbewusster Unternehmer auf derartig einseitigem Tätigkeitsfeld zumindest zum Teil zur Unternehmenssicherung einsetzen müssen, nicht können. Es kann immer zu Produktionsausfällen aus den unterschiedlichsten Gründen kommen, so dass man zumindest eine Ausfallversicherung haben müsste, zu der auch Naturkatastrophen zählen. Auch die sich aus dem Arbeitsrecht ableitende Fürsorgepflicht eines jeden Unternehmers seinen Angestellten gegenüber, gebietet es aus Gewinnen eine Ausfallvorsorge vorzuhalten, zumindest für größere Unternehmen.
Wie armselig ist es darüber hinaus, nicht ein einziges Mal in seinem Leben zum eigenen und dem Wohl der Allgemeinheit auf Silvester verzichten zu können?

Die Ansichten und Vorschläge von Söder (Tenor: strengere Maßnahmen), Lauterbach (Vorquarantäne), Brinkhaus (Tenor: Maßnahmen oft zu spät und nicht konsequent genug, daher jetzt Verschärfung erforderlich), Kretschmer (Tenor: Anzahl der Intensivplätze wird knapp) und Röttgen (Tenor: Maßnahmen immer etwas zu spät und nicht immer konsistent, Einigkeit erforderlich) sind zutreffend.

Den Vorschlag Lauterbachs einer freiwilligen "Vorquarantäne" vor den Feiertagen kann ich den Menschen nur ans Herz legen. Der ist zum Schutz für sich, seine Familienangehörigen und letztlich auch der Allgemeinheit wirklich sinnvoll. Eine Umfrage des WDR zu dem Thema erntete allerdings häufig Unverständnis, Uneinsichtigkeit und Widerwillen, was wieder zeigt, wie viele Egoisten unter uns weilen. Was ist bitte dabei in den letzten Tagen vor Weihnachten die Sozialkontakte gegen Null zu reduzieren, um die Feiertage einigermaßen im Kreis der Familie unbeschwert genießen zu können? Das macht allerdings nur Sinn, wenn dabei die Beteiligten einer Feier alle mitmachen. Ist nur ein(e] Infizierte(r) auf einer Feier, ist alles vergebens.

Angesichts der auf hohem Niveau stagnierenden bzw teil wieder steigenden Neuinfektionszahlen sind weitergehende Einschränkungen und deren konsequente Überwachung, die ebenso konsequnte Ahndung von Verstößen beinhalten muss) ein absolutes Muss, will man nicht das Schicksal anderer betroffener Nationen erleiden. Der Weg nach unten geht bekanntermaßen immer schneller als der nach oben.


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Der aktuelle Stand der neuen Bund-Länder-Vereinbarungen zur Pandemiebekämpfung

#193 von Excubitor , 25.11.2020 22:04

Tagesspiegel - Merkel und Länderchefs einigen sich: „Wir brauchen noch einmal eine Kraftanstrengung“

" Sabine Beikler, Georg Ismar, Fabian Löhe, Julia Bernewasser vor 9 Min.

Wie geht es weiter mit der Corona-Bekämpfung? Dazu haben die Kanzlerin und die Länderchefs beraten. Das sind die Ergebnisse.

[...] Die Regelungen sollen zunächst bis zum 20. Dezember gelten. [...]

Darauf haben sich Angela Merkel, die Länderchefinnen und die Landesfürsten nach Tagesspiegel-Informationen bei ihrem Treffen geeinigt:

- Der Bund und die Länder haben einen Hotspot-Wert vereinbart. Erst ab einer Inzidenz von 200 müssen die Corona-Regeln noch einmal deutlich verschärft werden. In Berlin lag der Wert laut Robert-Koch-Institut zuletzt bei 195 - laut der Gesundheitsverwaltung jedoch bei 218.

- Schule: [...]

- In Geschäften dürfen sich nicht mehr als ein Kunde pro 20 Quadratmeter Verkaufsfläche aufhalten – ab einer Ladenfläche von insgesamt 800 Quadratmetern. Das ist eine deutliche Verschärfung: Bisher darf sich jeweils ein Kunde auf einer kleineren Verkaufsfläche von 10 Quadratmetern aufhalten.

- Treffen mit anderen: Geplant ist, dass sich nur noch zwei Haushalte mit maximal fünf Personen in der eigenen Wohnung treffen dürfen. Jugendliche unter 14 Jahren sind von den Vorgaben ausgenommen. Bislang sind zehn Erwachsene insgesamt erlaubt, eine explizite Beschränkung mit Blick auf die Wohnung gab es bisher nicht, nur eine Empfehlung. Für Weihnachten und Silvester soll es eine Sonderregelung geben: Dann sollen kurzzeitig nahezu die alten und derzeit noch gültigen Regelungen gelten. Es dürften sich dann also über die Feiertage zehn Erwachsene verschiedener Haushalte um den Weihnachtsbaum herum versammeln.

- Kulturveranstaltungen und Restaurants: Kultureinrichtungen wie Museen, Kinos und Theater sollen den Plänen zufolge weiterhin geschlossen bleiben, doch „sobald dies angesichts der Infektionslage möglich ist“, sollen die Länder sie auch wieder öffnen können. Auch die Gastronomie bleibt bis zum 20. Dezember geschlossen. Die Lage zu Weihnachten ist damit aber noch nicht klar. Denn am 15. Dezember wird bereits über eine weitere Verlängerung diskutiert werden.

- Silvesterfeuerwerk: In den angedachten Infektionsschutzmaßnahmen bleibt Silvesterfeuerwerk zwar erlaubt, doch „auf belebten Plätzen und Straßen“ ist es verboten, „um größere Gruppenbildungen zu vermeiden“.

- Urlaub: [...]

- Bahnfahrten: [...]

- Wirtschaftliche Absicherung von Krankenhäusern: [...]

- Zusätzliche Finanzhilfen: [...]


Darauf hatten sich die Spitzen des Bund-Länder-Treffens bereits im Vorfeld geeinigt:

- Einkaufen: Die Maskenpflicht wird erweitert und gilt künftig auch vor Einzelhandelsgeschäften und auf Parkplätzen. Weihnachtseinkäufe sollen möglichst unter der Woche getätigt werden.

- Schulen:

Allerdings ist in dem aktuellsten Beschlussentwurf auch eine Hintertür für die Ministerpräsidenten eingebaut: So dürfen die Länder von diesen und anderen Beschränkungen abweichen, wenn ihre Infektionszahlen unter einen kritischen Wert rutschen. Ausschlaggebend für solche regionalen Lockerungen ist eine Inzidenz „von deutlich unter 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von 7 Tagen“.

Eine solche Öffnung soll laut den Plänen unter anderem davon abhängig gemacht werden, dass sich Kontakte vermeiden, Räume gut lüften und Gruppenbildungen vermeiden lassen. Für sogenannte Corona-Hotspots mit besonders hohen Infektionszahlen könnten die Länder hingegen ihre Beschränkungen regional nachschärfen. Der Beschlussentwurf hält auch fest, dass Bund und Länder sich noch vor Weihnachten am 15. Dezember erneut über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie abstimmen wollen."

Die umfangreichen Details dazu siehe hier:
https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-s...lBBe?li=BBqg6Q9


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zuletzt bearbeitet 25.11.2020 | Top

Mediziner gegen politisches Versagen

#194 von Excubitor , 26.11.2020 19:13

Tagesspiegel - "Montgomery warnt vor Fest mit Todesrisiko: „Es ist Wahnsinn, Weihnachten wieder Corona-Regeln zu lockern“"

"Der Weltärztevorstand übt drastische Kritik an den Bund-Länder-Plänen für die Festtage. Auch andere Ärztevertreter und Intensivmediziner warnen.

Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hat vor einem Anstieg der Corona-Infektionszahlen nach Weihnachten gewarnt. „Medizinisch-epidemologisch ist es Wahnsinn, zu Weihnachten wieder aufzumachen und zu lockern“, sagte er am Donnerstagmorgen im Radioprogramm „SWR Aktuell“.

Zwei bis drei Wochen später werde es mehr Todesfälle geben, prognostizierte er. „Weihnachten wird damit zu einem Fest mit einem Todesrisiko für manche Menschen.“

Er verstehe, dass Lockerungen über die Feiertage aus psychologischer Sicht für die Menschen wichtig seien. Das Risiko könne man in Kauf nehmen, wenn sich die Bevölkerung danach von selbst an die Distanzregeln halte.

Kein Verständnis habe er dafür, dass die gelockerten Kontaktbeschränkungen auch über Silvester gelten sollen. Über den Jahreswechsel sei viel Alkohol im Spiel. Menschen würden gemeinsam feiern und sich in den Armen liegen. „Das sind wunderbare Infektionsquellen. Da freut sich das Virus und jubelt“, sagte Montgomery.

Wenn Alkohol im Spiel ist, wird es problematisch

Auch andere Ärztevertreter warnen vor einem Kollaps der Kliniken durch riskante Feiern zu Silvester. "Was an Weihnachten möglich ist, muss nicht auch für Silvester gelten", warnt die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna. Größere Zusammenkünfte in geschlossenen Räumen seien vor allem dann Treiber von Infektionen, wenn Alkohol im Spiel ist.

Es sei besser, den Jahreswechsel im kleineren Kreis zu feiern. Die Belastung der Kliniken durch die Pandemie sei bereits jetzt hoch und werde es auch in vier Wochen sein, warnt Johna. Um den "Kollaps" zu verhindern, müssten besonders an Feiertagen alle mitwirken, Risiken zu minimieren.

[...] Ab dem 23. Dezember und höchstens bis zum 1. Januar soll es aber Lockerungen geben. In dieser Zeit können zehn Personen im Familien- und Freundeskreis zusammenkommen, Kinder bis 14 Jahre nicht mitgezählt.

Zudem kommt Kritik von Seiten der Intensivmediziner. Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) Uwe Janssens sieht dabei aber nicht nur Silvester kritisch. „Bei allem Verständnis für Weihnachten und Familienfeiern müssen wir leider befürchten, dass in der Folge der partiellen Aufhebung der Einschränkungen um Weihnachten im Januar die Infektionszahlen wieder ansteigen“, sagte er.

Modellrechnung zeigt Gefahr, die von Treffen an Feiertagen ausgeht

Dass die Warnungen der Mediziner nicht unbegründet sind, zeigt eine Modellrechnung des Forschungszentrums Jülich und des Frankfurt Institutes for Advanced Studies, die verschiedene Szenarien für die Feiertage entwirft. Die Forscher kommen zu dem Schluss: „Mögliche vermehrte Kontakte zu Weihnachten und Silvester könnten als neue Quellen zusätzlich zur Ausbreitung des Virus beitragen.“

Die Ausweitung der Kontakte durch Besuche von Familien und Bekannten - womöglich über das ganze Land hinweg - könnten die Infektionen weiter verteilen. Damit wären auch Regionen mit niedrigen Fallzahlen wieder verstärkt betroffen, der Anstieg der Neuinfektionen nähme Fahrt auf.

Diesen „Weihnachtseffekt“ vergleichen die Wissenschaftler mit einer schon zweimal in diesem Jahr beobachteten Entwicklung: den Zuwächsen bei Neuinfektionen zur Zeit der Winter- und Sommerferien vor allem durch Reiserückkehrer.

„Über Weihnachten und Silvester könnte Ähnliches passieren, wenn Besuche innerhalb Deutschlands die Infektion bundesweit verteilen, selbst wenn Reisen in stärker betroffene Gebiete im Ausland gar nicht stattfinden“, schreiben sie.


Zwei Szenarien zeigen die Folgen auf

[...]

Im besten Fall bliebe die Kontaktrate über Weihnachten konstant, weil zum Beispiel wegfallende Kontakte im Arbeitsleben oder in Schulen einen geringen Anstieg durch Familienbesuche ausgleichen. Die Forscher nehmen an, dass die Fallzahlen durch die geltenden Beschränkungen zunächst sinken. Für den Fall, dass fast alle Maßnahmen nach dem 20. Dezember aufgehoben werden, würden die Zahlen im Januar ein Niveau wie Ende Oktober erreichen - das heißt im Schnitt etwa 20.000 Neuinfektionen täglich.

Für den schlechtesten Fall sind die Wissenschaftler hingegen davon ausgegangen, dass es infolge der Besuche zu Weihnachten und Silvester zu einer deutlich - um 50 Prozent - erhöhten Kontaktrate kommt. Dann würden die Fallzahlen der Berechnung zufolge im Januar die Marke von 25.000 Neuinfektionen pro Tag reißen. Für den Fall, dass einige Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen noch länger aufrecht erhalten werden, verliefe die Kurve deutlich unter dem Wert von 20.000 Neuinfektionen - wenn auch mit einem kurzen Anstieg nach Weihnachten.

Die Forscher wiesen darauf hin, dass zur Reduzierung der Fallzahlen aus epidemiologischer Sicht eigentlich nur die Kontakte zwischen ansteckenden und nicht infizierten, nicht immunen Personen entscheidend seien. Das ist in der Simulation nicht berücksichtigt. Allgemeine Kontaktbeschränkungen seien aber vermutlich der einfachste Weg, um auch die „relevanten Kontakte“ zu reduzieren, hieß es. (Tsp, dpa, Reuters)

Korrektur: In einer früheren Version wurde Montgomery als Weltärztepräsident bezeichnet. Das ist falsch. Er ist Vorsitzender des Vorstandes des Weltärztebundes. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen."

Siehe dazu die Quelle:
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/ot...nynb?li=BBqg6Q9


Kommentar

Ich gehe davon aus, dass die Mediziner und Forscher wohl Recht behalten werden. Man braucht wirklich keine Modellrechnung, um durch die unverantwortlichen Lockerungen von einer erheblichen Steigerung des Infektionsgeschehens nach den Feiertagen, insbesondere nach Silvester ausgehen zu müssen, nicht nur zu können. Die Auswirkungen des Alkohols in dem Zusammenhang habe ich schon früher kommentiert. Siehe dazu die Kommentierung unter: SARS-COV-2/ Covid-2019 - Aktuelle News (13)
Schon jetzt sind Intensivbetten teilweise knapp.
Nach gegenwärtigem Stand haben wir durch das politische Versagen mit einem mindestens sehr harten Januar zu rechnen, wenn sich das Ganze nicht sogar noch bis in Februar/ März hineinzieht, in welchem Zeitraum die Infektionszahlen sich erwartungsgemäß ohnehin noch einmal steigern würden.
Auch ist immer noch die Frage offen und unbeantwortet, bei den Lockerungen wohl unberücksichtigt, welche Auswirkungen durch die Influenza-Saison hinzukommen werden. Man kann nur hoffen, dass durch die Maskenverwendung auch diese Infektionen im Vergleich zum Normalfall zumindest etwas verringert werden.


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Statement zur aktuellen Lage der Pandemie in Deutschland

#195 von Excubitor , 27.11.2020 19:13

Die Fakten

In Deutschland wurde innerhalb einer Woche zweimal der Todesfallrekord gebrochen.
Die Neuinfektionen steigen derzeit und befinden sich wieder über 20000/ 24 h. (Siehe dazu das Daily Update: SARS-CoV-2/ Covid-2019 - Daily Update for Germany (9))
Das Infektionsgeschehen beschleunigt sich derzeit. (Siehe dazu das Daily Update unter "Verdopplungszeit": SARS-CoV-2/ Covid-2019 - Daily Update for Germany (9))


Statement

Angesichts dieser Zahlen steht zu erwarten, dass durch die teils unverantwortlichen Lockerungen zu Weihnachten und vor allem Silvester ein möglicherweise desaströser Januar/Februar bevorsteht. Es scheint derzeit nicht mehr möglich die Neuinfektionszahlen noch vor Weihnachten auf ein derart niedriges Maß zu senken, dass eine mögliche starke Steigerung nach Weihnachten und dem Neujahrswechsel aufgefangen werden kann. Dazu müssten, den bisherigen Erfahrungen zufolge, die Zahlen bis auf mind. 4000/ 24 h herunter gebracht werden, damit nach den Feiertagen die Zahlen zu Jahresbeginn nicht deutlich über 20000 ansteigen werden und dann die Klinikkapazitäten schnell ihr Ende erreichen könnten.

Das ist schlicht eine sachlich begründete Annahme. die sich aus den bisherigen Erfahrungen herleitet, und weit davon entfernt Unsicherheit oder Angst verbreiten zu sollen.
Wie wohl jede(r) andere auch hoffe ich, dass das angenommene Szenario nicht eintreten möge.

Es steht jetzt in der Verantwortung jeder einzelnen Person in diesem Land (Kinder und schwer physisch oder psychisch Kranke ausgenommen) dazu beizutragen das zu verhindern, was teilweise Politiker und andere Verantwortungslose mit ihrer Nachlässigkeit mutmaßlich jetzt schon angerichtet haben.


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